Fein essen, die Kirche und frieren im Schloss

DREIS. Medienkompetenz, Ausdauer, Kreativität und eine gehörige Portion Neugier auf ihren Heimatort bewiesen die Kinder der vierten Klasse der Grundschule Dreis. Sie präsentierten jetzt zwei Filme, die sie selbst gedreht hatten.

Den jungen Grafen Walderdorff, den Sterne-Koch vom Restaurant Sonnora, ihren Bürgermeister, den Pastor, die Möhnen und den ehemaligen Rektor ihrer Schule: Die jungen Dreiser Filmemacher hatten alle für den Ort relevanten Menschen vor die Kamera gerufen. "Die Fragen haben wir uns vorher überlegt", erzählt Anna. In Gruppen seien sie dann zu den einzelnen Drehorten gezogen. Im Unterricht hatten sie eine Geschichte übers Filmen gelesen, bevor Klassenlehrerin Rosemarie Kürten ihnen eröffnete, dass sie nun ihr eigenes Werk drehen dürften. Hilfestellung und sämtliche Technik kam von Kurt Laux, Mitarbeiter des Medien Kompetenz Netzwerkes in Daun, und seiner Assistentin Nadine Eckhard.Der erste Dreiser Filmorden

Zunächst ging es um den Karneval und die Dreiser Möhnen, die fleißig das Dreiser Heimatlied intonierten. Doch das Projekt wurde weitergeführt. Valentina zum Beispiel war bei der Gruppe dabei, die den jungen Schlossherrn interviewte. Imposante Reliefe, den Innenhof, den Eingang haben sie gefilmt, und Fragen gestellt, wie sie auch jedem Profi gut anstehen. Wann erbaut und von wem, wo ist die Familiengruft, und wie ergeht es einem überhaupt so als Bewohner eines echten Schlosses. "Der Vorteil ist der viele Platz", meinte Georg, Graf von Walderdorff, "der Nachteil eine wahnsinnige Kälte im Winter." Kein Wunder, war das Anwesen doch nur als Sommerresidenz geplant. "Der Graf hat uns alle Fragen beantwortet, außer die nach dem Geld", sagt Valentina. Ähnliche Erfahrungen machten auch die, die zu Pastor Bruno Holschbach gingen: Man könne den Wert dieser Kirche nicht gut schätzen, meinte er. "Worauf sind Sie denn besonders stolz?", wollten die Kinder wissen. "Ja, natürlich auf euch! Die Kirche ist überhaupt nichts wert ohne euch!", lautete die spontane Antwort. Stolz ist auch Paul Lütticken, der Bürgermeister, auf "seine" Dreiser, die mit 16 Vereinen ein wahrhaft reges Dorfleben in Gang halten. Er erzählt von der Pest, von Bränden und vom Dorfpranger. Und dass ihm seine Arbeit Spaß macht. "Wie lange noch, Herr Bürgermeister?" Mindestens bis zur Wahl 2004! Die Namen der Prominenz, die im Hotel Sonnora schon gespeist haben, behielt der Drei-Sterne-Koch, einer von fünfen in Deutschland, Helmut Thieltges für sich. Dafür kamen die Filmemacher in den Genuss, selbst an einer festlich gedeckten Tafel Platz nehmen zu dürfen. "Unglaublich gastfreundlich" habe man sie aufgenommen, berichtet Rosemarie Kürten. Zur Präsentation der beiden Filme war das halbe Dorf in die Schule gekommen. Den Hauptdarstellern überreichten die Viertklässler eine Besonderheit: Den ersten Dreiser Filmorden. Auch die abwechslungsreiche musikalische Untermalung des Festes nahmen die Schüler selbst in die Hand, vom Orffschen Kanon bis zum Dreiser Heimatlied.

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