Filialschließungen Sparkasse Mittelmosel: CDU-Spitze in der Kritik

Binsfeld/Salmtal · Die Kritik an der Sparkasse Mittelmosel hat auch die Politik erreicht. Vor allem in der CDU rumort es. Die Spitze des Verwaltungsrates, der für die Schließung von 13 Geschäftsstellen, 15 SB-Automaten und der mobilen Geschäftsstelle gestimmt hat, ist mit CDU-Landräten besetzt. Auch der CDU-Kreisvorsitzende Alex Licht ist in diesem Gremium. Auf dem Kreisparteitag am 30. Januar könnte es zur Sache gehen.

Binsfeld/Salmtal. "Heimat neu denken: Zukunftsregion Bernkastel-Wittlich" steht auf der Einladung zum CDU-Kreisparteitag am 30. Januar in Salmtal. Für Oskar Lautwein aus Landscheid-Niederkail ist dieser Slogan "purer Zynismus".
Lautwein ist ein bekannter Mann in der Kreis-CDU. Seit über 50 Jahren ist er treues Mitglied der Partei, war viele Jahre erster Beigeordneter der VG Wittlich-Land, Ortsvorsteher in Landscheid-Niederkail, CDU-Ortsverbandsvorsitzender und Vorsitzender der Senioren-Union Wittlich-Land. Dort arbeitet er heute noch im Vorstand mit. Lautwein denkt jetzt darüber nach, aus der CDU auszutreten.

Der 81-Jährige ist über die Entscheidung der Sparkasse, Geschäftsstellen und SB-Automaten zu schließen sauer. Vor allem, dass die Bank den Standort Binsfeld komplett aufgibt, kann er überhaupt nicht nachvollziehen.
Er hat Briefe an den Sparkassenvorstand geschrieben und an den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, Dennis Junk. Er hat auch länger mit dem Vorstandssprecher der Sparkasse, Edmund Schermann, telefoniert. Lautwein: "Das hat überhaupt nichts gebracht. Herr Schermann wollte mich davon überzeugen, dass den Bürgern kein Schaden entstehe. "

Jetzt will Lautwein, dass über das Thema auf dem CDU-Kreisparteitag am 30. Januar, 19 Uhr, in der Bürgerhalle Salmtal diskutiert wird. Dazu hat Lautwein einen schriftlichen Antrag gestellt.
Darin heißt es unter anderem: "Mir ist sehr bange um den Ruf und das Ansehen der CDU im Landkreis und insbesondere in Binsfeld und Umgebung. Die Bevölkerung würde eventuell noch den Abzug des Personals aus der Nebenstelle akzeptieren. Das Entfernen der Bargeldautomaten, des Kontoauszugsdruckers und der Überweisungsautomaten ist für die Bevölkerung unzumutbar." Lautwein spricht von einem "wahnsinnigen Beschluss der CDU-Mitglieder im Verwaltungsrat der Sparkasse".

Der Verwaltungsrat hatte, wie berichtet, die Entscheidung zur Neustrukturierung der Sparkasse einstimmig getroffen. In dem Gremium sitzen Vertreter von CDU, SPD, FDP, FWG und der Grünen. Für die Sparkassenpläne hatte auch die SPD-Kreisvorsitzende Bettina Brück gestimmt. Dennoch hat die SPD-Fraktion im VG-Rat Bernkastel-Kues eine Sondersitzung beantragt. Ziel sei es, so Fraktionssprecher Peter Licht, die geplanten Filialschließungen durch eine Resolution aller im Rat vertretenen Parteien zu verhindern. CDU-Sprecher Urban Lamberty sagt, der Antrag der SPD sei populistisch, da ja Bettina Brück die Entscheidung als Mitglied des Sparkassen-Verwaltungsrates mitgetragen habe.

Unterdessen wächst auch der Druck von Ortsbürgermeistern der VG Wittlich-Land auf die Sparkasse. In Wittlich-Land wird nach den Plänen der Sparkasse am 1. Februar die Geschäftsstelle mit Geldautomat in Binsfeld geschlossen, ferner werden die Geldautomaten und Selbstbedienungsterminals in Dreis, Großlittgen, Hasborn, Landscheid und Osann-Monzel abgebaut. Alle Ortsbürgermeister dieser betroffenen Orte haben mit Ausnahme von Hajo Neumes, Ortschef von Hasborn, eine Resolution unterzeichnet. Darin fordern sie, wie schon zuvor 16 Ortsbürgermeister aus der VG Bernkastel-Kues, die Schließung von 13 Geschäftsstellen und die Aufgabe von 15 Standorten für Selbstbedienungsterminals auszusetzen. Die Bank müsse ein neues Konzept vorlegen.

Der Gemeinderat Binsfeld hatte sich am Dienstag vergangener Woche mit dem Thema befasst. Zuvor hatte Ortschef Walter Faber einen vierseitigen Brief an den Sparkassenvorstand geschrieben. Die Bevölkerung und Unternehmerschaft reagierten mit großer Verwunderung, Unverständnis und Bestürzung über die nicht nachvollziehbare Schließung der Binsfelder Geschäftsstelle, heißt es darin. Die Sparkasse müsse ihren Beschluss aufschieben. Die Gemeinde will sogar der Sparkasse einen Raum kostenlos zur Verfügung stellen, damit zumindest ein Selbstbedienungsterminal mit Geldautomat im Ort verbleibe.

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