Frühstück im Kloster

SCHÖNBERG. (urs) Jahr für Jahr pilgern Schönberger zur Trierer Abtei St. Matthias und lösen so ein vor Hunderten von Jahren gegebenes Versprechen ein.

Seit wann genau sie wie Generationen vor ihnen einmal im Jahr nach St. Matthias pilgern, weiß heute keiner mehr zu sagen. Es gebe darüber nichts Schriftliches, erzählt Rita Junk, die 2006 schon zum 20. Mal in Folge mitgeht. Auf jeden Fall handele es sich nicht um ein kirchliches Versprechen, sondern um eines der Zivilgemeinde. Der mündlichen Überlieferung nach nimmt dieses alle Schönberger in die Pflicht, sich mit einer Person aus jedem Haus der Wallfahrt anzuschließen. Und das funktioniert laut Junk im Großen und Ganzen bis heute. Der Beginn der Wallfahrten datiert ihres Wissens "etliche Hundert" Jahre zurück - vermutlich um 1650. Antrieb für ein Versprechen wie das der Schönberger war die Hoffnung, einer Notsituation zu entgehen, oder Dankbarkeit, verschont geblieben zu sein. "Es soll eine Pest gewesen sein, wahrscheinlich eine Tierpest", berichtet die 37-Jährige von dem, was sie in Erfahrung hat bringen können. Ein wenig ungewöhnlich ist die Zeit, zu der sich die Pilger auf den Weg machen. Mitten in der Nacht von Freitag auf Samstag vor Dreifaltigkeitssonntag brechen sie auf. Dann sei immer Vollmond, weiß Junk die Umsicht der Vorfahren zu schätzen. So lange sie mitgehe, sei noch niemand unterwegs zu Schaden gekommen. Die eine oder andere mulmige Erinnerung gibt es aber doch. So etwa an Bäume, die nach einem Windbruch den Weg säumten oder den zunehmende nächtlichen LKW-Verkehr. Unangenehm sei zudem Regen, der auch Pilger nicht verschont. "Letztes Jahr waren wir kaum bis Büdlicherbrück und schon nass bis auf die Knochen", erinnern sich Junk und Dietmar Knippel. Älteren oder denen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, ist ein solcher Marsch daher kaum zuzumuten. Die Idee von Alt-Bürgermeister Franz-Josef Thömmes, parallel einen Bus einzusetzen, der morgens nach Trier fährt, wird diesem daher hoch angerechnet. "Jetzt ist das gut gemacht - früher musste man gucken, wie man heim kommt, und Frühstück gab's auch keins", bekräftigt Knippel, den vor allem der "Spaß am Wandern" motiviert. Schön sei auch, dass die Älteren weiter per Bus mit pilgern könnten. Insgesamt treffen sich 30 bis 40 Leute, teils vom Pilgerbus eingesammelt, um 7 Uhr morgens zum Pilgeramt in St. Matthias. Darunter auch etliche Jugendliche, wie Nico (13) und Felix (12). "Das ist toll da mitzugehen", versichert Felix, der schon zum zweiten Mal seinem großen Bruder nacheifert. Nico absolviert sogar bereits seine vierte Matthias-Wallfahrt. Ortsbürgermeisterin Maja Calustian wird hingegen nicht pilgern: "Das schaff ich gar nicht". Aber die Mutter eines zehn Monate alten Jungen hat Respekt vor der anstrengenden Strecke. Die Gemeinde übernimmt die Organisation und die Kosten fürs gemeinsame Frühstück.

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