Federweißer: An der Mosel kein großes Geschäft

BERNKASTEL-WITTLICH. Spät beginnt in diesem Jahr die Weinlese an der Mosel. Der beliebte Federweiße ist aber schon seit Wochen in vielen Gaststätten und Läden zu haben. Das Geschäft mit dem gärenden Most machen vor allem die Italiener und die Pfälzer.

Neuer, Bremser, Bitzler, Federweißer oder Roter Rauscher: Der gärende Traubenmost hat viele Bezeichnungen. Es gibt regelrechte Fans dieses Getränks, das zurzeit in allen Weinbaugebieten ausgeschenkt wird und auch im Lebensmittel- oder Getränkehandel im Kühlregal erhältlich ist. Wohl dosiert, ist der Federweiße ein gesundes Getränk, denn der entstehende Wein enthält viele Vitamine. Hinzu kommt die entschlackende Wirkung durch den hohen Anteil an Hefen. Der Markt für den Federweißen ist in Deutschland seit Jahren konstant. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz betrug in den vergangenen sechs Jahren der vermarktete Federweißenanteil an der gesamten Erntemenge in Rheinland-Pfalz zwischen 0,25 und 0,3 Prozent. Das sind 16 500 bis 18 000 Hektoliter. Spitzenreiter unter den Anbaugebieten ist mit großem Abstand die Pfalz, wo im vergangenen Jahr 10 800 Hektoliter oder 60 Prozent des rheinland-pfälzischen Federweißen vermarktet wurden. Es folgen Rheinhessen mit 3774 Hektoliter (21 Prozent) und Mosel-Saar-Ruwer mit 2185 Hektoliter (zwölf Prozent) Schwer zu beziffern ist die Menge an italienischem Federweißen, der bereits Mitte August in Deutschland angeboten wird. Er dürfte mindestens die Hälfte des in den Verbrauchergebieten vermarkteten Federweißen ausmachen. Sein Vorteil: Die Trauben werden in Süditalien sehr früh geerntet. Damit sind die Italiener vier bis sechs Wochen früher auf dem deutschen Markt. Nach den Italienern kommen die Pfälzer und dann erst die Mosel. Gerade in diesem Jahr dürfte die Mosel Nachteile haben, da die Ernte wegen der späten Reife spät beginnt. Dennoch gibt es auch an der Mosel einige Betriebe, die mit dem Federweißen gute Geschäfte machen. Einer der größten auf diesem Gebiet ist die Vermarktungsgesellschaft "Römisches Weindorf" in Leiwen. Inhaber Hans-Peter Scholtes beliefert ab Mitte August große Handelsketten wie Rewe oder Edeka, zuerst mit italienischem Federweißen, später mit Pfälzer und zum Schluss mit Mosel-Federweißem. Das Geschäft mit Federweißem ist durchaus eine lukrative Marktnische, man muss aber wissen, wie es geht. Der geklärte Most wird zunächst stark runtergekühlt, mit speziellen Gärhefen geimpft und gekühlt in Literflaschen gefüllt. Diese dürfen nicht mit Korken luftdicht verschlossen werden, damit die bei der Gärung entstehende Kohlensäure entweichen kann. Scholtes benutzt daher Schraubverschlüsse ohne Dichtung. Verbraucher, die im Kühlregal zu einer Flasche greifen, erhalten auf dem Rückenetikett genauere Informationen über das Produkt. Zum Beispiel bei welcher Temperatur wie schnell die Gärung vonstatten geht. Natürlich darf auch die Empfehlung "Bitte stehend lagern" nicht fehlen. Gut im Geschäft mit Federweißem ist auch das Weingut Schnitzius-Engels in Kröv. Die gesamte Müller-Thurgau-Ernte des Betriebes wird als Federweißer vermarktet. Die Brüder Winfried und Günter Schnitzius haben bereits vor 20 Jahren in der Mainmetropole Frankfurt ein Lager gepachtet, von wo aus sie die Gastronomie im Rhein-Main-Gebiet mit Mosel-Federweißem beliefern. Besonders beliebt sind 10-Liter-Kanister. Dieser Tage, wenn die Federweißensaison auf dem Höhepunkt ist, hält sich Winfried Schnitzius vier Tage die Woche in Frankfurt auf. Gaststätten und Getränkehandlungen ordern den gärenden Most. Winfried Schnitzius freut sich über das gute und schnelle Geschäft. Er hat festgestellt: "Überall, wo viel Betrieb ist und gefeiert wird, kann man Federweißen verkaufen."

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