Freudenfest mit einem Fuder Frei-Wein

Ein Fuder Wein aus dem eigenen Weingut spendierte am 20. Juni 1948 Alt-Bürgermeister Fritz Melsheimer anlässlich der Währungsreform. Gisela Wanke, geborene Reiß, half damals in schmucker Winzertracht, den guten Tropfen am Moselufer an die Bürger auszuschenken.

Traben-Trarbach. (GKB) Wo heute der Pavillon steht, gab es damals den Frei-Wein, der im Fass auf einem Wagen herangerollt worden war. Die Traben-Trarbacher ließen sich nicht lange bitten. "Das war ein toller Tag und ein Kommen und Gehen", er innert sich Gisela Wanke, "und alle waren damals dünn und schmal". Mit wenig Nahrung im Magen ist etlichen der Wein denn auch gehörig zu Kopf gestiegen und sie schliefen ihren Rausch am Wegesrand aus. 18 Jahre war Gisela Wanke alt, als sie die gelöste Stimmung am Moselufer genoss. Die Seligkeit der Menschen und ihre Freude sind ihr noch lebendig in Erinnerung. Und immer wieder wurde die Frage gestellt: "Was kaufst du dir vom Kopfgeld?" Die 18-Jährige wohnte damals im Wolfer Weg und badete gerne in der Mosel. Aus dem alten Badeanzug war sie rausgewachsen. Als die Tante aus Köln mit Wolle anreiste, um hier Lebensmittel zu hamstern, ergatterte das junge Mädchen auch einige Knäuel. "Aus der gelb gefärbten Schafwolle strickte ich mir einen Bikini", sagt sie, doch das gute Stück kratzte und erwies sich insbesondere im nassen Zustand als sehr ungemütlich. Also beschloss sie, sich einen neuen Badeanzug anzuschaffen. Bei "Würz" im Schaufenster entdeckte sie ihn zum Preis von 18 Mark, in roter Farbe und mit Gummifäden raffiniert zusammengehalten. "Da wusste ich, das ist er", erzählte Gisela Wanke lachend von ihrer ersten Anschaffung in der neuen Währung.

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