Filmrollen und Projektor haben ausgedient
Bernkastel-Kues · Im einzigen Kino im Kreis Bernkastel-Wittlich sind derzeit die Techniker am Werk. Die Besucher in Bernkastel-Kues können sich auf Filme im 3D-Format freuen. Die neue Technik kostet 180 000 Euro.
Bernkastel-Kues. Für Torsten Hamacher beginnt am 10. Juli ein neues Zeitalter. Der Filmvorführer im Moselkino in Bernkastel-Kues muss keine Filmstreifen mehr zusammenkleben und keine schweren Rollen mehr zum Projektor tragen. Das digitale Kino hält Einzug. Die Filme sind auf einer Festplatte von der Größe einer Tafel Schokolade gespeichert. Die aus dem Jahr 1958 stammenden Projektoren werden derzeit durch hochwertige Technik (Beamer und große CD-Player) ersetzt.
Zum Einsatz kommt sie in den zwei großen Sälen (120 und 90 Plätze). Im dritten Raum (40 Plätze) und im Kurgastzentrum, wo montags Kinotag ist, bleiben die Projektoren in Betrieb. Das hat mit den Kosten zu tun. Schließlich kostet die Umrüstung etwa 180 000 Euro (siehe Extra).
"Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, sich von der alten Technik zu verabschieden, aber es ist eine spannende Zeit", sagt Hamacher. Wehmut empfindet Kino-Geschäftsführer Hermann Lewen nicht. "Es ist Freude, denn wir wollen in allen Bereichen perfektes Kino bieten", sagt er. Das beinhaltet auch die dreidimensionale Wiedergabe (3D-Format). Um solche Filme sehen zu können, muss der Besucher eine Spezialbrille aufsetzen. 200 davon liegen im Kino bereit.
Harry Potter in 3D
Kulturfachmann Hermann Lewen, der auch Intendant des Mosel Musikfestivals und Geschäftsführer der Kultur & Kur GmbH Bernkastel-Kues ist, spricht von einem Quantensprung. "Der Markt verändert sich rasant. Entweder wir schließen das Kino oder stellen auf digitale Technik um", sagt er.
Das Kino weist eine Besonderheit auf. Seit 1988 befindet es sich in kommunaler Trägerschaft. Nach dem Ausscheiden der Stadt im Jahr 2004 ist die VG alleiniger Gesellschafter. Man wolle nicht Kommerz um jeden Preis, sondern auch Nischenprogramme, betont Bürgermeister Ulf Hangert. Und: "Wir können auf das Kino nicht verzichten - weder für die Bevölkerung noch für die Urlauber."
Die Besucherzahlen schwanken. 2009 waren es 42 000, 2010 35 000, in den 1990er Jahren auch schon mal 60 000. Der Erfolg hänge von vielen Faktoren ab, sagt Hermann Lewen. Ein schöner Sommer sei für ein Kino nicht gut. Das gelte auch für Sportveranstaltungen wie eine Fußballweltmeisterschaft. Auch die Qualität der Filme spiele eine wichtige Rolle. "2010 war ein schlechtes Jahr", sagt Lewen. Seit 1988 wurden gleichwohl fast eine Million Besucher begrüßt.
Das Eifel-Kino-Center in Prüm nutzt schon seit November 2009 die neue Technik. Sie wurde aber nicht gekauft, sondern geleast. Beim Publikum komme das neue Format gut an. "Ein bisschen mehr Resonanz hatten wir uns allerdings schon erhofft. An der neuen Technik kommt man aber nicht vorbei", sagt Daniela Riewer, die das Kino seit 26 Jahren mit ihrem Mann Theo betreibt. Zahlen will sie nicht nennen. Aber auch sie weist wie Hermann Lewen auf die allgemeine Misere im Jahr 2010 hin.
Das Kino in Bernkastel-Kues ist dabei noch in einer guten Position. Es zählt oft zu den Auserwählten für Deutschland-Premieren. "Diesen Vorzug wollen wir natürlich behalten", sagt Lewen. Wie viele Filme in Zukunft im 3D-Format laufen, steht noch nicht fest. "Das Angebot wächst rasant", sagt Lewen. "Wir versuchen jeden qualitativ hochwertigen Film in dem Format zu bekommen", ergänzt Mitarbeiterin Barbara Sossenheimer. Und auf was können sich die Besucher da schon freuen? Auf Harry Potter (siebtes Buch, zweiter Teil). Der läuft am Mittwoch, 13. Juli, in Bernkastel-Kues an. Bund und Land fördern die Umstellung von analoger auf digitale Technik. Sie tragen fast die Hälfte (45 Prozent) der Kosten von etwa 180 000 Euro. Den Rest finanziert die Kino GmbH über einen Kredit, für den sie aber kein Geld ausgeben muss. Mit der Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück wurde ein Zehn-Jahres-Vertrag geschlossen. Inhalt: Das Geldinstitut tritt als Premium-Partner des einzigen Kinos im Kreis Bernkastel-Wittlich auf und zahlt in diesem Zeitraum die Summe an sich selbst zurück. Im Gegenzug kauft die Sparkasse unter anderem Werberechte und kann das Gebäude auch für eigene Zwecke nutzen. cb