Frei Parken nur am Automaten

BERNKASTEL-KUES. Eine Stunde lang dürfen Autofahrer am Moselufer in Bernkastel-Kues kostenlos parken - wenn sie einen Parkschein ziehen. Wer jedoch die Parkscheibe auslegt, wird zur Kasse gebeten - per gebührenpflichtiger Verwarnung.

Werner Kronser ist sauer: Gemeinsam mit seiner Frau machte der 64-Jährige aus Großrosseln einen Einkaufs-Ausflug nach Bernkastel-Kues. Als die beiden nach 45 Minuten zu ihrem am Moselufer abgestellen Auto zurück kamen, steckte ein Strafzettel hinter dem Scheibenwischer - ausgestellt drei Minuten nach der Ankunft. Fünf Euro Verwarngeld soll Werner Kronser zahlen, weil er seine Parkscheibe auslegte, statt am Automaten einen kostenlosen Parkschein für eine Stunde zu ziehen. "Der Automat war dafekt", sagt der Mann. "Das Schild ‚kostenlos‘ hat mir suggeriert, dass ich auch die Parkscheibe rauslegen kann. Kronser beschwerte sich bei der örtlichen Ordnungsbehörde. Doch, vergebens - er hätte zu einem anderen Parkscheinautomaten gehen müssen, teilte ihm die Verwaltung mit. Man sehe "keine Möglichkeit, das Verwarngeld zurück zu nehmen". "Das ist ein ganz normaler Vorgang", sagt Uwe Zeeh, Abteilungsleiter der Ordnungsbehörde. "Ohne Ticket darf man dort nicht parken. Der Mann hat korrekt eine Gebührenpflichtige Verwarnung erhalten." Da ist sich Maximilian Maurer vom ADAC nicht so sicher. "Kronser hat sich eigentlich korrekt verhalten", sagt er. Es sei in der Regel nicht zumutbar, dass sich ein Autofahrer nach weiteren Parkscheinautomaten umschauen müsse. Entscheidend sei vor Gericht aber der Aufwand, einen anderen Automaten aufzusuchen. Wegen der geringen Höhe des Verwarngelds rät der ADAC-Experte Werner Kronser aber, es nicht auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen zu lassen. Sie kann mit erheblich höheren Kosten verbunden sein. Maurer: "Ich würde sagen: Vergiss es, zahl die fünf Euro." Kronser allerdings geht es nicht in erster Linie darum, das Geld zu sparen. "Es geht hier ums Prinzip", sagt er: "So geht man nicht mit Gästen um." Das sieht auch Stadtbürgermeister Wolfgang Port so. "Wenn wir die Leute verscheuchen, sind wir selber schuld", sagt er. Von Kronser fünf Euro zu verlangen, hält er für unangemessen. Die Stadt habe aber keinen Einfluss auf die Parkraumüberwachung. Dies sei Sache der Verbandsgemeinde. Er persönlich sei für eine pragmatische Lösung. "Es gibt immer einen gewissen Ermessens-Spielraum."

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