Führung auf dem jüdischen Friedhof von Neumagen

Eine Führung über den Neumagener Judenfriedhof hat großen Zuspruch bei der Bevölkerung gefunden und vermittelte interessante Einblicke in die Begräbnissitten der Juden.

 Großen Zuspruch hat die Führung auf dem Judenfriedhof in Neumagen gefunden. Foto: privat

Großen Zuspruch hat die Führung auf dem Judenfriedhof in Neumagen gefunden. Foto: privat

Neumagen-Dhron/Thalfang. (red) 70 bis 80 interessierte Bürger hatten sich auf dem Neumagener Judenfriedhof eingefunden und lauschten aufmerksam den fachkundigen Ausführungen von Dr. Marianne Bühler zum Thema "Sitten und Gebräuche auf jüdischen Friedhöfen".

Marianne Bühler, die gerade dabei ist, die Geschichte des Friedhofes im Rahmen eines Neumagener Arbeitskreises zur Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Gemeinde Neumagen-Dhron zu erforschen, gab außerdem einen Zwischenbericht über das, was bisher über den Friedhof herausgefunden wurde.

Der mit 3372 Quadratmetern nach Wittlich zweitgrößte Friedhof im Kreis Bernkastel-Wittlich diente als Begräbnisplatz nicht nur für Neumagener Juden, sondern auch für Juden aus der weiteren Umgebung - aus Niederemmel, Müstert, Reinsport, Minheim, Hetzerath, Trittenheim und sogar Thalfang.

Der Friedhof ist mindestens 350 Jahre alt und damit das älteste noch vorhandene Zeugnis jüdischen Lebens in Neumagen. Wahrscheinlich gab es aber bereits im 15. Jahrhundert Juden in Neumagen.

Insgesamt finden sich 127 Grabsteine auf dem Judenfriedhof in Neumagen. Der älteste bisher entzifferte Stein stammt aus dem Jahr 1772, das jüngste Grab von 1938.

1935 wurden Grabsteine auf dem Friedhof umgestürzt. Manche Grabsteine sind heute unvollständig, manche wurden offenbar wieder geflickt. Dass auf dem Friedhofsgelände während der Nazizeit kein Hitlerjugendheim entstand, ist den Dhronern zu verdanken, die sich gegen das Projekt stellten. Auch eine 1944 geplante Nutzung als Wiese kam nicht zustande.

An einem der eindrucksvollsten Gräber, dem des jüdischen Lehrers Moses Grünewald, verlas Marianne Bühler den Nachruf, der am 5. Juli 1928 auf Grünewald in der Zeitschrift "Der Israelit" stand. Viele Anwesende waren ergriffen zu erfahren, dass bei dem Begräbnis des hochgeachteten Lehrers nicht nur die Schulen anwesend waren, "es folgten die Geistlichkeit und Vertreter aller Behörden, zuletzt die Bürger aus allen Kreisen der Bevölkerung" - ein Zeichen dafür, wie sehr geachtet und ins Dorfleben integriert die Juden in den Moseldörfern über lange Jahre hinweg waren.

Von Marianne Bühler und Uwe F. W. Bauer stammt der Band "Steine über dem Fluss - jüdische Friedhöfe an der Mosel", herausgegeben vom Paulinus Verlag.

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