Für die Diplomarbeit nach Japan

ZELTINGEN-RACHTIG. Sage noch einer, es gebe keinen deutschen Forscher-Nachwuchs. Eine junge Frau aus Zeltingen-Rachtig beweist, dass deutsches Wissen im Ausland hoch angesehen ist.

Vergangene Woche hatte US- Präsident George W. Bush das Kurfürstliche Schloss in Mainz in Beschlag genommen. Wenige Tage später gehörte es unter anderem Maria Scharlock, in Zeltingen-Rachtig besser als Maria Griebeler bekannt. Das repräsentative Anwesen beheimatete an diesem Abend den Verein der Deutschen Ingenieure, Bezirksverein Rheingau. Dieser Verband umfasst unter anderem die Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden, besteht seit 100 Jahren und zählt 2300 Mitglieder. Die Feier bot den Rahmen für eine Ehrung: Der Verein verleiht jedes Jahr einen oder mehrere Förderpreise für hervorragende Studienleistungen.Forschung über Antibiotika-Ersatz

Zu den Preisträgerinnen gehört Maria Scharlock, die an der Fachhochschule in Bingen Biotechnologie studierte. "Sie erreichte überdurchschnittliche Leistungen und schloss das Studium in der Regelstudienzeit von acht Semestern mit einem Notendurchschnitt von 1,4 ab. Dabei absolvierte sie von den neun Pflichtfächern sechs mit der Note sehr gut", heißt es in der Laudatio. Es kommt noch eine Besonderheit dazu. Die Diplomarbeit - in Englisch - schrieb die junge Frau in Japan, wo sie seit zwei Jahren mit ihrem Ehemann Rico lebt, forscht und arbeitet. Mit dem Titel ihrer Diplomarbeit können Normalsterbliche nichts anfangen. Scharlocks Erläuterung zeigt aber, dass es sich um ein hochinteressantes Thema handelt. Es geht ganz einfach ausgedrückt darum, Mittel zu entwickeln, die Antibiotika ersetzen können. Solche Stoffe sind nötig, weil immer mehr Menschen resistent gegen die herkömmlichen Mittel sind. "Die Resultat dieser Arbeit leisten einen Beitrag, um den Ziel näher zu kommen, der Antibiotika-Resistenz entgegenzuwirken", heißt es in der Laudatio. In einem Institut, das mit dem deutschen Max-Planck-Institut vergleichbar ist, arbeitet Maria Scharlock derzeit auch in diesem Bereich. Den Aufenthalt in Mainz verband die 24-Jährige natürlich mit einer kurzen Visite in ihrem Heimatort Zeltingen-Rachtig. Dort empfingen sie Verwandte, Freunde, ehemalige Lehrer und Vertreter der Ortsgemeinde. "Leute, die ihren Weg begleitet haben", sagte Mutter Irmhild Griebeler bei der Begrüßung. Zu den Gästen gehörte auch Professorin Marianne Krefft, die Maria Scharlocks Werdegang an der Fachhochschule in Bingen beobachtete und förderte und mit Stolz auf die Auszeichnung blickt. Scharlock sei eine hervorragende Studentin gewesen und habe sich zudem noch in Gremien der Fachhochschule engagiert. "Die Gemeinde Zeltingen-Rachtig ist stolz auf dich", sagte Ortsbürgermeister Manfred Kappes. Er erinnerte auch daran, dass die junge Frau zwischen 1998 und 2000 die Gemeinde als Weinkonigin vertreten hat. Diese Kultur hat sie auch nach Japan getragen und wirbt weiter für Moselwein. Mit Erfolg: "Die Japaner sind begeistert vom Moseltal", berichtete sie. Und die Moselanerin ist begeistert von ihrem Gastland: von der Freundlichkeit der Menschen und von ihrer Motivation. "Und von der japanischen Architektur. Sie ist einfach phantastisch", sagte die Frau, die ursprünglich einmal Architektur studieren wollte. Trotzdem werden sie und ihre Mann, ein Wirtschaftsingenieur, im Juni wieder nach Deutschland zurückkehren. Scharlock: "Ich bin in der Natur aufgewachsen - und dorthin zieht es mich auch wieder." Die Stadt Mannheim, wo sie in einem Ingenieurbüro arbeiten wird, ist zwar auch kein Naturparadies, doch es ist nur ein Katzensprung bis in die Pfalz oder nach Heidelberg - und Zeltingen-Rachtig liegt dann auch in Reichweite.

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