"Für einen Lippenstift muss ich nach Wittlich fahren"

Starkenburg · Wenn es um Einkaufsmöglichkeiten in der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach geht, sieht es düster aus. Immer mehr Läden schließen, bleiben leer stehen und immer mehr Kunden sind deshalb gezwungen, außerhalb einzukaufen. Der VG-Rat will nun mit einem Einzelhandels- und Zentrenkonzept gegensteuern.

Starkenburg. "Wenn ich einen Koffer kaufen will, habe ich hier nur die Möglichkeit abzuwarten, bis einer der Discounter mal einen im Angebot hat. Das kann es doch nicht sein." Anja Bindges spricht wie die anderen Ratsmitglieder aus, was bittere Realität ist: "Für einen Lippenstift muss ich nach Wittlich fahren. Wir haben in Traben-Trarbach ein Sortimentsproblem", sagt die SPD-Frau. Das aber ist nicht nur ein "frauenspezifischer" Mangel. "Einen Rasierapparat kann ich in unserer Stadt nicht erwerben, weil die entsprechenden Märkte fehlen. Und dennoch haben wir so viele Leerstände", führt Hans-Joachim Weinmann (SPD) aus. Was aber tun?
Das ist die große Frage, die der VG-Rat mit einem gezielten Einzelhandels- und Zentrenkonzept nun lösen möchte. Deshalb hat er eine Analyse in Auftrag gegeben, die das vorhandene Potenzial ermittelt und als Grundlage etwa für die Ausschreibung von Baugrundstücken für Gewerbe dienen kann oder aber für Verhandlungen mit potenziellen neuen Geschäftsinhabern.
27,69 Millionen Euro an jährlicher Kaufkraft alleine für den täglichen Bedarf wie Butter, Brötchen, Fleisch oder Obst gibt es in der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Insgesamt 104 Millionen Euro Umsatz für den Kauf von Waren ist in der VG vorhanden, hat die Analyse ergeben.
Aber: "Dringend benötigt werden Waren wie etwa Körperpflegemittel, wie es sie im Sortiment von Schlecker oder Ihr Platz gab. Das bekommen wir hier nur nicht und tragen deshalb die Umsätze nach außen", resümierte VG-Chef Ulrich Weisgerber. Ein wenig Resignation ist auch seiner Ausführung zu entnehmen, wenn es um die Vermietung oder Verpachtung von leerstehenden Immobilien geht: "Wir haben ja als Verbandsgemeinde schon eine eigene Immobilienbörse auf unserer Homepage", erläutert er. "Leider liegen die Vorstellungen bei Anbietern und Interessenten oft auseinander." Wie viele Geschäfte zurzeit unbesetzt sind, darüber gibt es keine Zahlen.
Wie geht es nun weiter? "Wir werden mit den Analysen zielgerecht beispielsweise auf Drogerieläden zugehen und versuchen aufzuzeigen, was für ein Potenzial in den Zentren vorhanden ist", so Weisgerber. Was man auf keinen Fall wolle, das sei eine Ansiedlung auf der grünen Wiese. "Wenn wir auf den Mont Royal ausweichen wollten, könnten wir in Windeseile ein riesiges Gewerbegebiet mit allen Sortimentsfacetten haben. Wir wollen aber die Zentren stärken."