Fast jeder findet seinen Platz

HORATH. Inmitten hügeliger Felder, Wiesen und Wälder liegt der kleine Hunsrückort Horath. Für jedes Neugeborene wird hier ein Baum gepflanzt - Zwetschge für die Mädchen und Birne für jeden Jungen, gestiftet vom Bürgerverein. Mit einem Namensschild wird so jeder neue Bürger kundgetan.

 Groß und Klein fühlt sich wohl im Hunsrückort Horath.Foto: Marita Blahak

Groß und Klein fühlt sich wohl im Hunsrückort Horath.Foto: Marita Blahak

Die Horather schätzen ihren Ort: "Wir fühlen uns hier sehr wohl, wir wollen gar nicht woanders wohnen", kommt es wie aus einem Munde der drei Familien, die sich in der Dorfmitte zum Gespräch mit dem TV treffen. Auch wenn man ohne Auto nicht auskommt, auch wenn es an Kino, Schwimmbad oder ähnlichen Freizeitmöglichkeiten fehlt - die Gemeinschaft und das tolle Miteinander in den zahlreichen Vereinen macht vieles wett. Denn die Vereine bieten nicht nur den Erwachsenen, sondern auch den Kindern und Jugendlichen viel Abwechslung. "Feste gibt es bei uns das ganze Jahr über, jeder Verein engagiert sich mit vollem Einsatz zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten", bemerken die jungen Mütter Silke Sauer, Gabi Trierweiler, Anja Alt und Andrea Eibes. Besondere Höhepunkte sind beispielsweise das Krippenspiel mit lebenden Tieren, das der Männergesangverein Horath bereits zum dritten Mal veranstaltete, oder der Karnevalsumzug. Bei solchen Gelegenheiten ist der ganze Ort auf den Beinen. So wird in dem knapp 470 Einwohner zählenden Hunsrückort gemeinschaftliches Tun groß geschrieben. Ob Sport-, Musik- und Gesangverein, Feuerwehr oder Bürgerverein, Frauengemeinschaft oder Theatergruppe - Groß und Klein hat Spaß und engagiert sich je nach seinen Fähigkeiten und Neigungen. Ob alt oder jung, in der Dorfgmeinschaft hat jeder seinen Platz. Dass in Horath sehr viele junge Familien wohnen, dazu trägt sicherlich das Angebot an günstigem Bauland bei. "Die Gemeinde legt seit Jahrzehnten Wert darauf, Flächen als Rohbauland zu kaufen, damit Bauplätze preisgünstig zur Verfügung stehen", sagt Ortsbürgermeister Helmut Schuh. Für die Zukunft ist ein weiteres Baugebiet mit 20 weiteren Plätzen geplant. Das einstige Bauerndorf Horath, in dem die Bewohner im Sommer in der Landwirtschaft und im Winter in der Waldwirtschaft tätig waren, hat sich heute zu einem (fast) reinen Wohnort gewandelt. Zwei Landwirte, die außerhalb ihre Betriebe haben, bewirtschaften noch große Flächen rund um den Ort. Mit ihrer Arbeit und der teilweisen Aufforstung mit Laubwald durch die Gemeinde werde einer drohenden Versteppung und Verbuschung der Landschaft vorgebeugt, unterstreicht Schuh.Arbeitsplätze gibt es im wieder in Betrieb genommenen Hochwald-Drahtwerk und im Familienhotel Hochwald. Ansonsten heißt es mit dem Auto zur Arbeit fahren, denn die Busverbindungen sind schlecht. Für die Jüngsten gibt es einen Kindergarten mit einer Gruppe für 25 Kinder. "Doch die wurde für die vielen Kinder hier im Ort zu klein", sagt Sauer. Die Mütter freuen sich daher über einen zweiten Gruppenraum im Familienhotel Hochwald, personell unterstützt durch die Gemeinde und den kirchlichen Träger. Die Gemeinschaft, die den Kleinen gut tut, suchen auch die Mütter. Die jungen Frauen treffen sich regelmäßig zu Frauenstammtischen, zum Joggen oder Fahrradfahren auf dem weiten Wegenetz rund um den Ort. Langeweile kommt keine auf und damit jede neu zugezogene Familie auch gleich Kontakt finden kann, gibt es eine Krabbelgruppe auf privater Basis. Auch die Versorgung ist im kleinen Hunsrückort gut. Welcher Name könnte passender sein als "Nah und Gut" für den Dorfladen mit Bäckerei und Fleischerei, wo man fast alles bekommt - sogar die Sonntagsbrötchen. Eine fahrbare Sparkasse kommt einmal in der Woche; auf Briefkasten, Post- und Paketdienst muss ebenfalls keiner verzichten. Ansonsten müsse man in einem kleinen Wohnort eben flexibel sein was Arztbesuche oder Unterhaltungsmöglichkeiten betreffe, unterstreichen die Frauen. Doch eine Sache wird heftig kritisiert: Es gibt keinen Spielplatz. "Horath hat einen sehr schönen Sportplatz, doch für die Kinder fehlt es an einem geeigneten Platz zum Spielen und Toben", bemängeln Mütter und Kinder.

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