Ferien - ganz anders

Das zeigt schon das Wort: Der Glaube hat eine Vorliebe für die Ferien. Das Wort kommt aus dem kirchlichen Sprachgebrauch. Der gottesdienstliche Kalender spricht nicht von Montag, Dienstag oder Mittwoch; sondern sagt: feria prima, feria secunda, feria tertia etc. Danach sind offenbar jeden Tag Ferien.

Eigenartig. Was soll das bedeuten? Dort, wo die Erlösung zum Zuge kommt, herrscht Freiheit, dort besteht jeden Tag Anlass zum Feiern. Und eigentlich sollte das die Zeit und unser Leben auszeichnen. Wir sind offenbar nicht nur für Schule und Arbeit geschaffen, es gibt etwas darüber hinaus: Ferien.

Wir können heute sicher vieles machen, alles aber nicht. Den Sinn unseres Lebens können wir nicht selbst erzwingen. Wir brauchen es auch gar nicht; er ist uns geschenkt. Unser Leben hat seinen Sinn erhalten, bevor wir etwas leisten konnten. Und es ist auch dann noch sinnvoll, wenn wir nichts mehr leisten können. Unsere Welt und wir selbst sind bejaht, wir sind angenommen von Gott. Darin liegt der Sinn begründet.

Von daher könnte man die Ferien ganz anders verstehen. Sie sind dann nicht mehr nur dazu da, unsere Leistungsfähigkeit zu erhalten. Sie weisen uns darauf hin, dass nicht erst Leistung unserem Leben Sinn gibt, sondern dass es vielmehr immer schon in sich sinnvoll ist. Wir brauchen nicht gleich ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir einige Wochen nichts tun. Wir leben ja nicht, um zu arbeiten. Wir arbeiten, um zu leben.

Die Ferien sind dann nicht mehr ein Rad im Leistungssystem. Sie sprengen es. Sie stellen es in Frage. Sie weisen uns auf die Freiheit von allen Zwängen hin. Auf die Freiheit, die Ziel der Erlösung ist und Grund unseres Sonntags, Grund unserer Gottesdienste an den Sonntagen.

Rudolf Halffmann, Dechant

Wittlich

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