Für jeden Rat ein Sitzungssaal

Wittlich · Die Verbandsgemeinde (VG) Wittlich-Land will ihren vielfältig genutzten Sitzungssaal umgestalten. Größere Fensterflächen und neue Ausstattung sollen etwa 100 000 Euro kosten. Dazu plant die Stadt Wittlich in ihrem Rathaus-Neubau neben der VG einen großen Sitzungssaal, denn trotz künftiger Kooperation ist ein Saal für beide Räte keine Option.

 Die Verbandsgemeinde Wittlich-Land saniert ihren alten Saal, die Stadt Wittlich baut dagegen einen neuen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die Verbandsgemeinde Wittlich-Land saniert ihren alten Saal, die Stadt Wittlich baut dagegen einen neuen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ein gemeinsamer Haupteingang, ein gemeinsames Bürgeramt, eine bauliche Verbindung zwischen den künftigen Verwaltungsnachbarn, aber jedem seinen eigenen Sitzungssaal.

Darauf läuft die freiwillige künftige Kooperation von Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land und Stadtverwaltung Wittlich in Sachen Rathausneubau der Stadt in der Kurfürstenstraße hinaus.

In Sachen Sitzungssaal ist es so: Die Verbandsgemeinde braucht keinen repräsentativen Saal, wie die Stadt ihn wünscht, umgekehrt ist der Stadt der Multifunktionsraum der Verbandsgemeinde zu klein und zu unmodern.

Verbandsgemeinderat hat keinen Bedarf für neuen Saal



Zum Vorhaben, selbst "groß und repräsentativ" zu bauen, sagt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung: "Ein solcher Saal ist unabhängig von der Mitbenutzung durch die Verbandsgemeinde erforderlich. Er war auch nie als gemeinsamer Sitzungssaal für die Stadt und die Verbandsgemeinde geplant."

Selbstverständlich sei aber eine Mitbenutzung angeboten worden. Der Verbandsgemeinderat hatte allerdings Anfang November 2009 entschieden, dass die VG keinen Bedarf an der Nutzung des geplanten Wittlicher Sitzungssaals hat.

Der VG-Rat tagt etwa fünf Mal im Jahr und nutzt dafür auch häufig die Bürgerhallen in gesamt Wittlich-Land. Seinen sogenannten Sitzungssaal mit insgesamt rund 85 Quadratmetern kann er in zwei Räume aufteilen: Ein Teil wird so als Sozialraum beziehungsweise Cafeteria genutzt, der Rest als Besprechungszimmer oder für die Renten- und Energieberatung oder eben auch für Verbandsgemeinderats- und Ausschusssitzungen. Für die Stadt kommt er nicht infrage.

Ulrich Jacoby sagt: "Der vorhandene Saal im Rathaus der Verbandsgemeindeverwaltung reicht für Stadtratssitzungen nicht aus. Es gibt keinen Platz für Zuhörer. An einen modernen Sitzungssaal werden heute andere Anforderungen gestellt, diese kann der Saal der VG nicht erfüllen, etwa in Sachen Technik, Ausstattung, Zugänge." Es gebe keinen Grund, die grundsätzliche Entscheidung des Stadtrates zum Bau eines Ratssaales zu überdenken.

Die Stadt hat im derzeitigen Stadthaus, aus dem sie 2013 ausgezogen sein will, einen großen, ebenfalls unterteilbaren Raum, in dem die Ausschüsse tagen. Einen eigenen Sitzungssaal hat sie nicht: Der Stadtrat trifft sich in der Synagoge oder im Alten Rathaus.

Sanierung im alten Saal geplant



Weitaus bescheidener wirkt dagegen der Sitzungssaal der Verbandsgemeinde. Dort stehen Veränderungen an. Der Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde Wittlich-Land hat Plänen des Architekten Lubens Simon zugestimmt, an zwei gegenüberliegenden Wänden die Fenster bis zum Boden zu vergrößern, dafür die Fenster an der Giebelwand zu schließen sowie die Decke und Wände neu zu verputzen und anzustreichen.

Außerdem soll die Inneneinrichtung modernisiert werden. (Bericht folgt). Eine erste Kalkulation geht von Kosten um 100 000 Euro aus. Was der künftige große, repräsentative Sitzungssaal für die Stadträte kosten wird, kann die Verwaltung nicht sagen.

Meinung Ein gewisser Luxus
Bekanntlich tagen Stadträte höchstens einmal im Monat, bekanntlich sitzen meist mehr Verwaltungsmitarbeiter im Publikumsbereich als interessierte Bürger. Es ist umständlich, den Synagogenraum jedes Mal extra mit Tischen, Stühlen und Mikrofonen auszustatten. Wenn wir schon neu bauen, dann richtig! Das denken deshalb Verwaltung und Stadträte und haben beschlossen, einen großen, repräsentativen, neuen Saal in ihrem Rathaus der Zukunft unterzubringen. Das Angebot an die Verbandsgemeinde, doch von diesem künftigen Luxus zu profitieren, ist weniger großzügig, als man denken könne. Natürlich müsste die VG dann ihr finanzielles Scherflein beitragen. Das will sie nicht, sie hat ja schon genug Platz. Dass umgekehrt die Stadt den "Saal" der VG nicht mitnutzen will, liegt auch auf der Hand: Im Vergleich zu Synagoge oder zur Alternative im Altem Rathaus wirkt er sehr bescheiden. Er bietet zwar theoretisch Platz für über 60 Menschen - der Rat zählt 32 - plus Podium, wäre aber rein räumlich gesehen ein Abstieg der Städter. Für Ausschusssitzungen reicht er aber allemal. Und Geld zu verschenken, hat Wittlich nicht mehr. Für maximal zwölf Sitzungen im Jahr ist so gesehen die Synagogenlösung ausreichend. Doch der Sparwille beim Rathausneubau im Zeichen einer Verwaltungskooperation hat Grenzen. s.suennen@volksfreund.de

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