Frag Vroni Was ist Mosel-Sherry und wer stellt ihn her?

Traben-Trarbach · Joffi Schum aus Traben-Trarbach ist frisch an die Mittelmosel gezogen und passionierte Sherry-Liebhaberin. Es dauerte nicht lange, bis sie hörte, dass auch an der Mosel Sherry hergestellt werde. Da wurde sie hellhörig und fragt: „Angeblich soll es auch an der Mosel Sherry geben, stimmt das?

Frag Vroni: Gibt es Mosel-Sherry und darf der so heißen?
Foto: Hans Kraemer

Wenn ja, überrascht mich die Bezeichnung, wo doch eigentlich nur Weine ‚Sherry‘ genannt werden dürfen, die „nach den festgelegten, traditionellen Methoden im gesetzlich geschützten Anbaugebiet DO Jerez/Xèréz/Sherry y Manzanilla de Sanlúcar Barrameda hergestellt und abgefüllt“ werden. Können Sie vielleicht herausfinden, wer „Mosel-Sherry“ herstellt und was es hierzulande mit der Bezeichnung auf sich hat?“

Tatsächlich gibt es Mosel-Sherry. Ich habe zwei Produzenten gefunden, erhebe aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das ist zum einen das Weingut Sanders und Sanders aus Osann-Monzel und zum anderen die Sucellus Manufaktur aus Kinheim.

Deren Inhaber Wilhelm Rieth ist ebenfalls Sherry-Fan. Er hat damals, in den 1980er Jahren, versucht, das Getränk als Mosel-Sherry auf den Markt zu bringen. Seine Anfrage landete sogar im Gesundheitsministerium der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. Doch die Antwort lautete: Nein. Sherry ist, wie Joffi richtig schreibt, ein geschützter, geografischer Begriff für die Region um Jerez de la Frontera, dem sogenannten Sherry-Dreieck, das sich von dort bis Chiclana im Süden und Sanlúcar de Barrameda erstreckt. Also musste Rieth kreativ sein, was ihm nicht besonders schwer fiel. Er nannte seinen extra-trockenen Sherry schlicht Sucellus. Der promovierte und experimentierfreudige Lebensmittelchemiker stellt den Aperitif in einem eigens entwickelten Verfahren her und lässt ihn anschließend in Holzfässern reifen. Erhältlich ist die 0,5 Liter Flasche für 15 Euro ab Weingut. Probieren kann man Sucellus in Berliner Feinschmeckerrestaurants und seit neuestem im Restaurant 1485 in Leiwen.

Mark und Steffie Sanders standen vor demselben Problem wie Rieth. Sie nennen ihren Likörwein: S.Herry. Dieser ist nach dem spanischen Solera-Verfahren (ein spezielles, dreijähriges Reifeverfahren) wie der Sherry hergestellt, aber aus Mosel-Riesling. 2013 brachte das Bio-Weingut seinen ersten Riesling-Sherry auf den Markt.

Für die Vorbereitung und vielen Versuche benötigten Marks Eltern zehn Jahre. Danach waren die mehr als 1000 Flaschen aus der ersten Produktion innerhalb eines halben Jahres ausverkauft. Eigentlich schade. Aktuell kostet die 0,5 Liter-Flasche S.Herry 20 Euro. Die weniger gute Nachricht: Zu kaufen gibt es ihn voraussichtlich erst im Frühjahr 2023 wieder sowohl ab Hof wie auch online.

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