Filmreife Autobahnszene: Prozess am Landgericht

Trier/Salmtal · Ein Mann soll den Wagen seiner Frau gerammt haben. Die Aussage der Frau ist widersprüchlich.

Trier/Salmtal Heftig gekracht hatte es im Oktober 2016 auf der Autobahn zwischen Trier und Luxemburg. Ein Auto stand danach stark beschädigt auf dem Seitenstreifen, ein zweiter Wagen lag nach mehreren Überschlägen total demoliert im angrenzenden Wald.
Was war passiert? Laut Anklage am Landgericht Trier hatte der Angeklagte mit seinem Auto den anderen Wagen zunächst verfolgt und schließlich mit seitlichen Rammstößen versucht, ihn bei etwa 80 km/h von der Fahrbahn zu drängen. In dem Auto saßen seine Ehefrau, die beiden gemeinsamen Töchter und der Freund der Frau. Der Abdrängversuch erwies sich jedoch als Schuss, der nach hinten losging: Der Angeklagte geriet mit seinem Wagen selbst heftig ins Schleudern, überschlug sich und blieb in der Böschung liegen.
Am ersten Verhandlungstag hatte der zuletzt in Manderscheid (Kreis Bernkastel-Wittlich) lebende und aus Serbien stammende Mann erklärt, seine etwas jüngere Frau habe eine Scheinehe mit ihrem deutschen Freund eingehen wollen, um so zur unbeschränkten Aufenthaltserlaubnis in Deutschland zu kommen (der TV berichtete am 12. Mai). Unklar blieb, warum er den beiden dann nachstellte, zumal nicht einmal das Wort Eifersucht fiel.
Als die beiden als Zeugen gehört werden, klingt das etwas anders. Das sei ein reine Freundschaft gewesen, ohne jeden sexuellen Hintergrund. Und mit Schrecken denken sie noch an die filmreife Autobahnszene zurück. Die Frau: "Viermal hat er unseren Wagen von der Seite gerammt. Dann flog er über uns weg." Der Angeklagte hat sich in dem Verfahren noch nicht zu dem Vorfall geäußert. Bei der Polizei soll er den Unfall mit einem technischen Defekt begründet haben.
Fraglich ist seit gestern auch, ob dieser Ausraster tatsächlich nur der Höhepunkt eines Eifersuchtsanfalls war. 2005 hatte das Paar in Serbien geheiratet und laut der Frau hatte es schon da angefangen. Er habe sie betrogen und geschlagen.
2015 kamen sie nach Deutschland und erhielten eine Wohnung in Salmtal bei Wittlich. Dort habe er sie weiter misshandelt und mit einer deutschen Frau betrogen. Auch ihre Schwester und die ältere der beiden Töchter seien attackiert worden. Dazu gekommen seien Drohungen mit einem Messer sowie Selbstmordandrohungen. Die Zeugin: "Er ist an sich ein guter Mensch, aber wenn er seine fünf Minuten kriegt, ist er in der Lage, einem den Kopf abzureißen." Von solchen "fünf Minuten" wussten am ersten Verhandlungstag auch Wittlicher Polizeibeamte zu berichten, die mehrfach in der Salmtaler Wohnung im Einsatz waren. Schließlich soll der Ortsbürgermeister dafür gesorgt haben, dass der Mann nach Manderscheid umziehen musste.
Allerdings wirken die Aussagen seiner Frau manchmal widersprüchlich: Einem Arzt hatte sie sich nach Schlagverletzungen nicht anvertrauen wollen - "als Frau tut man das nicht" - aber den Ortsbürgermeister zog sie wohl ins Vertrauen.
Die Verhandlung wird am 19. Juni, 9 Uhr, am Landgericht Trier fortgesetzt.

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