"Fuffzisch un saugut"

WITTLICH. (noj) Ein echter Wittlicher bekennt sich zu seinem Alter, spätestens dann, wenn er 50 ist und beim großen Festzug der Säubrennerkirmes durch die Stadt zieht. "Fuffzisch un saugut" lautet denn auch das Motto des Jahrgangstreffens am kommenden Wochenende.

Zugezogene, egal ob aus dem Nachbardorf oder von weit her, können in Wittlich Freunde finden, arbeiten, ein Haus bauen, am Vereinsleben teilnehmen und sogar Wittlicher Platt lernen. Eines aber können sie nicht: Bei der Säubrennerkirmes am großen Treffen der "50-jährigen" teilnehmen. Entscheidend für dieses Privileg ist die Einschulung in eine der Wittlicher Grundschulen. So ein Treffen will gut geplant sein. Die ersten Vorbereitungen für das Jahrgangstreffen 2006 begannen schon im Jahre 2002. "Ich hab das erst mal weit von mir geschoben", erzählt Karin Sehl, die von Anfang an dabei war. Doch stellten sie und die anderen des Teams zu dem unter anderem Berni Lauterborn, Hilde Dulla und Ruth Becker gehören, schnell fest, dass es bis zur Kirmes 2006 noch genug zu tun gibt. Schul-Listen mussten besorgt, Adressen ermittelt und Einladungen verschickt werden. Von 125 Frauen und Männern des Jahrgangs leben heute nur noch 58 in Wittlich. Die anderen Briefe wurden quer durch die Republik geschickt. Auch nach Frankreich, Großbritannien, Südafrika und USA hat es einige der heutigen 50-Jährigen verschlagen. Praktisch zur Probe für die bevorstehende Säubrennerkirmes gab es im vergangenen Jahr schon mal ein "49er-Treffen", das auch schon gut besucht war und den Beteiligten viel Spaß gemacht hat. Bei diesem Treffen und auch bei der Vorbereitung des Programms für die vier Kirmestage fielen den Organisatoren natürlich viele Anekdoten ein. Diejenigen, die am kommenden Samstag einträchtig durch die Stadt ziehen, nannten sich damals gegenseitig noch "Markusaffen" und "Berhardinerhunde" und waren sich nicht immer freundlich gesinnt. Jungen und Mädchen mussten in den 60er-Jahren die Pausen auf streng getrennten Bereichen des Schulhofs verbringen. Beliebt bei den Schülern der Markusschule war das damalige Geschäft "Musseleck" in der Karrstraße, wo das wenige Taschengeld gerne in "Gutzja" umgesetzt wurde. Zum Kirmestreffen in diesem Jahr haben sich bisher 67 Leute angemeldet, "ein guter Schnitt", wie Berni Lauterborn meint. Das Programm ist für die Kirmestage ist umfangreich. Beim Treffen am Freitag im Gasthaus "Daus" werden alle 50-Jährigen mit Buttons zur sicheren Identifizierung und handgemachten Holzklappern ausgestattet. Diese kommen dann spätesten am Samstag beim großen Festumzug zum Einsatz. Abends treffen sich die Jubilare im Casino. Ein traditioneller Bestandteil des 50-er-Treffens ist auch der Festgottesdienst, der diesmal - und das ist keine Tradition - nicht in St. Markus, sondern in St. Bernhard gefeiert wird. Das Erinnerungsfoto wird dann aber doch wie immer auf den Treppen vor der Markus-Kirche gemacht. Montags geht es zu Fuß zur Pleiner Mühle, wo viele der 50-Jährigen schon in ihrer Jugend gerne ihre Zeit verbrachten. Abends trifft man sich dann wieder auf dem Marktplatz. Wer nach vier Tagen intensiven Feierns noch immer Kondition hat, begibt sich am Dienstagabend zur Viezmühle, und für die ganz Unersättlichen gibt es schließlich am Mittwoch noch eine Art "Kirmes-Aschermittwoch" im Gasthaus "Schneck".

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