Flohmarkt ist wie Urlaub

TRABEN-TRARBACH. Sonntags nicht ausschlafen sondern das Auto frühmorgens mit Trödelkram beladen und zu einem Flohmarkt fahren, um möglichst viele Teile des Sammelsuriums zu verkaufen: Das ist das geliebte Hobby von zwei Freundinnen aus Leienkaul in der Eifel. Inmitten ihrer Schätze haben sie einen Sommersonntag unter der Brücke von Traben-Trarbach genossen.

Wo gibt's schon einen bequemen Schaukelstuhl mit Ledersitz für nur 15 Euro, praktischen Hausrat, Kinderklamotten, Spielsachen oder den "röhrenden Hirsch" in Öl für noch weniger? Natürlich nur auf dem Flohmarkt. Und damit die auf der grünen Wiese angepriesenen Secondhand-Schnäppchen nicht ausgehen, dafür sorgen Elisabeth Schröder und Monika Walgenbach aus Leienkaul zusammen mit ihrem langjährigen Standnachbarn Bernhard Franzen aus Neef (Kreis Cochem-Zell).Leidenschaftliche Altwaren-Händler

Seit vielen Sommern tingeln die beiden Frauen aus der Eifel und der Moselaner als leidenschaftliche Hobby-Altwarenhändler über die Flohmärkte zwischen Pommern und Bernkastel-Kues, um ihre Schätze aus Schubladen und Rumpelkammern zu versilbern. Wobei das Geldverdienen nicht der Grund dafür ist, an schönen Sommersonntagen in aller Herrgottsfrühe mit einem voll beladenen Hänger im Schlepptau aufzubrechen, um am Veranstaltungsort einen günstigen Standplatz zu ergattern. "Flohmarkt ist für uns wie Urlaub. Hier am Moselufer ist es doch wunderbar", sagt Monika Walgenbach. Genüsslich räkelt sie sich in ihrem Campingstuhl und streckt die Beine in die warme Sonne, während ihre Freundin gerade mit dem unschlagbaren Argument "der nächste Winter kommt bestimmt" einen Schneeanzug für zwei Euro verkauft. Die Autos der Trödlerinnen haben schon lange keine Garage mehr von innen gesehen, denn diese sind bis oben hin voll mit Flohmarktartikeln. Da stapeln sich Kartons, Schachteln und Plastiksäcke mit allem, was das Trödlerherz begehrt. Die ausrangierten Utensilien aus dem eigenen Haushalt haben Elisabeth Schröder und Monika Walgenbach nämlich mittlerweile mit "Schätzchen" aus Haushaltsauflösungen oder Entrümpelungen ergänzt. An ihren Ständen gibt es nichts, was es nicht gibt: Neben den üblichen Haushaltsgegenständen, Tortenplatten und Schüsseln im Blümchendekor, vergoldeten Sammeltassen, zierlichen Milchkännchen, altmodischen Kaffeewärmern, silbernen Tee-Eiern, bunten Gläsern, feinen Häkeldeckchen, Klamotten, Schuhen oder Omas Ausgehtasche, Barbiepuppen, Lego-Ritterburgen oder Holzschaukelpferdchen, Büchern und Familienfotos suchen auch Rosenkränze, Gebetbücher und Kruzifixe in allen Größen und Ausführungen neue Besitzer. Kleinmöbel wie Nachtschränkchen, eine echte Schulbank, ein Schaukelstuhl oder ein Ohrensessel lassen sich von vielen kritischen Augen begutachten. Preise werden spontan festgelegt

Eine Preisliste für die bunt durcheinander präsentierten Dinge gibt es nicht. Das sind spontane Entscheidungen der Hobby-Trödler. Sie beobachten, dass sich immer mehr Familien auf Flohmärkten mit Hausrat oder Bekleidung eindecken, weil sie sich einen Einkauf im Geschäft nicht leisten können. "Wenn wir bemerken, dass die Leute wirklich nicht viel Geld haben, sind wir sehr großzügig", sagt Monika Walgenbach. Auf der anderen Seite verscherbeln sie wertvollere Dinge wie schöne alte Gläser oder von Hand bemaltes Porzellan nicht für ein paar Cent. "Die echten Schnäppchenjäger, die ganz gezielt nach bestimmten Artikeln suchen, kommen morgens, wenn wir noch auspacken, oder abends kurz vorm Einpacken", sagt Franzen und lacht: "Die wissen ganz genau, dass wir mit möglichst wenig Kram wieder nach Hause fahren möchten." Denn lästige Ladenhüter, die irgendwann in der Mülltonne landen, mögen auch eingefleischte Trödler nicht.

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