Gänsehaut und Geschichte in den Bunkern

Morbach · Mit Taschenlampe und fluoreszierender Schrift: Eine neue Ausstellung soll die Menschen in die ehemaligen Überlebensbunker in der Morbacher Energielandschaft locken. Ab dem 23. September blickt sie auf den Kalten Krieg und den Klimawandel.

 Von den Gefahren des Klimawandels bis hin zu erneuerbaren Energien führt ein Teil der Ausstellung in den Luftschutzbunkern der Morbacher Energielandschaft. Derzeit wird dort noch gearbeitet. TV-Foto: Hannah Schmitt

Von den Gefahren des Klimawandels bis hin zu erneuerbaren Energien führt ein Teil der Ausstellung in den Luftschutzbunkern der Morbacher Energielandschaft. Derzeit wird dort noch gearbeitet. TV-Foto: Hannah Schmitt

Morbach. Dunkle Umrisse schwerer Geländewagen, Bomben und Hubschrauber zeichnen sich an einer Wand ab. Motorengeräusche und das Rattern der Rotoren umgeben die Menschen, die in nahezu völliger Dunkelheit in einem ehemaligen Luftschutzbunker stehen. Nur das Licht einer Taschenlampe weist ihnen den Weg.
Was sich anhört wie eine Filmszene, ist Teil einer Ausstellung in den Luftschutzbunkern der Morbacher Energielandschaft, die am 23. September eröffnet wird. Sie thematisiert die Geschichte des ehemaligen Munitionslagers - und will den Kalten Krieg und den Klimawandel erfahrbar machen.
Fast ohne Licht geht es deshalb in den ersten Bunker zum Thema Krieg - "um eine bedrückende Atmosphäre zu schaffen", erzählt Stephan Zanders. Der Designer aus Gonzerath ist für die Gestaltung zuständig; die Campus Company, die Managementgesellschaft des Umweltcampus in Birkenfeld, hat die Ausstellung für die Gemeinde geplant. Bewaffnet mit einer Taschenlampe marschieren die Besucher durch die schwarzgestrichenen Räume und treffen auf fluoreszierende Texte. "Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, sonst setzt der Krieg der Menschheit ein Ende", leuchtet ihnen ein Zitat vom ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy entgegen. In seine Amtszeit fallen maßgebliche Ereignisse des schwelenden Konflikts zwischen Ost und West: darunter der Bau der Berliner Mauer und die Kubakrise. Ereignisse, über die Tafeln die Besucher in der Ausstellung informieren.
Das Leben in den Morbacher Luftschutzbunkern ist ebenfalls Thema. Der alte Sanitärbereich mit seinen engen Toiletten und vergilbten Spiegeln vermittelt einen Eindruck davon, was die Menschen im Falle eines Angriffs in den Bunkern erwartet hätte. Zwischen den Halterungen der 66 Betten im ehemaligen Schlaflager zeigen alte Fotos, wie der Standort früher genutzt wurde.
Was heute in der Energielandschaft passiert, erfahren die Besucher dann im zweiten Bunker. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Dort werden sie von hellen Wänden sowie viel Licht empfangen - und von den Gefahren des Klimawandels hin zu erneuerbaren Energien geschleust. Fakten zu Treibhaus-Emissionen, der Zunahme extremer Wetterereignisse und fossilen Brennstoffen mischen sich mit kurzen Zitaten. Akustische Regenschauer und Stürme prasseln auf die Menschen ein, bis sie die Schleuse zu den erneuerbaren Energieformen durchschritten haben.
Projekt kostet 168 000 Euro


Für Kinder gibt es in beiden Bunkern einfach gehaltene Informationen, die auf Augenhöhe befestigt sind. Maskottchen Windfried Werwolf begleitet die Kleinen dabei durch die Ausstellung.
Es sei ein besonderes Gefühl, zu wissen, dass man in den Bunkern sei, sagt Michael Grehl von der Morbacher Verwaltung. Deshalb wollte die Gemeinde sie touristisch nutzen. Die Themen Kalter Krieg und Klimawandel hätten sich aufgrund der Geschichte des Standorts und seiner Nutzung heute angeboten. "Zu beidem bietet die Energielandschaft Lösungen an." Regenerative Energien würden dem Klimawandel entgegensteuern. Zudem könnten dadurch Konflikte um endliche Rohstoffe vermieden werden.
168 000 Euro kostet die Ausstellung inklusive der Ausstattung des neuen Infozentrums im einstigen Empfangsbereich der Amerikaner. Die Hälfte stellt das Land aus Fördermitteln für die Konversion zur Verfügung, den Rest übernimmt die Gemeinde. Ursprünglich sollten die Bunker bereits im vergangenen Jahr Menschen anlocken. Zunächst mussten jedoch die feuchten Räume getrocknet und eine neue Lüftung eingebaut werden. Das habe das Projekt aufgehalten, sagt Grehl.
Derzeit werden die letzten Schriftzüge angebracht und Informationstafeln aufgehängt. Ab Sonntag, 23. September, können die ersten Besucher dann die Bunker erkunden - an dem Tag, an dem die Energielandschaft ihr zehnjähriges Bestehen feiert.
Extra

Die zwei Morbacher Überlebensbunker waren Teil des größten Munitionslagers der US-Luftwaffe in Europa; auf dem Gelände der heutigen Energielandschaft lagerten etwa 35 000 Tonnen. Als die Streitkräfte im September 1995 nach 40 Jahren abzogen, hinterließen sie auf dem Gebiet unter anderem insgesamt zwölf Erdbunker, Splitterschutzwälle und 144 betonierte ehemalige Bombenlagerplätze. hsc

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