Frischmilch aus dem Zapfhahn

Monzelfeld/Morbach-Hundheim · Frisch, nicht pasteurisiert und immer auf Abruf: Zwei Bauernhöfe in der Region bieten Rohmilch aus der Zapfanlage an. Der Reinhardshof in Morbach-Hundheim und der Schellenhof in Monzelfeld. Rund um die Uhr können sich Milchtrinker an den sogenannten Milchtankstellen bedienen.

 Frischer geht's kaum: Luisa Lausberg genießt Milch direkt von der Tankstelle. TV-Foto: Klaus Kimmling

Frischer geht's kaum: Luisa Lausberg genießt Milch direkt von der Tankstelle. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (m_wil )

Kuh Melissa tritt in das Boxengitter. Der vollautomatische Melkroboter scannt ihre Zitzen, fährt automatisch heran und fängt an zu melken. Hinter Melissa wartet bereits Charlotte, bis sie an der Reihe ist. So geht das den ganzen Tag für die 180 Kühe auf dem Reinhardshof in Hundheim bei Morbach. "Die Kühe gehen hier freiwillig zum Melken", erklärt Martin Adam, Betreiber des Hofes.Einen Liter für einen Euro

Von hier stammt die Milch, die man seit Februar in der neuen Milchtankstelle des Bauernhofes in Hundheim zapfen kann. "Wir melken 24 Stunden am Tag. Die Milch wird gefiltert, auf vier Grad heruntergekühlt und verkauft", sagt Adam.
In einem Gartenhäuschen direkt am Eingang des Hofes steht die Milchtankstelle, die wie ein Getränkeautomat aussieht.
Und so funktioniert es: "Ein Liter frische Milch kostet einen Euro. Man stellt seinen Behälter in die Öffnung, wirft sein Guthaben ein und drückt den Milchknopf", erklärt Martin Adam. Rückgeld wird auch ausgezahlt, die kleinste Abnahmemenge sind 200 Milliliter. Adam: "Nach oben gibt es keine Grenzen. Der Automat hat sogar einen Schlauch zum Ausziehen, mit dem man Kanister befüllen kann." Durch den Trend, zur bewussten Ernährung kommt die Milchtankstelle zum richtigen Zeitpunkt. "In der frischen Milch ist alles drin, was die Molkerei herausholt", erklärt Martin Adam. "Durch die Pasteurisierung geht viel verloren."

Die Idee für die Milchtankstelle kam Adam aus einem einfachen Grund. "Heutzutage muss man als Landwirt breit aufgestellt sein", sagt Adam. "Außerdem herrscht in der Milchindustrie eine schlechte Preissituation." Laut Martin Adam nehmen vor allem Familien mit jungen Kindern sein Angebot wahr. "Es gibt auch Kunden, die aus unserer Milch selbst Käse oder Quark herstellen, was nur mit unbehandelter Rohmilch möglich ist", erklärt er.
Ein weiterer Grund für die Milchtankstelle war auch, dass Martin Adam die Hundheimer Bürger mit Frischmilch versorgen möchte. "Man will ja auch was fürs Dorf tun."

Auch der Schellenhof in Monzelfeld hat eine solche Milchtankstelle. Die gibt es seit fünf Jahren, damals hat sie um die 6000 Euro gekostet. "Am Anfang lief die Nachfrage schleppend, jetzt ist sie vor allem am Wochenende gut", erklären Dieter und Melanie Lausberg, Betreiber des Schellenhofes. "Wir wohnen an einer viel befahrenen Durchgangsstraße." Die Milchtankstelle ist der auf dem Reinhardshof ähnlich. "Wir wollen den Bürgern die Landwirtschaft wieder näherbringen", erklärt Dieter Lausberg. "Viele kennen das nur noch aus dem Buch." Auch die Lausbergs machen auf die Gesundheitsvorteile der Frischmilch gegenüber der haltbaren Milch aus dem Supermarkt aufmerksam. "Es ist die gesündeste Milch, die man trinken kann."

Nach Auskunft des Kreisbauernverbandes sind das die beiden ersten Milchzapfstellen im Landkreis. Manfred Zelder, Vorsitzender des Verbands, begrüßt diese Entwicklung: "Ich denke, das ist eine tolle Sache. Der Verbraucher hat ständig Zugang zu guter Milchqualität. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass in Zukunft mehr Bauern das anbieten. Vor allem bleibt auch die Wertschöpfung beim Bauern, die Milchpreise sind ja sehr schlecht im Moment. Somit ist das Konzept von der Direktvermarktung nur zu befürworten."

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