Fußball, Film und Emil Frank

HETZERATH/RIVENICH/SEHLEM/ESCH. Lebendiges kirchliches Leben vor Ort: Auch außerhalb des Katholikentages ist das gang und gäbe. In der Pfarreiengemeinschaft zeugt davon jetzt eine Gemeindewoche, die aufhorchen lässt.

Aktiv geworden sind die verschiedenen Gruppen von Gläubigen ursprünglich wegen des anstehenden Katholikentages. "Rasch haben wir gelernt, dass eine gemeinsame Fahrt mit Kind und Kegel nicht realistisch ist", bedauert Jutta Klais-Berg aus Hetzerath. Genauso rasch fanden ihre Mitstreiter aus der Projektgruppe Familie eine praktikable Lösung: Sie holen den Katholikentag hinein in die eigene Gemeinde. Und das mit allen Facetten, die das Thema "Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht", unter dem der Katholikentag in Saarbrücken stehen wird, für Alt und Jung, Randgruppen und Mehrheit, für Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft bietet. Rund 20 Leute haben sich für das "Projekt Gemeindewoche" zusammengeschlossen: aktive Gläubige aus der Projektgruppe Familie, vom Jugendclub Hetzerath, aus der Frauengemeinschaft Sehlem/Esch, aus "Räume der Stille" und den Pfarrgemeinderäten. Vorbildlich vernetzt, treten sie nun mit einer Angebotspalette an die Öffentlichkeit, für die vermutlich auch Menschen von außerhalb der drei Pfarreien anreisen werden. Ein bunter Mix aus meditativen, temperamentvollen, heiteren und ernsteren Abenden, Vor- und Nachmittagen lockt interessierte Menschen in kirchliche Räume, die jedoch bewusst weit und sehr individuell gesteckt sind. "Katholikentage begeistern schließlich auch das Publikum jenseits des Traditionalismus", begründet Pastoralreferent Steffen Stutz das Konzept, in dem Gottesdienst, Meditationen, der Fußball, ein Vortrag von Reinhold Bohlen, dem Leiter des Emil-Frank-Institutes und ein spannender Film, den Eltern und Kinder sich gemeinsam ansehen - der Titel wird nicht verraten -, gleichberechtigt nebeneinander existieren. Zwei Grundschulen machen auch mit: Bei Wanderungen nach Heckenmünster können sich die Kinder Kilometergeld für Hilfsbedürftige in Bolivien verdienen. Gerechtigkeit ist keine abstrakte Größe, sondern eine sehr konkrete, irdische Aufgabe. Das befand schon der Evangelist Lukas, und selbst die Propheten künden davon. Diesen Bogen wird Bohlen in seinem Vortrag spannen. Was die Schwemme an Fanartikeln für die Fußball-WM mit Kinderarbeit und damit mit Gerechtigkeit zu tun haben, darum geht es im Jugendclub. Inge Thome, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Hetzerath, wünscht sich viele Besucher dieses "kleinen" Katholikentags gleich vor der Haustür. Es gibt eine Menge zu lernen und viel zu diskutieren. Steffen Stutz hofft, dass aus dem Sog, den solche Aktionen bewirken können, eine Zukunftswerkstatt entstehen wird, von der alle profitieren: Gemeindemitglieder, Ehren- und Hauptamtliche und die Amtskirche, die bis 2020 einen grundlegenden Umbruch zu bewältigen hat.

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