Fröhlich, mit der Vergänglichkeit im Fokus

Traben-Trarbach · Der Berufsberater riet Heidi Bogner vom Kunststudium ab. "Bringt kein Brot." Nach Umwegen übers Designstudium wagte die Künstlerin aus Traben-Trarbach trotzdem den Schritt und wurde freischaffende Malerin. Keineswegs brotlos.

Traben-Trarbach. Sonnige Spätsommertage sind eine gute Zeit für Heidi Bogner. Denn dann führt der Moselradweg viele Freizeitsportler direkt an ihrer Galerie in Traben-Trarbach vorbei. Klapptische und Stühle auf dem Rasen vor ihrem Haus und Hinweisschilder auf das Café in der Galerie locken zu einem Abstecher in die Malwerkstatt der Künstlerin. Der Besucher überquert einen idyllischen Innenhof, den aus Schiefer gemauerte Hauswände bilden. Dort stehen Bogners neueste Geschöpfe. Vögel, die sie aus Treibholzstücken zusammengesetzt hat. Das Holz findet sie beim Schwimmen in der Mosel. Eine Außentreppe führt weiter hinauf in die Galerie, die zugleich als Café und Atelier dient.
In dem großzügigen, lichtdurchfluteten Raum malt Heidi Bogner gerade die Konturen von Flaschen auf Eichenholzbretter, die sie aus alten Weinfässern geschnitten hat. Die bemalten Fassdauben sind eine ihrer Spezialitäten.
Hemmungen abbauen


In ihrem Atelier gibt sie auch Malunterricht, und von August bis Oktober serviert sie am Wochenende Kaffee und Kuchen an den Tischen vor den Schieferwänden, die voll gespickt sind mit ihren Blumenbildern. Das Café soll Besuchern den Zutritt ins Reich der Kunst erleichtern, Hemmungen abbauen.
Ein Ehepaar aus Luxemburg kommt herein. Die beiden bleiben vor den Fassdauben stehen. Zwei von ihnen wechseln an diesem Vormittag den Besitzer. Dazu zwei Gemälde in Acryl auf Leinwand mit den für Bogner typischen organischen Formen, dem fröhlichen Ausdruck. Auf viele ihrer Bilder haben sich Fische eingeschlichen, obwohl sie thematisch gar nicht von der Künstlerin beabsichtigt waren. Wie in den Tulpenbildern, die sie wegen der Kombination der Blüten mit Fischen "Unterwasserphantasien" taufte.
Ein anderes immer wiederkehrendes Element ist eine Linie, die sich verschlungen vom linken zum rechten Bildrand zieht. Bogner nennt sie Lebenslinie. Sie soll den Betrachter an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern, damit er daran denkt, jeden Tag zu genießen. Zu Bogners Auseinandersetzung mit dem Tod gehört auch, dass sie Särge bemalt.
Dabei wirkt ihre Kunst gar nicht schwer oder traurig. Sie selbst genauso wenig. Im Gegenteil. Bogner charakterisiert ihre Kunstwerke als "Gute-Laune-Bilder". Intensive, leuchtende Farben und Helligkeit dominieren. Der Ausdruck ist expressiv, dynamisch, die Konturen sind verschwommen, die Malerei bleibt aber gegenständlich.
Wenn Bogner malt, hat sie kein fertiges Konzept im Kopf. Ihre besten Bilder entstehen, wenn sie in einen Rausch versinkt, den "Flow", wie sie es nennt. Dann vergisst sie die Welt um sich herum und taucht gänzlich in den kreativen Prozess ab. In dieser Zeit sei ihr Denken ausgeschaltet, erzählt sie. Allein das Gefühl führt ihr dann den Pinsel und überträgt sich impulsiv und spontan auf die Leinwand. Wenn Bogner eine Gänsehaut überkommt, weiß sie, das ist das Signal, dass das Bild so gut wie fertig ist.
So intensiv, wie sie die Beziehung zu ihren Bildern erlebt, scheint ihre Begründung, warum sie malt, geradezu auf der Hand zu liegen: "Ich bin geboren, um zu malen." Bogner zuckt mit den Schultern. So einfach und selbstverständlich ist das.
Heidi Bogner wurde 1961 in Traben-Trarbach geboren. Nach dem Abitur studierte sie an der Trierer Fachhochschule visuelle Kommunikation und schloss mit Diplom ab. Von 1984 bis 1987 lebte sie in Berlin und arbeitete als Designerin in einer Werbeagentur. Dann kehrte sie zurück zu ihren Ursprüngen: zur Mosel und zur Malerei. Heidi Bogner ist verheiratet und hat drei Kinder. In ihrem Atelier stellt Heidi Bogner ganzjährig aus: An der Mosel 25, in Traben-Trarbach. Telefon 06541/4540, Homepage: www.heidi-bogner.de sys

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