Frech wie Oskar

SPEICHER. (lyv) Die alte Sprache der Speicherer Händler, das "Jenisch" hat Werner Streit, Leiter des Heimatmuseums in seiner zweiten Broschüre unter die Lupe genommen. Die Geheimsprache ist heute den Wenigsten noch bekannt.

Wer weiß schon, dass er sich der Gaunersprache bedient, wenn er Ausdrücke wie "schnorren, "Kohldampf" oder "frech wie Oskar" benutzt. Diese Worte stammen aus dem "Rotwelsch", einer aus dem Mittelalter stammenden Sprache der Außenseiter, Diebe, Gauner, Landstreicher und Dirnen. In der Südeifel nannte man diese Sondersprache auch "Jenisch" die in den verschiedensten Hausierergemeinden gesprochen wurde. Dass Speicher das bekannteste Hausiererdorf in der Eifel war, ist in der Region bestens bekannt, dass die Hausierer, die wandernden Händler also, sich mit einer Geheimsprache, verständigten, ist auch bekannt. Allerdings konnten damals wie auch heute die wenigsten Menschen damit etwas anfangen. Einer, der sich intensiv damit beschäftigt und dieser Sprache auch mächtig ist, ist Werner Streit aus Speicher. In mehreren Aufsätzen und Broschüren hat der 80-Jährige das Leben der Tonwarenhändler in seinem Heimatort beschrieben und gemeinsam mit dem Amt für rheinische Landeskunde das Speicherer Jenisch und die Lebensumstände derjenigen, die diese Sprache benutzten, erarbeitet. "Viele Speicherer glauben heute noch, dass die Händlersprache nicht nur als Erkennungszeichen bediente, sondern auch Ausdruck eines besonderen kaufmännischen Ethos gewesen ist", sagt Streit. Man erzähle, dass eine Abmachung auf Jenisch niemals rückgängig gemacht wurde. Erstmals dokumentiert wurde die Geheimsprache 1901 in einer Sammlung von Friedrich Kluge, der dabei die Unterstützung des ehemaligen Speicherer Bürgers Simon Salomon fand, der eine Wortsammlung an Kluge weitergab. Zu dieser Zeit muss also das "Jenisch" - eine vollkommen neutrale Bezeichnung für die Händlersprache, ohne jede Abwertung - noch bei den Händlern aus Speicher und der Umgebung gesprochen worden sein. Eine Erweiterung fand diese Wortliste 1926 durch den damaligen Vorsitzenden des Speicherer Gewerbevereins, Jakob Krischel. Streit erarbeitet in seiner Broschüre eine detaillierte Auflistung der linguistischen Veränderung der Sprache bis zu den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, denn ab dann "kann die Geheimsprache als ausgestorben gelten". Eine Art Wörterbuch findet der Leser am Ende der Broschüre, sowie ein Dialog zweier Händler auf Jenisch. Zumindest kann Werner Streit heute zu den meisten seiner Mitmenschen sagen: "De Houtz beknääst miats" (der Junge versteht nichts). Die Broschüre "Jenisch - Die Geheimsprache der Speicherer Händler", ist in den Buchhandlungen der Region oder bei Werner Streit, Telefon 06562/2023 zum Preis von 5 Euro zu erhalten. Des weiteren beschäftigt sich Werner Streit in einer gesonderten Broschüre "En Mauel voll Platt, Fir Ditt un Datt" mit der regionalen Muttersprache. Die Broschüre ist ebenfalls bei Werner Streit erhältlich. Kosten: fünf Euro.

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