Ferien-Pflege geht in den Ruhestand

Nach 14 Jahren wird es das in Wittlich gegründete Projekt "Ferien von der Pflege" zukünftig nicht mehr geben. Die Verantwortlichen sind selbst älter geworden. Und ehrenamtlichen Nachwuchs zu finden, ist schwierig.

 Ein paar Tage in netter Gesellschaft ausspannen: Die Gelegenheit dazu bot lange Zeit das Projekt „Ferien-Pflege“ – ein Angebot, das es künftig nicht mehr gibt. Foto: privat

Ein paar Tage in netter Gesellschaft ausspannen: Die Gelegenheit dazu bot lange Zeit das Projekt „Ferien-Pflege“ – ein Angebot, das es künftig nicht mehr gibt. Foto: privat

Wittlich. Urlaub braucht jeder: Einfach mal ausspannen, den Alltag und die täglichen Pflichten hinter sich lassen und Kraft schöpfen für die künftigen Aufgaben. Doch wer regelmäßig für einen pflegebedürftigen Angehörigen da ist, kann nicht so einfach die Koffer packen und die Wohnungstür hinter sich abschließen.

Gemeinsam spielen, basteln, singen



Dank des Projekts "Ferien von der Pflege", das von Marianne Kraus 1993 ins Leben gerufen wurde, konnten Pflegende wie Gepflegte auch einmal im Jahr Urlaub genießen. Für gut zwei Wochen haben sich ehrenamtliche Helfer gemeinsam mit Fachkräften um Menschen gekümmert, die normalerweise von ihren Familien gepflegt werden.

Zuerst im Kloster St. Paul in Wittlich-Wengerohr, später im Kloster Springiersbach bei Bengel haben sie die Senioren betreut, mit ihnen gespielt, gebastelt und gesungen. Insgesamt 14 Mal gab es die Aktion - jetzt haben die Verantwortlichen einen Schlussstrich unter ihre Arbeit gezogen. "Es ist unsere Aktion und wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir entscheiden mussten, wie es weitergeht", sagt Brigitte Iseke, die die Aktion als ehrenamtliche Helferin von Anfang an begleitet hat. "Es ist eine ungeheure Verantwortung, 14 Pflegebedürftige gut und umfassend zu betreuen", ergänzt Leni Krewer, pensionierte Krankenschwester und ebenfalls ehrenamtliche "Ferienpflegerin".

Man merkt den beiden Damen an, mit wie viel Herz sie noch an dem Projekt hängen. "Wir werden alle nicht jünger, und es wird immer schwieriger, neue Leute zu finden, die bereit sind, sich das ganze Jahr über zu engagieren", sagt Brigitte Iseke.

"Außerdem werden die Auflagen der Behörden immer strenger": So erklärt die 69-Jährige, warum die Verantwortlichen nach einem Jahr Bedenkzeit beschlossen haben, dass es keine Fortsetzung des Erfolgsprojekts geben wird.

Besonders die individuelle Pflege der fast 80 Helfer hat die Aktion so einmalig gemacht. Im Vorfeld der zwei Ferien-Pflege-Wochen haben sie jeden Gast zu Hause besucht, um etwas über dessen Vorlieben und seine persönliche Geschichte zu erfahren.

Während der Ferien gab es immer viel Zeit zum gemeinsamen Singen und zum Spielen, sogar eine Modenschau haben alle zusammen auf die Bühne gebracht. Kleine Höhepunkte, für die im Alltag sonst oft keine Zeit bleibt. "Beim Besuch eines Cafés haben sich die Leute gefreut wie kleine Kinder", erzählt Leni Krewer, und auch ihre Augen glänzen.

Das besondere Engagement aller Beteiligten lobt auch Finchen Löwen. Die 75-Jährige pflegt ihren Mann Walter, der nach drei Schlaganfällen ständig auf Hilfe angewiesen ist. "Alle haben sich immer sehr bemüht, jetzt müssen wir nach neuen Lösungen suchen", sagt sie. Vergleichbare Angebote gibt es kaum, allerdings ist die Zahl der Kurzzeitpflegeplätze in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Brigitte Iseke: "Das macht das Aufhören etwas leichter, aber es tut uns trotzdem leid, dass wir nicht mehr weitermachen können."

Meinung

Beispielhaftes Engagement

Den ungeheuren Wert von Aktionen wie "Ferien von der Pflege" kann nur der wirklich nachvollziehen, der selbst jeden Tag für einen pflegebedürftigen Menschen da ist. Den geliebten Menschen gut und einfühlsam betreut zu wissen und einige Tage für sich selbst zu haben, ist für Pflegende wie ein Geschenk. Da gibt es Menschen, die ihren eigenen Urlaub opfern, um anderen ein paar Tage Auszeit zu ermöglichen. Dass diese Menschen ihre eigene Aktion jetzt unter anderem aus Altersgründen beenden, zeigt, dass sie sich der ungeheuren Verantwortung, die sie gegenüber den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen übernommen haben, deutlich bewusst sind. "Ferien von der Pflege" wird allen Beteiligten fehlen - bleibt nur zu hoffen, dass es immer wieder Menschen gibt, die bereit sind, sich so für andere zu engagieren. e.grosseastroth@volksfreund.de

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