Fleischbeschau bald privat?

Wittlich · Seit mehreren Jahren ist die Übertragung der Fleischbeschau an private Unternehmen ein Thema in den kommunalen Gremien des Landkreises. In seiner Sitzung am Montag will der Kreistag Bernkastel-Wittlich einen Beschluss dazu fassen. Die Gewerkschaft Verdi warnt vor Interessenkonflikten.

Wittlich. Es geht um ein Einsparungspotenzial für Schlachthof und Kreisverwaltung, wenn auf der heutigen Sitzung des Kreistags eine Beschlussvorlage zur "Übertragung hoheitlicher Aufgaben im Vollzug fleischhygienerechtlicher Vorschriften am Schlachthof der Firma Simon-Fleisch auf ein privates Unternehmen" zur Diskussion steht. Die regelmäßige Fleischbeschau an diesem Schlachthof sei für die Kreisverwaltung mit erheblichem Organisationsaufwand verbunden, erläutert Manuel Follmann, Sprecher der Kreisverwaltung. Simon-Fleisch zählt zu den zehn größten Schlachtbetrieben Deutschlands: Wöchentlich werden dort fast 20 000 Schweine zerlegt (der TV berichtete). 435 Mitarbeiter sind in dem Betrieb tätig.
Bei einer Fleischbeschau soll sichergestellt werden, dass das Fleisch für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Die Untersuchung erfolgt durch amtliche Tierärzte oder Fleischkontrolleure (amtliche Fachassistenten).
Im Jahr 2012 hatten private Unternehmen Interesse daran bekundet, diese Aufgabe zu übernehmen. In einem ersten Schritt soll eine Probephase über maximal zwei Jahre vorgeschaltet werden. In dieser Phase habe der Bewerber Zeit, die für eine endgültige Beleihung mit dieser Aufgabe notwendige Akkreditierung zu erwerben. In einer solchen Probephase ist die damit beauftragte Firma ein "Verwaltungshelfer".
Bedenken, dass Mitarbeiter entlassen werden könnten, kann Follmann entkräften: "Keiner muss um seinen Job bangen."
Die Beschäftigungsverhältnisse zwischen Landkreis und Mitarbeitern würden bestehen bleiben, auch in Hinblick auf die uneingeschränkte Besitzstandswahrung.
Volker Euskirchen von der Gewerkschaft Verdi sieht in Hinblick auf die Beschäftigungsverhältnisse vorerst keinen Handlungsbedarf. Euskirchen weist aber auf einen anderen Aspekt hin: "Mit der Überlassung der Fleischbeschau an eine Drittfirma gibt der Landkreis ein wichtiges Instrument aus den Händen: die Fleischkontrolle." Das könne Interessenkonflikte auslösen, so Euskirchen: "Wer kontrolliert am Ende die Kontrolleure?"
Wie die Kreisverwaltung mitteilt, sei eine Kontrolle jedoch gewährleistet. Sowohl die Europäische Union als auch das Landesgesetz würde eine solche Übertragung an eine Drittfirma zulassen. Der Verbraucherschutz sei uneingeschränkt gewährleistet, zumal das Veterinäramt auch weiterhin die Fleischbeschauer überwachen werde.Extra: Kreistagssitzung

Weitere Themen der öffentlichen Kreistagssitzung, die heute in der Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück um 14.30 Uhr in Bernkastel-Kues stattfindet (Cusanusstraße 24): Schulsozialarbeit, Abfallwirtschaftskonzept "Sperrmüll auf Abruf", Errichtung eines Ganztagsschulangebots an der Realschule plus in Manderscheid zum Schuljahr 2014/15 und Schulbuchausleihe. hplExtra: Nachricht für Kinder

Was ist eigentlich die Fleischbeschau? Wenn Tiere geschlachtet werden, um zum Beispiel Wurst daraus zu machen, kann das Fleisch schnell verderben. Außerdem kann ein Tier schon vorher krank gewesen sein. Wenn ein Mensch Fleisch von so einem Tier isst, könnte er selbst krank werden. Deshalb gibt es die Fleischbeschau an den Schlachthöfen im Landkreis. Speziell ausgebildete Leute kommen regelmäßig dorthin und untersuchen das Fleisch. Dabei schauen sie sich genau an, wie es geschnitten ist und wie seine Farbe ist. Deshalb heißt diese Untersuchung "Fleischbeschau". In Wittlich ist sie besonders wichtig, denn in der Kreisstadt liegt der größte Schlachthof von Rheinland-Pfalz. 80 000 Tonnen Fleisch, das sind 80 Millionen Kilo Fleisch, werden hier im Jahr verarbeitet. Der Betrieb heißt Simon-Fleisch und hat 435 Mitarbeiter. hpl/sos

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