Freude, Würde, leuchtende Augen

BERNKASTEL-KUES. Wer im Altenheim lebt, gerät schnell in Vergessenheit. Das ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Aber es gibt auch viele Gegenbeispiele. Und davon profitieren nicht nur die Seniorinnen und Senioren.

Es gehört zum Kreislauf des Lebens, dass die Menschen alt werden. Allein aus dieser Erkenntnis heraus sollten die Generationen miteinander leben und füreinander da sein. Doch klar ist auch: Wer in ein Altenheim zieht, aus welchem Grund auch immer, bleibt dort, bis sein irdischer Lebensweg beendet ist. Mit dem Umzug ins Altenheim verwirken die Menschen aber weder ihr Lebensrecht noch ihre Würde.Die Helfergruppen sind in vielen Bereichen tätig

Und es gibt viele Menschen, die den Senioren das Gefühl von Freude und Würde geben. So hat sich im Caritas-Altenzentrum Mittelmosel, zu dem zwei Häuser in Bernkastel-Kues und eines in Ürzig gehören, ein Besuchsdienst von etwa 50 Leuten etabliert - die ehrenamtlich tätige "Vergiss-Mein-Nicht"-Helfergruppe. Diese Arbeit schätzt Rainer Martini, der beim Caritasverband Wittlich für alle Belange des sozialen Ehrenamts zuständig ist, hoch ein. "Es ist ganz wichtig, für das Ehrenamt im Altenheim ein Bewusstsein zu schaffen", erzählt er. Dieses Bewusstsein ist für Klara Ehlen und Monika Pfeiffer eine Selbstverständlichkeit. Wenn die beiden Frauen - Ehlen arbeitet hauptamtlich im Altenzentrum, Pfeiffer ist Ansprechpartnerin der "Vergiss-Mein-Nicht"-Gruppe - erzählen, leuchten ihre Augen. "Die Arbeit gibt viel Erfüllung. Ich bin jedes Mal glücklich, wenn ich hier rausgehe", sagt Monika Pfeiffer. "Hier wird viel gefeiert", berichtet Klara Ehlen von einem Alltag, der längst nicht immer grau ist. "Da wird gelebt, nicht nur gestorben", sagt sie. Singen, spielen, kegeln: Es gibt viele Arten der Freizeitbeschäftigung, bei denen der Besuchsdienst gefragt ist. Natürlich gibt es auch Senioren, die an solchen Aktivitäten nicht teilnehmen können. Für sie finden sich Leute, die ihnen zum Beispiel vorlesen. Und sobald es die Witterung zulässt, schieben Mitarbeiter des Besuchsdienstes die Rollstühle mit den Menschen, die nicht mehr laufen können, auf den Spazierweg an der Mosel. Das Ziel dieser Arbeit verdeutlicht Ralf Juchem, Leiter des Caritas-Altenzentrums Mittelmosel: "Der Kontakt der alten Menschen zur Außenwelt soll nicht abreißen." Auch er hebt die Bedeutung dieser Arbeit für die ehrenamtlich tätigen Kräfte hervor: "Diese Arbeit ist für sie eine Bereicherung." Auch Hermann Hower, ständiger Diakon in der Seelsorgeeinheit Zeltingen-Rachtig-Erden-Lösnich, hat sich dieser Aufgabe verschrieben. Er hat einen Besuchsdienst von zirka 20 Leuten aufgebaut, der dann aktiv wird, wenn Menschen aus den Ortschaften, egal welcher Konfession, im Krankenhaus liegen oder im Altenheim leben. "Die Leute sind nicht weg, sie bleiben ein Glied der Gemeinde", sagt er. Seine Aufgabe sieht er als einen Dienst an den Menschen, die durch das Raster fallen. "Und das gilt oft für die alten Menschen", sagt er.Hower: Es gibt nur Gewinner bei der Sache

Ganz wichtig bei der Arbeit: Jeder der Ehrenamtlichen bringt sich freiwillig ein. Es gibt auch keine festen Pläne. Die Devise: Jeder tut das, was er gerne macht und bestimmt den zeitlichen Aufwand selbst. "Es gibt nur Gewinner bei der Sache", sagt Hower. Natürlich gibt es eine Hemmschwelle. "Doch wir wollen sie so niedrig wie möglich halten", sagt Rainer Martini. "Das Haus ist offen. Es herrscht eine Atmosphäre des Willkommenseins." Er sieht mit Freude, dass sich viele Leute in seinem Wirkungsbereich (die Landkreise Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell) in diesem Ehrenamt einbringen. Wer sich für den Besuchsdienst interessiert, kann sich bei der Caritas-Geschäftsstelle in Wittlich, Telefon 06571/91550, oder im Caritas-Altenzentrum in Bernkastel-Kues, Telefon 06531/5020, melden.

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