Ganze Geschichten in kurzen Versen

TRABEN-TRARBACH/WOLF. Irmtraud Schäfer aus Wolf freut sich. Vor zwei Jahren entschied sie sich, ein Buch herauszubringen. Jetzt ist es fertig und liegt vor ihr, trägt den Titel "Aus der Feder der Frau" und enthält mehr als 50 Texte, die in den Jahren zwischen 1998 und 2002 entstanden sind.

Auf Lesungen in Traben-Trarbach und im Hunsrück hatte die Diplom-Pädagogin, die jetzt als Versicherungs-Fachfrau arbeitet, mit ihren Gedichten bereits auf sich aufmerksam gemacht. Ihre Werke hat sie im Buch chronologisch festgehalten, um so auch ihre Entwicklung darzustellen. "Alles ist wahr, was ich geschrieben habe", sagt die aparte 51-Jährige, die 1998 bei einer Lesung im Traben-Trarbacher Mittelmosel-Museum den Wederather Frauenschreibtisch kennen lernt und mit dem intuitiven, selbsttherapeutischen Schreiben Bekannschaft macht. "Das möchte ich auch probieren", ist ihr spontaner Gedanke.Dass sie als Schülerin keine begnadete Aufsatz-Schreiberin war und in Deutsch nur eine ausreichende Note hatte, spielt fortan keine Rolle mehr. Beim Wederather Frauenschreibtisch kann sich ihr Talent entfalten, ohne Zensur und ohne Kritik kann sie alles niederschreiben, was sie bewegt. Und das reicht zurück bis in ihre Kinderzeit.Irmtraud Schäfer wächst als mittleres von drei Geschwistern am Niederrhein auf. Die Eltern hatten sich selbstständig gemacht und zunächst viel Geld verdient, "aber sie haben nie richtig gelernt, gut damit umzugehen", erinnert sich die Autorin.Die Folge war ein Konkurs mit hohen Schulden. "Das Thema Geld und alle damit verbundenen Zwänge, Erfahrungen und Ängste, aber auch eine tiefe, puritanische christliche Moral mit all ihrer Enge haben mein Leben geprägt", schreibt Schäfer in ihrem Vorwort. Schon als Kind habe sie ein "Gespür für die Dinge" gehabt, und dies belegt eindrucksvoll ihr Gedicht "Mutti", in dem sie beschreibt, wie sie als 14-Jährige erkennt, dass sich die Mutter in einer lebensbedrohlichen Situation befindet. Sie, die sich als "Wilde und Aufmüpfige" in ihrer Familie bezeichnet, fordert energisch und trotzig den zunächst zögernden Hausarzt auf, sofort zu kommen. Der lobt sie später mit den Worten: "Du bist ein kluges Mädchen."Irmtraud Schäfers Mutter hatte mit nur 41 Jahren einen Infarkt erlitten, und die Tochter ist sich noch heute sicher, dass sie durch ihr beherztes Handeln der Mutter das Leben gerettet hat.Ganze Geschichten erzählt Irmtraud Schäfer in ihren kurzen Versen, in denen sie sich kritisch mit sich selbst und den sie umgebenden Menschen auseinander setzt und auch Bezug nimmt zu aktuellen Themen. Tiefe Einblicke gibt sie in ein starkes Mädchen, ein verletzbares Kind, eine gestandene Frau mit viel Mut zur Offenheit, die aus ihren Gefühlen keinen Hehl macht. Sich selbst und andere will sie nicht mehr belügen, mit wachen Augen durch die Welt gehen, schreibt sie in ihrem Gedicht "Ehrlichkeit".Ein Buch zum Innehalten und Nachdenken. Insbesondere die Frauen möchte sie mit ihren mehr als 50 Texten erreichen, "dass sie den Mut haben, zu ihren Gefühlen zu stehen", sagt die Autorin. Mit ihren intuitiv entstandenen Texten hat Irmtraud Schäfer eine klare Linie in ihr Leben gebracht, "aufgeräumt" und aufgearbeitet - dieser Eindruck stellt sich nach der Lektüre ein.Das Schreiben habe ihr Innerstes geweckt und aus der stummen Tiefe Energie herausgeholt, teilt sie in einem Gedicht mit. Und weiterschreiben will sie, bis sie alles hören, sehen und verstehen kann.Am Sonntag, 18. April, stellt sie um 17 Uhr im Mittelmosel-Museum ihr Buch vor und liest daraus.

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