Fester Platz im Konzert der Großen

WINTRICH. Der schlechte Zustand der Pfarrkirche St. Stephanus gab 1902 den Anstoß für die Wintricher Passionsspiele. Mit dem Erlös aus der Aufführung war es möglich, das Gotteshaus zu erneuern. Was sich daraus entwickelt hat, wurde beim TV -Stammtisch deutlich.

"Die Qualität hat sich rumgesprochen. Wir haben uns einen guten Namen gemacht und viele Freunde gewonnen." Spielleiter und Judas-Darsteller Dirk Kessler schaut selbstbewusst auf das, was durch die Wintricher Passionsspiele in Gang gesetzt wurde. Aus kleinen Anfängen ist ein Großprojekt geworden. Wintrich hat seinen festen Platz in der internationalen Reihe der Passionsspiele gefunden. Dass dies so kommt, war nicht vorhersehbar, denn im Jahr 1952 war ein vorläufiger Schlusspunkt gesetzt worden. 45 Jahre später gab die junge Generation aber dem Drängen der älteren Generation nach. In der Pfarrkirche gingen 1997 15 Aufführungen über die Bühne. Zudem wurde die Passionsvereinigung Wintrich gegründet. 2002 gingen die Akteure noch einen Schritt weiter. Die Kirche war während der Fastenzeit 24 Mal Schauplatz der Leidensgeschichte Christi. Die jeweils vierstündigen Aufführungen zogen 8000 Zuschauer in ihren Bann. "Wir hätten noch 5000 Karten mehr verkaufen können", erläutert Heinz Görgen, der Vorsitzende der Passionsvereinigung. Den Akteuren hätte es nichts ausgemacht, auch diese Interessenten zufrieden zu stellen. "Wir hätten gerne noch weiter gemacht", erzählt Reinhold Beicht, der 2002 den Apostel Jacobus darstellte und von einem beispiellosen Zusammenhalt zwischen den mehr als 200 Akteuren auf und hinter der Bühne berichtet. Beicht steht mit dieser Meinung nicht alleine. Christa Schneider (Maria) und Klaus Gietzen (Nikodemus) waren und sind ebenfalls mit Herz dabei und fiebern bereits den Passionsspielen 2007 entgegen. Knapp drei Jahre werden bis dahin noch ins Land gehen. Der Vorstand des Passionsvereinigung trifft sich aber bereits regelmäßig, um Organisation und Ablauf zu besprechen. Anfang 2006 werden die Proben beginnen. Auch die Haare und Bärte werden ab da wieder wachsen. Derzeit wird darüber nachgedacht, sechs zusätzliche Aufführungen ins Programm zu nehmen. Das würde bedeuten, dass die tragenden Rollen dreifach besetzt werden. Deshalb, und um Nachwuchs zu rekrutieren, werde auch andernorts um zusätzliche Akteure (Schauspieler und Sänger) geworben, kündigen Görgen und Kessler an. Dem Jahr 2007 kommt eine zusätzliche Bedeutung bei. Die Jahresversammlung der Vereinigung "Europassion" findet im Rahmen der Spiele in Wintrich statt. Vertreter von Passionsvereinigungen aus halb Europa werden an die Mosel kommen. Die Wintricher sind glücklich mit der Entwicklung. Einen Wunsch hat Heinz Görgen aber doch: "Einmal an einem historischen Ort spielen, zum Beispiel im Trierer Amphitheater."

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