Sicherheit Drohnen, Feuerpatschen, Löschrucksäcke: Wie sich die Feuerwehr auf Flächenbrände vorbereitet

Bernkastel-Kues/Zeltingen-Rachtig · Die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues üben den Einsatz bei Flächenbränden. Dafür sind die Führungskräfte der lokalen Wehren jetzt intensiv geschult worden. Dass dabei sogar Laubbläser zum Einsatz kommen können, überrascht sogar die Profis.

 Übung für den Ernstfall: Wehrleute üben die Brandbekämpfung mittels Feuerpatsche, Löschrucksack und Laubbläser.

Übung für den Ernstfall: Wehrleute üben die Brandbekämpfung mittels Feuerpatsche, Löschrucksack und Laubbläser.

Foto: Strouvelle Christoph

Das trockene Wetter stellt neue Herausforderungen an die Feuerwehren. In den vergangenen Wochen mehren sich die Einsätze bei Flächen- und Vegetationsbränden. Die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues stellen sich jetzt den neuen Aufgaben. Die Wehrleitung hat  mit dem Unternehmen Euro Waldbrand einen Dienstleister engagiert, der die Wehrführer und weitere Führungskräfte der lokalen Feuerwehren der VG Bernkastel-Kues für Flächenbrände  schult. „Sie  sollen ihr erworbenes Wissen jetzt in den einzelnen Wehren weitergeben,“ sagt Thomas Edringer, Wehrleiter der VG Bernkastel-Kues. „Unsere Einsätze ändern sich. Wir wollen dran bleiben.“

Christian Schmitt von Euro Waldbrand legt den Wehrleuten regelrecht das Handwerkszeug vor die Füße, mit denen sie einen Brand auf offenem Feld bekämpfen können. Das ist wichtig, weil diese Brände auch in unwegsamen Gelände ausbrechen können.

„Drei Mann bilden ein Team“, sagt Schmitt. Zwei Wehrleute bekommen eine Feuerpatsche, ein dritter einen Löschrucksack, in dem sich bis zu 30 Liter Wasser befinden. Schnell steht ein vorbereitetes Stück mit niedriger Vegetation auf offenem Feld in Flammen. „Ein Trupp dorthin, ein anderer auf die gegenüberliegende Seite“, sagt Schmitt. Und schon bekämpfen auf jeder Seite zwei Wehrleute mit Feuerpatschen die Flammen, während jeweils ein Dritter mit Wasser aus dem Löschrucksack nachlöscht. „Immer am Rand der Fläche arbeiten“, sagt Schmitt. „Unter der Patsche geht das Feuer wegen Sauerstoffmangel aus“, erklärt Kreisfeuerwehrinspekteur Jörg Teusch. „Das kann man nur in der Praxis üben, nicht theoretisch.“

Und dann staunt auch der Wehrleiter, als Schmitt zwei Wehrleute bittet, mittels Laubbläser die Flammen zu löschen. „Das habe ich nicht gewusst, dass man Feuer damit bekämpfen kann“, sagt Edringer. Dabei ist das Prinzip einfach: Mit dem Laubbläser das Feuer in Richtung abgebrannte Fläche pusten. Da es dort keine Nahrung mehr gibt, gehen die Flammen aus.

Bisher seien die Wehren der VG Bernkastel-Kues nur wenig von Flächen- und Vegetationsbränden betroffen gewesen, sagt Edringer, „im Gegensatz zu den Kollegen in Morbach und Thalfang, wo wir aber auch alarmiert wurden.“

Die Wehr der VG hat aufgerüstet und als erste im Landkreis für 35.000 Euro eine mit mehreren Kameras bestückte Drohne angeschafft, die gerade bei Vegetationsbränden gute Dienste leisten kann. Ihre Feuerprobe – im wahrsten Sinne des Wortes – hat sie bei einem Schwelbrand in einem Windrad bei Kleinich bestanden. Aber sinnvoll sei ihr Einsatz auch, um sich bei großen Schadenslagen einen Überblick zu verschaffen: bei der Personensuche, bei der Verunreinigung von Gewässern und bei der Dokumentation von Unfällen, sagt Edringer. Auch bei der Übung ist die Drohne, die von zwei Wehrleuten bedient wird, im Einsatz: Durch die Wärmebildkamera könne man erkennen, wo noch Glutnester sind und diese nachlöschen, sagt der Wehrleiter.

Der Einsatzleiter kann zusätzlich auf einem großen Monitor die Lage beobachten. „Das ist der modernste Stand, den es derzeit gibt“, sagt Edringer. Und auch bei Einsätzen auf Flüssen kann die Drohne gute Dienste leisten, sagt Leo Wächter, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues. „Bei einem Schiffsbrand kann man damit die Lage erkunden.“

Bei der Beschaffung von Neufahrzeugen achtet die VG seit mehreren Jahren auf die Geländegängigkeit der Einsatzfahrzeuge, sagt Edringer und zeigt auf ein Feuerwehrfahrzeug mit auffallend hohen Reifen. „Die Fahrzeuge sind singlebereift und mit mehreren Differentialsperren versehen“, sagt er. Hinzu kommt ein System, das sich „Pump and Roll“ nennt: Konnte aus Feuerwehrfahrzeugen bisher nur gelöscht werden, wenn diese fest stehen, so können Fahrzeuge mit diesem System jetzt auch in langsamen Fahren die Flammen in der Vegetation bekämpfen und den Boden einnässen, damit sich das Feuer nicht mehr ausbreiten kann.

Feuerwehren aus  Bernkastel-Kues üben den Einsatz bei Flächenbränden
Foto: Strouvelle Christoph
Feuerwehren aus  Bernkastel-Kues üben den Einsatz bei Flächenbränden
Foto: Strouvelle Christoph
Feuerwehren aus  Bernkastel-Kues üben den Einsatz bei Flächenbränden
Foto: Strouvelle Christoph
Feuerwehren aus  Bernkastel-Kues üben den Einsatz bei Flächenbränden
Foto: Strouvelle Christoph

In drei der sechs Ausrücke­bereichen der VG (Longkamp, Noviand und Zeltingen-Rachtig) gebe es bereits solche Fahrzeuge, sagt Edringer. Sukzessive sollen auch weitere Fahrzeuge nach ihrer Ausmusterung durch geländegängige Fahrzeuge ersetzt werden. „Da reden wir von mehr als 400.000 Euro pro Fahrzeug“, sagt Wächter. Und auch innerhalb der Fahrzeuge ist man mit neuen, dünneren Schläuchen, sogenannten D- Schläuchen, für die neuen Schadenslagen gerüstet. Denn einen dicken mit Wasser gefüllten Schlauch könnten die Wehrleute nicht über eine längere Strecke tragen, sagt Edringer. Bei der Übung kommen diese bei einer hohen Vegetation in Einsatz. 25 Liter Wasser kommen pro Minute aus dem Schlauch, erklärt Teusch. Und: „Bei einem Fahrzeug mit 4000-Liter-Tank können Sie lange löschen.“

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