Justiz Feuer gelegt und Wachpersonal angegriffen: 26-Jähriger wird in geschlossene Psychiatrie eingewiesen

Wittlich/Trier. · Das Landgericht Trier hat einen 26-Jährigen in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Im Wahn hatte der Beschuldigte in der Haftanstalt Wittlich mehrfach Feuer gelegt und das Wachpersonal angegriffen.

Feuer gelegt und Wachpersonal angegriffen: 26-Jähriger wird in geschlossene  Psychiatrie eingewiesen
Foto: TV/Friedemann Vetter

„Freispruch wegen Schuldunfähigkeit und Einweisung in eine psychiatrische Klinik“ lautete gestern das Urteil des Landgerichts gegen einen jungen Beschuldigten. Seit 2016 saß der 26-Jährige wegen gefährlicher Brandstiftung in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich. Er hatte 2015 in seiner Dachwohnung im Raum Koblenz sein Zimmer angezündet, dabei das gesamte Dachgeschoss abgefackelt und 50 000 Euro Schaden verursacht.

 Vor dem Amtsgericht Koblenz gab er damals an, „Stimmen des IS und die Stimme seiner Sozialarbeiterin“ hätten ihm die Tat befohlen. Doch die Wahnvorstellungen glaubten ihm die Richter nicht und verurteilten ihn zu zwei Jahren und acht Monaten regulärer Freiheitsstrafe.

Nach dem Haftantritt in der JVA Wittlich ging es laut Anklage dann bald weiter: Am 10. Juni 2016 zündete er in der Zelle seine Bettdecke an. Am 23. September 2016 bombardierte er die Wachtmeister mit Marmeladengläsern – erst durch schwere Schutzausrüstung gesichert konnte man den Tobenden bändigen. Fünf Tage später ging der stämmige Häftling mit Fäusten auf einen Vollzugsbeamten los und verletzte ihn. Danach kam der Mann unter ärztliche Beobachtung und erhielt Beruhigungsmittel sowie Psychopharmaka in „mittlerer Dosis“. Tatsächlich blieb es dann zunächst ruhig. Doch am 18. Dezember 2017, kurz bevor ihm wegen der jüngsten Vorfälle der Prozess gemacht werden sollte, zündete er sein Bett in der Zelle an und löste damit in der JVA Feueralarm aus. Als die Beamten die Tür seiner total verqualmten Zelle öffneten, attackierte sie der Häftling mit einer Art Stichwaffe, die er sich selbst aus einer Zahnbürste und einer Rasierklinge gebastelt hatte. Nur durch Glück wurde keiner der Beamten ernsthaft verletzt. In Einsatz waren zudem die Feuerwehr und die Polizeiinspektion Wittlich. Wegen der  fünf JVA-Vorfälle stand der 26-Jährige nun vor der Dritten Großen Strafkammer des Landgerichts Trier. In ihrer Anklage ging Staatsanwältin Katrin Schneider von Körperverletzung, versuchter gefährlicher Körperverletzung, versuchter gefährlicher Brandstiftung und Sachbeschädigung aus (der TV berichtete).

Gestern, am dritten und letzten Verhandlungstag, beleuchtete die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Armin Hardt schwerpunktmäßig den Geisteszustand des geständigen Beschuldigten.

Er sagt, die Taten seien ihm von inneren Stimmen befohlen worden, der IS und seine ehemalige Sozialarbeiterin hätten sein Gehirn unter Kontrolle. Und dann seien da noch die Dämonen, die ihn öfter in der Gestalt von roten Punkten bedrängten. Der Mann wurde vorläufig in die psychiatrische Klinik Nette-Gut eingewiesen. Gestern vor der Dritten Kammer ging es nun um seine dauerhafte Einweisung.

Dazu gehört wurde das Gutachten von Psychiater Wolfram Schumacher-Wandersleb. Es konnte eindeutiger nicht sein: eine schizophrene Psychose, die sich in zwei Jahren gesteigert habe. Und der Experte sagt: „Er ist gefährlich – wenn er unbehandelt den ,Befehl‘ erhält, wird er wieder Menschen angreifen und zündeln.“ Das Urteil: Freispruch wegen Schuld­unfähigkeit und Einweisung in die geschlossene Psychiatrie.

Der Beschuldigte mit türkischer Staatsangehörigkeit nahm das Urteil nach Rücksprache mit seinem Verteidiger an – es ist rechtskräftig. Er möchte therapiert werden und später in die Heimat zurückkehren, obwohl ihn in der Türkei noch eine Reststrafe von vier Jahren Haft wegen Diebstahls- und Drogensachen erwartet. 2015 war er dort nach einem Freigang nicht in die Haft zurückgekehrt, sondern hatte sich mit falschem Pass als Flüchtling nach Deutschland abgesetzt.

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