Fliegen im Maximalbereich

Gornhausen. Eine Weltneuheit aus Winningen setzt die RWE ein – eine Hubschrauber-Kreissäge der Firma "Rotorflug".

Der Landwirt zeigt sich beeindruckt: "Sechs Sägeblätter, da muss der Motor schon was hergeben." Wilgo Lang grinst und nickt. "Ein Zweizylinder-Zweitakter mit 52 PS. Damit haben wir schon Schnittlängen von bis zu 70 Zentimetern bewältigt." Von ihrer Konstruktion her ist die Säge eine Weltneuheit, und sie wurde von der in Winningen ansässigen Hubschrauberfirma "Rotorflug" entwickelt und gebaut. Sie kappt die Spitzen von Bäumen, die sich zu nahe an den Hochspannungsfreileitungen befinden. "Es gibt verbindliche Richtlinien, die klar regeln, wie hoch ein Baum wachsen darf, der sich am Rand einer Leitungstrasse befindet", sagt Rainer Knodt von RWE Rhein-Ruhr. Warum das so ist, verdeutlicht er an Hand eines Beispiels: "Die Höhe des Baums hängt ab vom Abstand zur Leitung. Es muss sicher gestellt sein, dass ein umstürzender Baum nicht in die Leitungen fällt und so die Stromversorgung unterbricht." Fliegende Kreissägen sind bei der Trassenpflege an schwer zugänglichen Stellen nicht neu. Doch konnte man bislang nur senkrecht sägen. Der gewünschte Effekt wurde dabei nur zum Teil erzielt: "Ein an der Seite beschnittener Baum kann unter Umständen immer noch in die Leitung fallen. Zudem sieht er nach dem Schneiden auch nicht mehr besonders schön aus", sagt Rainer Knodt. Bei der Konstruktion der Säge durch die Firma "Rotorflug" achtete Knodt darauf, dass auch der Sachverstand der Forstwirtschaft mit einfloss. "Eine ganz wesentliche Vorgabe durch den Forst war, dass ein schräg geführter Schnitt machbar ist", sagt Konstrukteur Wilgo Lang, "weil sich auf der Schnittfläche Wasser sammeln könnte." Denn in diesem Fall könnte der Baum von oben her verfaulen. "Deshalb haben wir unsere Säge so konstruiert, dass sie auch in einem 45-Grad-Winkel arbeiten kann." Mit der technischen Umsetzung dieser Vorgabe war die Weltneuheit perfekt. Über eine 15 Meter lange Stange ist die Säge mit dem Hubschrauber verbunden. Für Start und Landung braucht Pilot Jürgen Schütz eine Menge Fingerspitzengefühl. Doch auch beim Sägen ist höchste Konzentration angesagt: "Man operiert während des gesamten Fluges permanent im Maximalbereich, es gibt nicht viele Reserven." Eine dieser Reserven ist ein Mann am Boden. Über Funk weist er den Piloten ein. Eine andere Reserve liegt im Gewicht. Rund 450 Kilo Zuladung darf der "Jet Ranger" aufnehmen. Die Säge wiegt mit Motor und Gestänge etwa 350 Kilo. Trotzdem baut Schütz vor dem Start noch die hinteren Türen aus: "Jedes Gramm zählt." Das gilt auch für den Sprit: Der reicht für maximal eine Stunde Flugzeit, dann muss getankt werden.

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