Führungsduo ohne Star-Allüren

Bernkastel-Kues · Sie packt viele Themen an, die Doppelspitze der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues mit Bürgermeister Ulf Hangert und dem hauptamtlichen Beigeordneten Leo Wächter. Die Kritik an dem zweiten Vollzeitjob auf Führungsebene, unabhängig von der Person Wächter, ist aber nicht ganz verstummt.

 Die Doppelspitze der VG Bernkastel-Kues: Bürgermeister Ulf Hangert (links) und der Beigeordnete Leo Wächter. TV-Foto: Marion Maier

Die Doppelspitze der VG Bernkastel-Kues: Bürgermeister Ulf Hangert (links) und der Beigeordnete Leo Wächter. TV-Foto: Marion Maier

Bernkastel-Kues. Führungsteams liegen im Trend. Bei den Grünen ist das Duo an der Bundesspitze gleichberechtigt. Bundestrainer Jogi Löw hingegen hat einen Assistenten an seiner Seite.
Seit zehn Monaten wird auch die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues von einem Duo geführt. VG-Chef Ulf Hangert wird vom hauptamtlichen Beigeordneten Leo Wächter unterstützt. Die beiden haben sich die Aufgaben aufgeteilt und arbeiten nach eigenen Aussagen kollegial zusammen. Im Zweifelsfall hätte zwar Hangert das Sagen, doch meint dieser: "Noch hatte ich keinen Bedarf, von meiner Richtlinienkompetenz Gebrauch zu machen." Bei unterschiedlichen Auffassungen werde diskutiert.
Wächter, der zehn Jahre das Amt des Beigeordneten ehrenamtlich innehatte, wurde kurz vor der Fusion mit der VG Neumagen-Dhron zum hauptamtlichen Beigeordneten gewählt. Für Hangert war dies nach eigenen Angaben zwar hilfreich bei der Fusion, doch stellt er klar: "Für die drei Orte mehr brauchen wir keinen hauptamtlichen Beigeordneten, sondern für die grundlegenden Veränderungen, zu denen wir Antworten finden müssen." Dazu zählt der VG-Chef die Themen Energiewende, die demografische Entwicklung sowie Mobilität und medizinische wie pflegerische Versorgung im ländlichen Raum. Andere Verbandsgemeinden hätten für ähnliche Aufgaben auch eine hauptamtliche Kraft vorgesehen, sagt der VG-Chef. So gebe es den Wirtschaftsförderer in der VG Thalfang, und Traben-Trarbach wolle einen Stadtentwickler einstellen. Bernkastel-Kues habe in Wächter einen fähigen, schon eingearbeiteten Finanz- und Steuerfachmann gehabt.
Projekte unter Wächters Regie


Das Führungsduo nennt einige Beispiele für Projekte, die unter Wächters Regie bereits angestoßen wurden. Dazu gehört der Pflegestammtisch, bei dem ehrenamtliche und hauptamtliche Organisationen, wie DRK, Seniorenheime und private Pflegedienste, die sich zum Teil nicht kannten, miteinander vernetzt werden. Ein Pflegeportal auf der Homepage soll folgen.
Und damit die Einwohner überhaupt in den Dörfern bleiben, müssen die Dorfkerne erhalten werden. Innen- vor Außenentwicklung, auch ein Thema Wächters, der beispielsweise die VG-Zuschüsse für Abrisse koordiniert. Der Beigeordnete kümmert sich auch um die Ehrenamtsbörse, bei der Hilfesuchende und -willige zusammengebracht werden.
Eine weitere große Aufgabe Wächters ist die regionale Energiepolitik. In vielen Treffen hat er mit den Ortsgemeinden ausgelotet, wo Windräder aufgestellt werden sollen. Auch die langersehnte Gasversorgung des Stadtteils Bernkastel, die noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist, hat Wächter vorangebracht. Für die Betreuung der öffentlichen Gebäude hat er zudem die Hausmeister mit ihren verschiedenen handwerklichen Fähigkeiten in einem Pool organisiert. Das spart Geld.
Viele Initiativen. Die Kritiker des Beigeordneten-Vollzeitjobs, die im VG-Rat in der Minderheit waren, hat die VG-Spitze damit nicht überzeugt. Johannes Schneider von der ÖDP sagt: "Das Prinzip eines hauptamtlichen Beigeordneten finde ich angesichts der finanziellen Situation nicht gut. Wir haben immer noch Schulden und sind nicht so weit weg vom zu großen Beamtenapparat Griechenlands."
Ähnlich äußert sich Alfred Port (FDP). Er sagt: "Wir wollten Steuergeld sparen und dachten, man könne die Arbeit in der Verwaltung anders aufteilen."
Doch selbst diese Vertreter der Skeptiker loben Wächters Wirken. Beide betonen, dass sie nie die Person Wächter infrage gestellt hätten.

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