Freudige Gespanntheit

WITTLICH. (noj) Auf eine Reise nahm die Tonkünstlerin Hildegard Schemehl die Gäste der Vernissage im Kreishaus mit. Ob Boot, Fluss, Wege oder Räder - vieles, was mit diesem Thema zu tun hat, hat sie in Raku-Keramik dargestellt und zeigt es nun im Kreishaus.

"Eine Reise bedeutet Veränderung, Aufbruch, sich auf Neues einlassen," erläuterte Hildegard Schemehl den Titel ihrer Ausstellung. Die Rauchbrandtechnik Raku habe ihren Ursprung im Keramik-Handwerk in Korea und Japan im 16. Jahrhundert, erklärte Landrätin Beate Läsch-Weber. Sie unterscheide sich von der herkömmlichen, indem die Gefäße einzeln mit einer langen Zange dem Ofen bei Temperaturen von 1000 Grad entnommen und schockartig abgekühlt würden.Beschwerlicher Weg nach oben

Die darauf folgende Reduktion zum Beispiel in Sägespänen, färbe das durch den Temperaturschock entstandene Netz aus Rissen schwarz und hebe es so hervor. Durch diese Technik könne man die einzelnen Stücke nur bedingt auf dem Reißbrett entwerfen, erklärte Läsch-Weber. "Sehr schön finde ich persönlich die Bedeutung des japanischen Wortes ,Raku', das soviel wie Freude und Wohlbefinden heißt." Als "ein Gefühl der freudigen Gespanntheit" beschrieb auch Schemehl selbst ihre Eindrücke bei der Arbeit. Auch zu den einzelnen Kunstwerken gab sie Erläuterungen: Mit einem Schiff könne man sich vorwagen in ein fremdes Element und würde dabei sicher getragen. Bei der Darstellung eines Bumeranges hatte sie sich ihre Gedanken gemacht. "Wenn man ihn wegwirft, kommt er wieder", beschrieb sie die Analogie zum Reisenden. Dass sie auch die Kunst des Drehens an der Töpferscheibe beherrscht, wird an einem großen Gefäß sichtbar, dass die Künstlerin als Erde mit Horizont beschrieb. Den Weg nach oben, dargestellt an einem anderen Objekt, beschrieb sie als beschwerlich. Das Interesse an der Ausstellung war groß. Zahlreiche Menschen lauschten der einleitenden Rede von Beate Läsch-Weber und der Künstlerin. Hildegard Schemehl ist 1970 in Bernkastel-Kues geboren und wuchs in Altmachern (Zeltingen-Rachtig) auf. Nach dem Abitur 1989 begann sie ihre Ausbildung zur Keramikerin in Speicher. Nach der Gesellenprüfung 1992 war sie in verschiedenen Werkstätten tätig, bis sie sich 1999 selbstständig machte. Im Juni 2002 hatte sie in Trier ihre erste Einzelausstellung unter dem Titel "Meer". Das Streichenensemble der Musikschule begleitete die Eröffnung. Die Werke von Hildegard Schemehl sind noch bis Ende April in der Kreisverwaltung zu sehen.

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