Fichten, Käfer und der Forst

BERNKASTEL-WITTLICH. Kleines Tier, große Wirkung: Die Borkenkäferplage bringt manche stolze Fichte zu Fall (der TV berichtete). Die Folgen für die Forstämter sind unterschiedlich. Im nächsten Jahr wird sich zeigen, wie hoch der Schaden ist.

Sie warten auf Hilfe von oben, sprich anderes Wetter oder von unten, etwa durch hungrige Wildschweine. "Wenn der Wetterverlauf im Spätwinter und Frühjahr nicht sehr nass und kalt wird, erwarten wir noch einmal die selbe Menge Käferholz wie 2003. Ursache sind die vielen bereits ausgeflogenen Borkenkäfer, die im Waldboden überwintern. Werden sie nicht von Wildschweinen gefressen, fliegen sie unweigerlich im Frühjahr wieder aus", sagt Reinhard Irle, Forstamsleiter des Forstamts Manderscheid. Ähnlich beurteilt Wittlichs Stadtförster Joachim Rodenkirch die Situation: "Das Hauptproblem wird, je nach Witterungsverlauf, erst im nächsten Jahr auf die Forstbetriebe zukommen, wenn der Käfer, der in allen Entwicklungsstadien überwintert, im Frühjahr massenhaft die geschwächten Bäume befällt und zum Absterben bringt. " Um Manderscheid hat der Borkenkäfer den Wald der 21 Gemeinden derweil ganz unterschiedlich heimgesucht. Wirtschaftlich bedeutende Schäden habe der Schädling vor allem in Südlagen und auf trockenen Kuppen angerichtet, erklärt Reinhard Irle: "Der eigentliche Schaden liegt nicht nur im Verlust der zu früh verlorenen Bäume, sondern im europaweiten Verfall der ohnehin niedrigen Fichtenpreise in Folge der Käfer-Kalamitäten um weitere 20 Prozent." Doch der Leiter des Forstamts Manderscheid relativiert: "Wie zum Trost für die Waldbesitzer steigt zur Zeit die Nachfrage nach Eichenholz. Dadurch können einige Gemeinden die Einnahmeverluste durch vermehrten Verkauf von Eichenbauholz kompensieren, worauf man in dieser Gegend seit 15 Jahren gewartet hat." Für das Forstamt Bernkastel sind die Auswirkungen aufgrund seiner Struktur größer. Forstamtsleiter, Franz-Josef Sprute: "Wir erwarten bis Jahresende eine Gesamtschadensmenge von etwa 3500 Fest- beziehungsweise Kubikmetern Fichtenholz, wovon bis heute etwa drei viertel aufgearbeitet wurden. Der Wald ist mehr als die Summe der Bäume

Hauptsächlich tritt der Schaden rund um den Haardtkopf in Monzelfeld, Gornhausen, Veldenz, Wintrich, Brauneberg auf, da dort die größten Fichtenbestände im Forstamtsbereich sind." Die Menge entspricht etwa 3500 bis 4000 Bäumen in allen Dicken. Zum Preisniveau sagt Sprute: "Je nach Schädigung und Qualität des Holzes tendieren die Preise derzeit zwischen 30 und 40 Euro/fm für geschädigtes Fichtenstammholz. Frisches, gesundes Fichtenstammholz erzielt einen Preis von rund 55 Euro." Sprute weiter: "Die Vermarktung des Schadholzes steht unter Druck. Der Absatz läuft aber inzwischen, teilweise Export nach Belgien." Im Wittlicher Stadtwald sind die Auswirkungen des Käferbefalls weniger katastrophal. Joachim Rodenkirch: "Die Situation im Stadtwald ist nicht ganz so dramatisch, da der Stadtwald zu über 60 Prozent aus Laubholz, überwiegend Eichen und Buchen, besteht und die Fichte eine eher untergeordnete Rolle spielt." Bis jetzt seien etwa 280 70- bis 80-jährige Fichten käferbedingt gefällt worden. Der Stadtförster rechnet damit, dass nochmals die selbe Menge Fichtenholz eingeschlagen werden muss. Joachim Rodenkirch bedauert zwar, dass "dann ein Baum, der über Jahrzehnte gewachsen ist, nur zu Schleuderpreisen verkauft werden kann", verweist aber auf die Besonderheit des Waldes an sich: "In dem Zusammenhang sei angemerkt, dass der Wald mehr ist als die Summe seiner Bäume, oder die nackten Haushaltszahlen. Der Wald ist ein hochkomplexes Ökosystem, in dem Kalamitäten, und dies vergessen wir oft, durchaus natürlich sind." Dass Geld nicht alles ist, macht auch Forstamtsleiter Reinhard Irle mit dem Hinweis klar, dass auf den Einsatz von Insektiziden verzichtet wird: Für Land, Kommunen und private Waldbesitzer zähle dieser Beitrag zu einer giftfreien und langfristig gesunden Umwelt höher als kurzfristiges Profitdenken. Dennoch bleibt der wirtschaftliche Schaden. Alois Meyer, Leiter des Forstreviers Klausen: "In manchen Revieren mit hohem Fichtenanteil und starkem Borkenkäferbefall können so leicht mindestens fünfstellige Euro-Beträge an Schaden entstehen, und das in Zeiten in denen es die Forstwirtschaft wirtschaftlich ohnehin schwer hat."

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