Film-Dreh: "Tatort" führt zu Ausnahmezustand

Wittlich · Die Dreharbeiten für den Tatort-Krimi haben gestern zum Ausnahmezustand am Wittlicher Platz an der Lieser geführt. Auf dem abgesperrten Terrain lieferten sich echte Polizisten und falsche Hooligans lautstarke Auseinandersetzungen - für die Kameras.

Wittlich. Am Platz an der Lieser stoppen gestern rot-weiße Absperrbänder die Passanten. Die, die stehen bleiben - und das sind einige - sehen ein beeindruckendes Schauspiel.

Eine Gruppe von Hooligans skandiert: "Wir sind keine Fußballfans, wir sind deutsche Hooligans." Die Randalierer rücken einem Trupp von Polizisten mit Helmen, Schutzschilden und Schlagstöcken auf die Pelle. Rauchschwaden vernebeln die Sicht. Es fliegen Pflastersteine und Stühle. Vor der Kneipe Canapee kommt es zum Handgemenge. Glas klirrt. Plötzlich ertönt ein Alarm. Jemand ruft "Aus". Die Menge kommt zur Ruhe. Eine Szene für die Tatort-Folge "Alte Schule" ist im Kasten. Einmal. Doch sie wird heute zigmal wiederholt. Produktionsleiter Jürgen Weissenrieder sagt: "Solche Dreharbeiten sind unberechenbar." Gedreht wird von zehn bis voraussichtlich 20 Uhr, 35 SWR-Leute sind im Einsatz. Das Ergebnis: vier Minuten im eineinhalbstündigen Krimi.

Mit den rund 60 Komparsen der Massenszene ist der Produktionsleiter sehr zufrieden. Die Bereitschaftspolizisten sind echte Polizisten aus Wengerohr. Sie werden für den Drehtag vom SWR bezahlt, nach der Gebührenordnung, sagt Weissenrieder. Auch die Hooligans kommen von der Polizei, sie sind Studenten der Schule am Hahn. So wie Kommissaranwärter Christian Moses. Obwohl kein ausgesprochener Tatort-Fan, nimmt er die Überstunden an diesem Tag gerne in Kauf. "Es ist spannend zu sehen, wie ein Film entsteht", sagt er.

Kommissarin Lena Odenthal, im wahren Leben Ulrike Folkerts, wartet derweil auf dem Marktplatz in einem Wohnmobil. "Diesen Rückzugsraum brauche ich bei den Dreharbeiten", erklärt sie lächelnd ein paar Journalisten. Als diese weg sind, wird klar, warum. Gleich drei Frauen stürmen auf die Schauspielerin zu und wollen Autogramme.

Die Szenen mit Folkerts sind am Nachmittag dran. Sie haben es in sich. Die Kommissarin wird - die Pistole in der Hand - einem Polizeianwärter zu Hilfe eilen, der von Hooligans bedrängt wird. Diesmal werden Autos demoliert - mit Ludwigshafener Kennzeichen. Anwohner wie Jan Wacker wurden vor Wochen schriftlich gebeten, woanders zu parken. Wacker, der sich unter die Schaulustigen gemischt hat, sagt: "Für den Tatort parke ich gerne woanders, aber leider muss ich gleich weg." Eine andere Schaulustige fragt: "Ist Lenas Kollege Mario Kopper nicht da?" "Schauspieler Andreas Hoppe hat heute frei", heißt es am Set. Mehr dazu ist wohl erst 2011 zu erfahren, wenn der fertige Tatort gezeigt wird. Wann das sein wird, steht noch nicht fest. Klar ist, nach dem Drehtag wird es wieder ruhig am Platz an der Lieser. Das Tatort-Team zieht weiter zur Wengerohrer Schießanlage der Polizei und zur Polizeischule am Hahn.

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