"Firma muss ans Laufen kommen"

DHRONECKEN. Weitreichende Konsequenzen hat die Strukturreform der Landesforsten für die einzelnen Forstämter. Die einen wurden geschlossen, auf die anderen wie in Dhronecken kommen viele organisatorische und personelle Änderungen zu. Neben der Umweltbildung soll in Dhronecken ein weiterer Schwerpunkt auf die Vermarktung der Jagd gelegt werden.

Forstamtsleiter Hans-Jürgen Wagner muss in neuen Dimensionen denken. Statt für sechs Reviere ist er ab sofort für 14 zuständig. Und statt 9000 Hektar wacht er über 18 000 Hektar Gesamtbetriebsfläche. Zu den bisherigen Dhronecker Revieren kommen die des ehemaligen Morbacher Forstamtes sowie die Reviere Longkamp und Hochscheid 2 von Traben-Trarbach hinzu. Doch diese Formulierung mag Wagner selbst überhaupt nicht. Zum Jahreswechsel seien im Zusammenhang mit der Strukturreform alle 88 Forstämter aufgelöst worden, auch Dhronecken, und daraus seien 45 neue entstanden. Für den alten und neuen Amtsleiter hat eines momentan Priorität: "die Menschen zusammenzuführen und den Betrieb zusammenzuschweißen". Eine große Aufgabe für den 55-Jährigen: "Aber ich habe noch mal einen richtigen Kick bekommen." Und offenbar nicht nur er: "Alle wollen, dass diese Firma ans Laufen kommt", lobt er die Motivation seiner Mitarbeiter - ausdrücklich auch die, die aus Morbach auf die Burg wechseln. Das findet Wagner nach den politischen Auseinandersetzungen im Vorfeld offenbar nicht selbstverständlich. Auch organisatorisch ändert sich einiges: Der Forst muss fit gemacht werden für den veränderten Holzmarkt. Der ist zwischenzeitlich ein Weltmarkt, auf dessen Schwankungen man quasi stündlich reagieren müsse. Wenn Buche gefragt sei, müsse man Buche liefern können. Steht Barrique-Holz aus Eiche hoch im Kurs, müsse man schnell umschwenken. Und zwar in Mengen, die ein Revierförster mit seinen Waldarbeitern allein nicht realisieren könne. Deshalb wird im Staatswald weiter umstrukturiert. Bis Oktober 2005 wird ein weiterer Schritt vollzogen. Die Reviere werden vergrößert und die Aufgaben anders zugeordnet. Wagner will Kommunen mit ins Boot holen

Die Revierleiter sind künftig zuständig für die "biologische Produktion" wie die Verjüngung und die Kontrolle der Schädlinge und fungieren als Repräsentanten in der Fläche. Für den "Vollzug" entsteht eine neue Ebene: die technische Produktion, denen Waldarbeiter und Maschinen zugeordnet werden. Aufgabe dieser neuer Ebene ist der Holzeinschlag. Das gilt zunächst nur für den Staatswald, doch Wagner hofft, von der neuen Struktur auch die kommunalen Waldbesitzer überzeugen zu können. Weitere Neuerungen kommen auf die Mitarbeiter des Forstamtes und ihren Chef zu, der immerhin auch Vizepräsident des Landesjagdverbandes ist. Mit beträchtlichen 7200 Hektar Regiejagdbetrieb und etwa 1000 Stück Schalenwild - darunter versteht man Rot-, Schwarz, Muffel- und Rehwild - gebe es ein immenses Potenzial für die Urlaubsregion, das künftig besser vermarktet werden soll. In Deutschland suchten viele Jäger nach einem neuen Betätigungsfeld. Und sie seien bereit, dafür viel Geld auszugeben. Eine rege Nachfrage komme auch aus Holland und Belgien. Mit einem großen Technologiekonzern in Schweden und einer Düsseldorfer Privatbrauerei seien bereits Kontakte geknüpft. Der bisherige Büroleiter in Morbach, Klaus Antony, will sich um das Jagdmanagement kümmern. Bereich Umweltbildung ist ausbaufähig

Für ausbaufähig hält der Forstamtsleiter einen weiteren Bereich, die qualitative Umweltbildung, der sich Förster Michael Veeck am Hunsrückhaus im Rahmen einer Kooperation annimmt. Jenseits der perspektivischen Arbeit regiert der Alltag. Das Forstamt mit zwei dezentralen Außenstellen - auf der Burg in Dhronecken und in Morbach - zu führen, sei im Zeitalter von Telefon und Computern kein Problem. Wagner rechnet damit, dass die Mitarbeiter, die derzeit noch im ehemaligen Morbacher Forstamt tätig sind, Ende des Jahres umziehen können. Momentan ist dies aus räumlichen Gründen noch nicht möglich, da seine Dienstwohnung in der Burg oberhalb der Räumlichkeiten der Behörde nach dem geplanten Umzug umgebaut werden muss. Der Forstamtsleiter verschlechtert sich übrigens nicht, was die Wohnung angeht. Die Wagners werden den "alten Heusner" beziehen, ein denkmalgeschütztes Haus, das sich ein Amtmann namens Heusner im 18. Jahrhundert gebaut hatte, direkt gegenüber der Burg.

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