Stadtentwicklung Für Bürgermeister ist Klinkenputzen angesagt

Traben-Trarbach · Hinter der Nutzung des Trarbacher Brückentors als Ort für Kunst und Wein steht ein Fragezeichen. Bei einem Treffen glänzen die Hauptdarsteller durch Abwesenheit.

 Unter dem Brückentor herrscht Betrieb. Ob das in dem Gebäude auch so sein wird, steht noch in den Sternen.

Unter dem Brückentor herrscht Betrieb. Ob das in dem Gebäude auch so sein wird, steht noch in den Sternen.

Foto: Beckmann Clemens

Die Teilnehmer an der Runde im Brückentor im Stadtteil Trarbach sind sich schnell einig, was sie sich für das seit einiger Zeit kaum mehr genutzte historische Gebäude vorstellen könnten: Im ersten Obergeschoss eine Vinothek, in der möglichst viele Winzer ihre Weine zur Probe und zum Verkauf anbieten. Im zweiten Obergeschoss ein Raum für Ausstellungen, Kleinkunst und kleine Konzerte. Nun sollte man denken, dass vor allem Künstler und Winzer zu dem als Workshop deklarierten Treffen kommen, das Stadtbürgermeister Patrice Langer, Bürgermeister Marcus Heintel und die Diplom-Designerin Heidrun Bernitt vor Ort initiiert haben.

Doch weit gefehlt: Die Leute, ohne deren Zutun in dieser Hinsicht nichts passieren kann, glänzen durch totale Abewesenheit. Die Organisatoren des Treffens lassen sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. Heidrun Bernitt, die in der Kunstszene der Mittelmosel sehr bewandert ist und das Stadtoberhaupt, der die Winzer kennt, wollen den persönlichen Kontakt suchen und dann ein weiteres Treffen anberaumen.

Denn alle Anwesenden im Obergeschoss des Brückentors, das um 1900 nach Entwürfen des Berliner Architekten Bruno Möhring gebaut wurde, sind sich einig: Das Gebäude ist viel zu schade, um es weitgehend leerstehen zu lassen. Allein schon der Blick auf die Brücke, die Mosel und die Landschaft ist etwas Besonderes.

Patrice Langer wird immer wieder gefragt, warum das der Stadt gehörende Tor nicht für Besucher offen steht. Bürgermeister Marcus Heintel, der davon weiß und der auch Heidrun Bernitts Liebe zur Kunst kennt, brachte die beiden zusammen. Bernitt, die in Bernkastel-Kues wohnt, hat in früheren Jahren auch schon in dem Gebäude Ausstellungen organisiert.

Seit einigen Jahren tut sich in der Hinsicht aber nichts mehr. Das zweite Obergeschoss dient der Verbandsgemeinde  als Trauzimmer. Im ersten Obergeschoss, das ein Traben-Trarbacher Untenehmer gepachtet hat, herrscht Grabesruhe, auch wenn ein Blick hinein zeigt, dass es umgehend geöffnet werden könnte. Der Pachtvertrag laufe noch bis Dezember 2019, berichtet Patrice Langer.

Diskutiert wird an diesem Abend, wie der mögliche Betrieb organisiert werden soll. Die einen präferieren einen Förderverein, andere favorisieren einen festen Pächter. Doch das ist derzeit noch Zukunftsmusik, so lange die Hauptdarsteller fehlen. Genauso wie die Fragen nach Öffnungszeiten und möglicher Konkurrenz zu anderen Veranstaltungsorten.

Eine Idee zur inhaltlichen Ausgestaltung kommt gut an. „Bruno Möhring hat die Stadt geprägt. Viele Besucher kommen wegen des Jugendstils“, sagt Nils Georg, der in einem großen Hotel arbeitet und dem Stadtrat angehört.

Heidrun Bernitt hat Kontakte zu einer Ausstellungsstätte in Berlin, wo das Werk von Möhring dargestellt ist. Von dort Material über Leben und Werken des Architekten zu bekommen, der Traben-Trarbach mit prachtvollen Jugenstilbauten ausstattete, sei sicher möglich, sagt sie.

Und es gibt eine weitere Idee: Während des Wein-Nachts-Marktes im Winter könnte eine Art Probelauf gestartet werden. Die Bürgerinitiave (BI) „Leben in Trarbach“ hatte so etwas schon einmal vor ein paar Jahren angeregt, berichtet Sprecher Gerhard Lettl. Die Pläne seien dann aber doch nicht zum Tragen gekommen.

Möglichst schnell soll ein weiteres Treffen terminiert werden. „Doch zuerst einmal müssen wir Klinken putzen gehen“, sagt Stadtbürgermeister Langer.

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