Wittlicher Künstler Joachim Drautzburg im Pandemie-Jahr 2020: Für den Wittlicher Künstler Joachim Drautzburg war 2020 ein kreatives Jahr

Wittlich · Auch während der Corona-Pandemie gemeinschaftlich Kunst erschaffen können – das war und ist immer noch das Ziel eines Mitmachprojekts des Wittlicher Künstlers Joachim Drautzburg. 2020 war für ihn trotz der Krise kein unproduktives Jahr. Wie hat er das vergangene Jahr als Künstler erlebt?

Diese Holzhäuschen sollen Teil einer großen und vielfältigen Fantasiestadt werden. Sie soll im Juni an der Hasenmühle ausgestellt werden. Fest steht das aber wegen Corona noch nicht. 

Diese Holzhäuschen sollen Teil einer großen und vielfältigen Fantasiestadt werden. Sie soll im Juni an der Hasenmühle ausgestellt werden. Fest steht das aber wegen Corona noch nicht. 

Foto: Myriam Kessler

Als die Corona-Pandemie bereits im vollen Gange war, hatte Joachim Drautzburg eine Idee – aus alten Holzresten eine Fantasiestadt aufbauen. Unter dem Namen „Klötzchenstadt“ kann jeder, der Lust hat, seine eigenen Häuser mithilfe seiner Vorstellungskraft gestalten (der TV berichtete mehrfach). Doch wie erging es dem 56-Jährigen generell im vergangenen Krisenjahr? Was macht ein Künstler, der seine Werke nicht mehr in der Öffentlichkeit ausstellen kann?

„Also um ehrlich zu sein, war ich 2020 kreativer als in den vergangenen Jahren und habe an mehr Projekten als in den vergangenen Jahren gearbeitet“, sagt Drautzburg und lacht. Das ist auch deutlich auf seiner Website zu erkennen. Insgesamt hat der aus Wittlich stammende Künstler zwölf neue Werke erschaffen, wohingegen 2019 nur ein neues erschienen war. „Das könnte daran liegen, dass man vergangenes Jahr mehr Ruhe hatte und alles andere weniger wurde. Es hat mir Zeit gegeben, mehr zu machen“, vermutet Drautzburg. Vergangenes Jahr seien die für Kunst und Künstler wichtigen Ausstellungsmöglichkeiten in der Öffentlichkeit weggefallen. Auch im Kunstverein „Kunst an Hecken und Zäunen“, in dem Drautzburg der zweite Vorsitzende ist, habe man auf vieles in diese Richtung verzichten müssen. „Das war für die Künstler in der Region immer eine gute Möglichkeit, ihre Arbeit zu präsentieren. Jetzt ist das alles schwieriger.“

Das Internet sei da ein guter Teilersatz. So sind seine Werke beispielsweise über Amazon zu erwerben. „Das bringt aber keinen normalen Umsatz. Damit stehe ich wahrscheinlich auch nicht allein“, so der Künstler weiter. Er vermutet, dass die Käufer die Kunst lieber vor Ort betrachten und die dahinterstehende Person treffen würden. „Instagram ist eigentlich ein schönes Medium. Aber da steht man als Künstler eher am Rand“, meint Drautzburg. Selbst bekannte Künstler hätten wahrscheinlich 2020 ihre Probleme gehabt, mutmaßt der 56-jährige Wittlicher. Online sei es einfach etwas anderes. „Es hat aber auch seine Vorteile: So kann man die Menschen weltweit erreichen!“

Der Kunstverein wolle alles nachholen, was er im vergangenen Jahr absagen musste. Geplant sei eine Ausstellung am 26. und 27. Juni an der Hasenmühle unter freiem Himmel. Jedoch sei das Ganze angesichts der Pandemie noch nicht in trockenen Tüchern.

Auch die bereits angesprochene Klötzchenstadt solle dort ausgestellt werden. Die Teilnehmer könnten dann ihre selbst gestalteten Häuser der Öffentlichkeit zeigen. „Jeder noch so kleine Künstler kann mitmachen.“ Mit Kindergärten, Schulen und Künstlern sei bei dem Projekt bereits viel Verschiedenes zusammengekommen. Die Resonanz liege im erwarteten Rahmen, doch würde Drautzburg sich natürlich über weitere Teilnehmer freuen. Etwa zehn Prozent der Klötzchen würden bis zur Ausstellung im Sommer noch auf ihre Künstler warten. Seit eineinhalb Jahren, erzählt Drautzburg, habe er sich mehr der Kunst zugewandt und sei in seinem Schreinerbetrieb in zweite Reihe getreten. „Es ist jedoch kein großer Erwerb. Es geht weniger um das Geld als um die Aufmerksamkeit. Kunst muss gesehen werden!“ Daher könne er nicht für Berufskünstler sprechen.

Drautzburg hat als Schreiner eine besondere Passion für Holzschnitte und Holzfiguren. Dabei könne es sehr unterschiedlich sein, wie lange er an einem Werk arbeite. „Bei lebensgroßen Figuren geht das schon mal mehrere Tage. Manchmal braucht das halt etwas Zeit“, erzählt der 56-Jährige. Bei Holzschnitten sei die Besonderheit, dass man nur eine begrenzte Anzahl von Farben verwenden könne. Auch habe er im letzten Jahr eine besondere Vorliebe für Fotografien entdeckt, die der Künstler auf seiner Facebookseite mit der Welt teilt. „Als Künstler hat man, denke ich, einen besseren Blick für das zu fotografierende Motiv.“

Um auf eine Idee für ein Werk zu kommen, würde sich der 56-Jährige keinen großen Druck machen. „Ich weiß, dass ich was machen will, und dann begegnet mir etwas im Leben. So wie es bei dem Aufräumen meiner Werkstatt zu der Idee mit der Klötzchenstadt kam“, erzählt der Wittlicher. So sehe er in manch einem abgestorbenen Holzstück schon die Figur. Dieses bearbeitet der Künstler dann ganz nach dem Motto: „Hau alles weg, was nicht nach Leben aussieht!“

„2020 war für viele ein verlorenes Jahr“, so Drautzburg. Doch  für ihn sei es keine Vollkatastrophe gewesen, wenn es auch nicht gerade das beste Jahr gewesen sei. „Ich schaue der Zukunft positiv entgegen!“

Seit 2015 ist Joachim Drautzburg begeisterter Künstler und schnitzt unter anderen aus totem Holz „lebendige“ Figuren.

Seit 2015 ist Joachim Drautzburg begeisterter Künstler und schnitzt unter anderen aus totem Holz „lebendige“ Figuren.

Foto: Myriam Kessler

Wer noch Lust hat, die Klötzchenstadt mitzugestalten, kann sich unter www.drautzburg-art.de weiter über das Projekt informieren.

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