Für die Schleife muss erst der Knoten platzen

Bernkastel-Wittlich · Die Gemeinden erhoffen sich mit der Einrichtung von Moselsteig und zusätzlichen Wander-Schleifen zusätzliche Touristen. Doch die hohen Kosten schrecken so manchen Gemeinderat im Kreis Bernkastel-Wittlich bereits ab.

Bernkastel-Wittlich. Wandern mit Blick auf die Mosel - eine wunderbare Vorstellung für die Liebhaber von luftigen Höhen und Fluss-Landschaft. Doch obwohl der 275 Kilometer lange Moselsteig schon im Frühjahr 2013 eröffnen soll, hat sich die Mosellandtouristik noch immer nicht auf einen endgültigen Streckenverlauf festgelegt. Geschäftsführer Thomas Kalff geht davon aus, dass es Mitte März so weit sein wird.
Klar ist, dass neben dem Moselsteig Extratouren angeboten werden sollen, zum Beispiel eine Schleife über Osann-Monzel, Klausen, Altrich und Platten. Das war zumindest der ursprüngliche Plan. Doch der bröselt.
Den Anfang hat Klausen gemacht. Der Gemeinderat hat dem Vorhaben eine Absage erteilt. "Die Moselland-Touristik kalkuliert die Kosten mit 1500 Euro je Kilometer, wobei die Bauhöfe der Gemeinden die Schilder in Eigenleistung setzen müssten", erklärt Ortsbürgermeister Alois Meyer. Die Schleife sollte nach einer ersten Messung 34,3 Kilometer lang sein. "Klausen würde daran finanziell für 9,9 Kilometer beteiligt. 5,6 Kilometer laufen über die Gemarkung Klausen, 0,7 Kilometer über die Gemarkung Minheim und 3,6 Kilometer über die Gemarkung Piesport", berichtet Meyer.
Bei der Einrichtung der Erlebnisschleifen am Eifelsteig seien Kosten von 1023 Euro je Kilometer entstanden. "Eine Förderung durch das Land erscheint unrealistisch. Selbst für den Moselsteig ist noch keine Förderzusage da", sagt Meyer. Unter der Voraussetzung, dass sich die VG Wittlich-Land wie beim Eifelsteig mit einem Zweidrittel-Anteil an den Kosten beteilige und das Marketing übernehme, müsste Klausen 8100 Euro für Planung, Beschilderung, Markierung und Sitzmöbel zahlen sowie voraussichtlich 1800 Euro für die Zertifizierung.
Dazu könnten die Ausbesserung der Wege und laufende jährliche Kosten von 1000 Euro kommen, die der Eifelverein für das Wegemanagement erhält. Im Hinblick auf Kosten und Nutzen hat sich der Gemeinderat daher gegen die Schleife entschieden. Sie sollte als zweitägige Wanderstrecke - ähnlich der Premiumschleife über Wittlich zum Eifelsteig - vermarktet werden.
Auch der Osann-Monzeler Ortsbürgermeister Matthias Stoffel ist "sehr kritisch", ob das Vorhaben verwirklicht wird - auch wegen der hohen Kosten. "Das sind ja utopische Zahlen." In seiner nächsten Sitzung befasst sich der Gemeinderat mit der Schleife. Ebenso wie in Altrich. "Bisher haben wir im Gemeinderat noch nicht darüber gesprochen, von daher ist noch alles offen", sagt Ortsbürgermeisterin Heike Knob.
Noch zuversichtlich ist der Plattener Ortschef Alfons Kuhnen. Der dortige Gemeinderat hat sowohl zu einem Zuweg zum Moselsteig als auch zur Beteiligung an einer Premiumschleife Ja gesagt. "Ich hoffe, dass in weiteren Gesprächen hier vielleicht doch noch ein zustimmender Gemeinderatsbeschluss aus Klausen möglich wird", sagt Kuhnen.
In der nächsten Gemeinderatssitzung am 24. Januar informiert er den Gemeinderat über den aktuellen Stand der beiden Projekte. "Der Ausschilderung eines Zuweges von Platten zum Moselsteig - und umgekehrt vom Moselsteig oberhalb von Kloster Machern nach Platten - steht grundsätzlich nichts mehr im Wege." Diese Zuwegung sei bereits Bestandteil eines örtlichen Wanderwegs.

Meinung

Investieren mit Augenmaß
Viele Touristiker singen ein Loblied auf das Wandern - und die vielen Urlauber, die vor allem wegen der schönen Wege in die Eifel und in den Hunsrück kommen. Aber: Ein größeres Angebot schafft nicht immer zusätzliche Nachfrage. Die Einrichtung von Wanderschleifen in der Nachbarschaft der Hauptwege ähnelt einem Trostpflaster, das die Wunden der Gemeinden heilen soll, die nicht direkt an Eifel- und Moselsteig liegen. Im Schatten der großen Wandersteige werden sie dennoch immer stehen. Dass Gemeinden sich die Kosten-Nutzen-Frage stellen, ist daher vernünftig. u.quickert@volksfreund.deExtra

Neben der oben beschriebenen großen Extratour hatte Klausen über eine eigene Ex tratour mit einer Länge von 10,1 Kilometern nachgedacht, die zum Teil über die Gemarkung von Minheim und Piesport verlaufen würde. Für diese kleine Schleife müsste Klausen knapp 11 000 Euro zahlen, plus 2000 Euro jährlich an laufenden Kosten. Daher lehnte der Gemeinderat auch dieses Projekt ab. Besser sei eine Zuwegung, die von der bisherigen Trasse des Moselhöhenweges im Bereich der Piesporter Grillhütte direkt zur Ortslage Klausen führe. uq

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