Faszinierende Welt seltener Marken

TRABEN-TRARBACH. Das große Feld der kleinen bunten Briefmarken ist ein faszinierendes Hobby, das seine Liebhaber auf der ganzen Welt hat. In Wittlich gibt es den Philatelisten-Verein Wittlich e.V., und der gab sich jetzt zum zweiten Mal ein Stelldichein in Traben-Trarbach. Und in der Doppelstadt wurde geguckt, getauscht, gestaunt und viel Interessantes erzählt.

Über den Alben rücken die Köpfe näher zusammen, konzentriert werden die Marken begutachtet. Nur Herren haben sich an diesem Abend im Central-Hotel eingefunden, und die beiden Vorsitzenden des Wittlicher Vereins, Harald Basten und Eduard Naß, bestätigen, dass die Philatelie überwiegend Männerherzen höher schlagen lässt. Es gibt nur wenige Frauen in ihrem Verein.Vor allem ältere Semester packt das Sammelfieber

Die jüngsten der insgeamt 120 Mitglieder sind zwölf Jahre alt, die Senioren Mitte 80, aber die Alterskurve geht nach oben, während die Zahl der Sammler insgesamt sinkt.Im Zeitalter elektronischer Postversendung über den ganzen Globus binnen weniger Sekunden mutet die Philatelie fast schon ein wenig nostalgisch an, aber von ihrer Faszination hat sie dennoch nichts eingebüßt. Ganze Kisten voller Alben mit Briefmarken aus aller Welt befinden sich im Bestand des Vereins, einige Hunderttausende werden es sein, schätzen Basten und Naß, und viele Marken sind noch nicht einmal sortiert.Den Betrachter entführen die kleinen bunten Bilder in die Ferne. "Man kann dabei auch einiges lernen, wenn man sich damit auseinandersetzt, was auf den Marken ist", weiß Eduard Naß. Derweil schwärmt Harald Basten: "Ich kann beim Briefmarken sammeln wunderbar entspannen." Hauptkriterium ist jedoch die Devise: "Es soll Spaß machen." Eine Wertanlage seien Briefmarken im Gegensatz zu alten Ansichtskarten hingegen nicht. Der Wittlicher Verein befasst sich auch mit der Heimatphilatelie und erforscht seit den 80er Jahren die Geschichte der Poststempel im Kreis Bernkastel-Wittlich. Von 1776 bis in die Neuzeit reichen die Belege, von denen der Verein Kopien besitzt.Aus Bernkastel ist Rudi Stenzel angereist. Als Gymnasiast begann er vor 65 Jahren mit dem Sammeln von Briefmarken und er gehört dem Sammlerverein der Stadt an. Einen Karton mit mehr als 500 Briefbelegen hat er mitgebracht und hofft heute, dafür einen Interessenten zu finden."Eine Marke kann eine Geschichte erzählen", sagt Eduard Naß, "ein Briefumschlag ein ganzes Buch". So verleiten die vielen Luftpostbriefe aus der Sammlung von Rudi Stenzel zum Studieren. Vom 8. September 1948 ist ein Brief datiert, der mit einem weißen Aufkleber versehen ist: "Zur Devisenüberwachung zollamtlich geöffnet." Abgesegnet wurde das ganze mit zwei Stempeln aus Köln.Gruß in die Heimat aus der Antarktis

Der passionierte Sammler Rudi Stenzel war Geschäftsführer und Inhaber einer Metallwarenfabrik in Bernkastel und größtenteils war es Geschäftspost aus aller Welt, deren Umschläge er aufgehoben hat. Aber auch eigene und im In- und Ausland ersteigerte Briefe sind dabei. "Die meisten Sammler gibt es in den USA", hat Stenzel festgestellt. Seine beachtliche Sammlung wechselt an diesem Abend tatsächlich den Besitzer, und ein Traben-Trarbacher Briefmarkenfreund fischt sich einen Umschlag heraus, der in der Antarktis abgestempelt worden ist. Dort hat er vor 20 Jahren als Wissenschaftler gearbeitet und der kleine weiße Umschlag mit der Marke, die den Südpol-Eroberer Roald Amundsen zeigt, weckt Erinnerungen an ferne Zeiten in fernen Gefilden. Jeden vierten Dienstag im Monat treffen sich die Mitglieder des Wittlicher Vereins, zu denen viele aus der Region Mosel und Eifel gehören, um 19.30 Uhr im Casino in der Wittlicher Friedrichstraße. Neugierige sind da jederzeit willkommen. Einmal im Jahr gibt es eine Auktion "Von Sammler zu Sammler" in Wittlich. In Traben-Trarbach wollen die engagierten Philatelisten noch ein wenig weiter missionieren und die Briefmarkenfreunde anlocken. Auch im neuen Jahr planen sie hier ein informatives Treffen, bei dem getauscht und geplauscht werden kann.

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