Frag Vroni Gibt es Roten Riesling auch an der Mosel?

Trier · An der Mosel wird hauptsächlich Riesling produziert. Immer noch. Doch zunehmend experimentieren Winzer mit historischen Rebsorten, denn ihre Kunden probieren auch gerne mal etwas Ausgefallenes.

Frag Vroni: Gibt es roten Riesling auch an der Mosel?
Foto: Hans Kraemer

Daher fragt Inge aus Trier: „Der Rote Riesling ist an der Hessischen Bergstraße beliebt, aber auch in anderen Anbaugebieten finden diese Weißweine ihre Liebhaber. Gibt es den Roten Riesling auch an der Mosel?“

Die kurze Antwort lautet: Ja, es gibt den Roten Riesling an der Mosel. Ich habe tatsächlich eine Flasche davon im Kühlschrank stehen, die ich aber noch nicht probiert habe. Auf diesen Tropfen bin ich sehr neugierig, weil ich diese Rebsorte nicht kenne, und keine Ahnung habe, wie der Wein denn nun schmeckt.

Für eine ausführliche Antwort auf Inges Frage habe ich daher Winzer Christoph Koenen aus Minheim im Kreis Bernkastel-Wittlich angerufen, der Roten Riesling anbaut. Ich fragte ihn, was das besondere an dieser Rebsorte ist, wie sie schmeckt und wie seine Kunden auf diesen Wein reagieren? Summasumarum: Glaubt er, dass diese Rebsorte Zukunft an der Mosel hat?

Immerhin betrug die Anbaufläche laut Moselwein eV im Jahr 2021 immerhin bereits rund 15 Hektar. Anfangs sei es gerade mal ein Hektar gewesen.  

Koenen, der diese Rebsorte seit drei, vier Jahren auf einer Fläche von gut einem halben Hektar anbaut, sagt: „Mein Riesling ist mineralisch, stahlig und trocken. Beim Roten Riesling hingegen stehen eher die Fruchtkomponenten im Vordergrund. Viele Menschen empfinden diese Frucht als intensiver.“ Das Bukett sei exotisch mit Pfirsich- und Maracuja-Noten. Allerdings, so räumt er ein, müsse man dem Kunden diese Rebsorte auch stets erklären. Denn obwohl sie Roter Riesling heiße, sei es keine rote Rebsorte, folglich auch kein Rotwein. „Der Rote Riesling hat lediglich eine rote Beerenhaut ähnlich wie die Sorte Grauburgunder. Die Farbe des Weines im Glas ist goldgelb.“

An eine Erfolgsgeschichte des Roten Rieslings ähnlich wie bei den Burgundersorten glaubt Koenen allerdings nicht. „Es ist kein massenmarkttauglicher Wein. Einfach aus dem Grund, weil man viel erklären muss, was ich als Winzer natürlich tue.“

Meine weiteren Recherchen ergeben: Wer tatsächlich zuerst da war – der rote oder der weiße Riesling – darüber streiten sich die Gelehrten. Belegt ist jedoch, das es sich um eine historische Rebsorte handelt, deren Ursprünge bis in Mittelalter zurückreichen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie jedoch aus den Weinbergen verdrängt, bis sie 2018 beim Bundessortenamt auf Antrag des Instituts für Rebenzüchtung der Hochschule Geisenheim wieder zugelassen wurde.

So. Gleich werde ich meine Flasche Roten Riesling aus dem Kühlschrank holen und den Wein endlich mal probieren. Cheers!

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v.kerl@volksfreund.de

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