Flexibilität ist Trumpf

NEUMAGEN-DHRON. "Dank meines Ur-Ur-Großvaters sind wir heute in diesem Geschäft", sagt Udo Hardt, der Chef der Schlosser- und Sanitärfirma. Er ist im Familienbetrieb nach 129 Jahren der fünfte Chef.

Begonnen hat alles zur Kaiserzeit im Jahre 1875. Damals entschloss sich besagter Ur-Ur-Großvater in Volz, eine Schmiede zu eröffnen. Alle Aufträge hielt er in einem Buch fest und notierte sie genau: Was gemacht wurde, und wie viel es kostete, geordnet nach jedem Kunden. "Die Bücher sind in Sütterlin-Schrift, das kann ich nicht mehr lesen", lächelt Udo Hardt. Und dennoch ist erkennbar: Die Dienste des Schmieds kosteten zwischen 25 Pfennigen und 1,20 Reichsmark. Die meisten Aufträge: Das Herstellen von Weinbergs-Kersten für eine Reichsmark. "Der teuerste Auftrag stammt aus dem Jahr 1888. Einen Pferdewagen beschlagen für 18 Mark", zitiert Udo Hardts Schwester Jutta. Sie leitet das Firmenbüro.Übernahme in Krisenzeiten

Vom Urgroßvater übernahm Karl Hardt den Betrieb zur Zeit der Weltwirtschaftskrise. "Das waren schwere Zeiten damals. Opa musste sich vor dem Krieg und in den Kriegsjahren mit Hufbeschlag über Wasser halten", erinnert sich Oliver Hardt an alte Erzählungen. Oliver ist der dritte Hardt, der heute noch aktiv in der Firma mitarbeitet. Der wichtigste Mann für den heutigen Betrieb war aber Udo Hardts Vater Matthias. "Er bekam von meinem Opa zur Hochzeit 50 Mark geschenkt, damit er die Schmiede weiterführt", lächelt Uwe Hardt. Mit seiner Firmenübernahme 1952 stellte er die richtigen Weichen für die Firma. Matthias Hardt erkannte, dass mit Schlosserei allein auf Dauer kein großes Geschäft zu machen ist. Deswegen begann er, Landmaschinen zu verkaufen, zu reparieren und Anhänger für die Fahrzeuge zu bauen. Und Matthias Hardt schaffte der Firma ein zweites Standbein, das auch heute noch wichtiger Bestandteil ist: Der Bau von Sanitäranlagen. Und das mit großer Ausdauer. "Hier in Dhron erzählt man sich, dass mein Vater die meisten Bäder abends gemacht hat", grinst Udo Hardt. Für Vater Matthias gab es keinen Feierabend. Und nebenbei führte er im Keller der alten Werkstatt bis 1988 einen Eisen- und Haushaltswarenladen. Klar, dass die Räumlichkeiten bei soviel Arbeit irgendwann zu klein wurden. 1976 folgte der Umzug an den heutigen Standort im Enschenmühlenweg, zwölf Jahre später entstand eine zweite Halle, Mitte der 90er-Jahre folgte ein modernes Bürogebäude. Udo Hardt führt seit 1995 das Geschäft. Er hat acht Mitarbeiter, dazu Bruder Oliver und Schwester Jutta - die Mitspracherecht in allen wichtigen Entscheidungen haben. Die Firma lebt heutzutage vor allem vom Metallbau und ihrem großen Stammkundenanteil. "Die Zeiten sind schwerer geworden. Seit fünf bis zehn Jahren herrscht knallharter Wettbewerb", stellt Udo Hardt fest. Aber er beklagt sich nicht. Er schätzt seine Auftragslage als gut ein. Und Sorgen um die sechste Generation Hardt im Betrieb muss sich Udo auch nicht machen: "Juttas Sohn ist 17. Er lernt Metallbauer, Oli-vers Sohn ist drei, meiner ein halbes Jahr alt. Die Nachfolge ist also geregelt!", sagt Udo Hardt mit einem Zwinkern. Und hier noch die drei Tipps für angehende und erfahrene Un-ternehmer von Udo Hardt: Flexibel sein, aber nicht jedem Trend nachlaufen. Fairness und Ehrlichkeit gegenüber den Kunden. Gute und saubere Arbeit abliefern. d Wird auch Ihr Betrieb in mindestens dritter Generation geführt oder ist älter als 100 Jahre? Dann melden Sie sich bei uns per Mail: mosel@volksfreund.de.

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