Fossilienmuseum: Neugestaltung kostet 350 000 Euro

Das Bundenbacher Fossilienmuseum muss modernisiert werden. Auf einer Sitzung haben Fachleute über die Zukunftspläne für das Haus, das jährlich rund 20 000 Besucher zählt, diskutiert.

 Der Hunsrückschiefer und seine Fossilien sind weltweit von wissenschaftlicher Bedeutung. Foto: Reiner Drumm

Der Hunsrückschiefer und seine Fossilien sind weltweit von wissenschaftlicher Bedeutung. Foto: Reiner Drumm

Bundenbach. Es gibt kein großes Naturkundemuseum auf der Welt, das nicht auch Fossilien aus dem Hunsrückschiefer von Bundenbach enthält. Auch von ihrer Wertigkeit als wissenschaftliche Ressource können die Fossilien nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Versteinerungen von Meerestieren, Algen und Landpflanzen aus dem Dachschiefer sind außergewöhnlich, sogar die ehemaligen Weichteile sind überliefert."

Michael Wuttke, Referatsleiter der Direktion Landesarchäologie, nahm die Mitglieder des Verbandsgemeinderats Rhaunen und des Ortsgemeinderats Bundenbach mit auf eine beeindruckende Zeitreise rund 390 Millionen Jahre zurück, die in die Zukunft strahlen soll.

Anlass der Sitzung, in der Informationen im Vordergrund standen und keine Beschlüsse zu fassen waren: Das seit 1976 bestehende Bundenbacher Fossilienmuseum muss dringend modernisiert werden.

Georg Dräger, Bürgermeister der VG Rhaunen: "Es gilt, die Ratsmitglieder für das Thema zu sensibilisieren. Es geht hier und heute nicht um Beschlüsse, aber wir brauchen eine Vision, wie wir mit dieser Einrichtung weiter verfahren. Mit den Pfunden, die wir haben, sollten wir wuchern." Auch die Bundenbacher müssten in naher Zukunft Position beziehen: "Ich sehe hier eine Chance für die Gemeinde und die Verbandsgemeinde. Wir verkaufen uns als Hunsrücker unter Wert: Wir sollten selbstbewusster sein."

Wuttke erläuterte ausführlich Hintergründe und Ansätze. Er erinnerte an eine kleine Sensation: Ein im Jahr 2009 in "Science" veröffentlichter Hunsrückschiefer-Fund eines Gliedertiers (Schinderhannes bartelsi) durch das Steinmann-Institut der Universität Bonn erregte weltweit Aufsehen und wurde entsprechend von den Medien gewürdigt. Im Fossilienmuseum sind verschiedene permanente "Sonderschauen" integriert, wie zum Beispiel eine eigene Bergmannswerkzeug-Ausstellung sowie eine Ausstellung über ein Forschungsprojekt im Bundenbacher Hunsrückschiefer (Projekt Nahecaris) der GDKE-Erdgeschichte von 1998, die von den Besuchern positiv aufgenommen wurden.

Rund 50 000 Gäste kommen jährlich nach Bundenbach, davon 20 000 Besucher in das Bergwerk und das Museum. Die Kombination von erlebter Geschichte, dem Abenteuer unter Tage und der Sensibilisierung für Geothemen schafft einen attraktiven Mix für einen nachhaltigen "sanften" Geotourismus. Die gesamte Inszenierung von Fossilien, Bergbau und Forschung entspricht jedoch nicht mehr den modernen Seh-, Unterhaltungs- sowie Bildungserwartungen: "Das Ganze muss anschaulicher, lebendiger, bunter, transparenter und dreidimensional werden. Die ehemalige Lebenswelt soll so dargestellt werden, als würden wir uns in einer heutigen bewegen. Besucher sollen auf dem Meeresgrund spazieren und allerlei entdecken können." Vor Ort fehle es an permanent installierten, attraktiven und wissenschaftlich abgesicherten Informationsmöglichkeiten in Wort, Ton und Bild zur Entstehung des Dachschiefers und der Fossilien, der ökologischen Zusammenhänge dieses ehemaligen Lebensraumes, der Bergbau- und Sozialhistorie bis hin zu Themen des Naturschutzes.

Höhere Besucherzahlen angestrebt



Insbesondere als "Schlechtwetterangebot" sei das Objekt für eine Entwicklung im Regionaltourismus prädestiniert. Die auch heute noch zu verzeichnenden relativ hohen Besucherzahlen könnten durch Vernetzung und Einbindung in die Marketingstrategie der Regionaltouristik (Hunsrück-Touristik GmbH, Naheland-Touristik) noch erheblich gesteigert werden. Der Fokus der geplanten Ausgestaltung liegt dabei sowohl inhaltlich als auch vom Umfang der Präsentation her im Indoorbereich des Fossilienmuseums. Die Präsentation im geotouristischen Erlebniszentrum soll folgende Schwerpunkte umfassen, die auch die regionale Identität sowie den kulturlandschaftbezogenen Tourismus fördern sollen: Paläoökologie und Fossilbildung, Dachschieferabbau und -verarbeitung sowie Montan- und Sozialhistorie. Vorgeschlagen wird eine Dreiteilung der Indoorausstellung.

Rund 350 000 Euro würde die Umgestaltung kosten. Dräger: "Die Ortsgemeinde Bundenbach sehe ich nicht in der Lage, diese Umgestaltung finanziell zu stemmen. Selbst bei hohen Zuschüssen im Bereich von 75 Prozent." Aber: "Wir können uns die VG Rhaunen nicht ohne dieses Museum vorstellen."

Rhaunens Ortschef Manfred Klingel (SPD) betonte: "Das Herrichten ist das eine, das Betreiben was anderes. Das kostet Geld. Ich habe da inhaltliche Bedenken." Es gehe aus seiner Sicht offensichtlich nur noch um die Frage, ob die Verbandsgemeinde Rhaunen rund 100 000 Euro in das Projekt investieren möchte, was letztlich der VG-Rat zu entscheiden habe, wenn die Ortsgemeinde Bundenbach einen entsprechenden Antrag stellt. Klingel vertrat einen bemerkenswerten und ungewöhnlichen Ansatz: "Ich persönlich gebe 1000 Euro fürs Projekt."

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