Gebet und Gebot für Schweinsköpfe

KLAUSEN-KRAMES. Am ersten Sonntag im Februar wird in der Filialkirche von Klausen-Krames nicht nur der Blasius-Segen erteilt, es werden auch Schweinsköpfe gesegnet, die anschließend auf der Kirmes versteigert werden.

 Pater Karl-Josef Meyer spornt als Auktionator die Bieter an, während Hans-Peter Alt die Schweinsköpfe präsentiert.Foto: Frank Schmitt

Pater Karl-Josef Meyer spornt als Auktionator die Bieter an, während Hans-Peter Alt die Schweinsköpfe präsentiert.Foto: Frank Schmitt

Ursprünglich erhofften sich die Bauern aus Krames und Umgebung mit diesem Segen, dass ihr Vieh, insbesondere die Schweine, von Krankheiten verschont blieb. Warum die Schweinsköpfe versteigert werden, darüber gibt es unterschiedliche Theorien. Eine besagt, dass die Bauern im Mittelalter der Kirche Schweine spendeten, die damals als Festspeise galten. Im Laufe der Jahre wurde diese Naturalien-Spende in klingende Münze umgewandelt, indem man die Schweinsköpfe versteigerte.Der Erlös ist seit jeher für den Unterhalt des Krameser Gotteshauses bestimmt. Die Versteigerung wurde über Jahrzehnte im Gasthaus Gilles abgehalten. Im Oktober letzten Jahres schloss die Gaststätte, und der traditionellen Veranstaltung drohte wegen fehlenden Räumlichkeiten das Aus.Rettung nahte in Gestalt des Männergesangvereins Klausen, der die Organisation übernahm. "Wir wollten den Brauch nicht verfallen lassen. Diese Tradition muss unbedingt erhalten bleiben", so Vorsitzender Paul Thul. Nach dem Hochamt, das der Kirchenchor Klausen mit gestaltete, begann die Veranstaltung im beheizten Zelt. "Eigentlich wollten wir ein kleineres Zelt leihen," meinte Paul Thul, aber die Schweinskopfversteigerung stieß schon von jeher auf ein großes Publikumsinteresse, was auch der diesjährige Andrang bewies. Nach Gesangsdarbietungen des Männergesangvereins Klausen unter Leitung von Reiner Arend versteigerte Pater Karl-Josef Meyer mit Hilfe von Hans-Peter Alt und Matthias Zimmer die gespendeten Köpfe. Dabei zeigte der Geistliche die Souveränität eines professionellen Auktionators und verstand es, das Publikum mit Sprüchen wie "Seien sie mal nicht so geizig" oder "20 Euro für den Schweinskopf vom Bürgermeister", zum Steigern zu animieren. Auch die Kinder boten - unter Mithilfe ihrer Eltern und Großeltern - schon fleißig mit. So gelang es der erst vierjährigen Angelina Thul mit Hilfe der Oma, für 20 Euro einen kleinen Schweinskopf zu ergattern.Männergesangverein hält Tradition aufrecht

Viele Schweinsköpfe wurden sogar mehrmals versteigert. Entweder, weil derjenige, der den Zuschlag erhielt, nicht wusste, wie er ihn verwerten konnte, oder weil er ihn um der guten Sache willen nochmals in die Auktion brachte. Im Gegensatz dazu wechselten ein Schwartenmagen sowie mehrere Flaschen Schnapsbrände und -liköre per Zuschlag den Besitzer, ohne dass sie zurückgegeben wurden. Nicht nur den Einheimischen scheint die Tradition zu gefallen: Schon zum dritten Mal war eine Gruppe aus Güstrow, der ehemaligen Pfarrei des Paters, anwesend, wie Joachim Bielang berichtete. "Uns gefällt diese Tradition, wir ersteigern jedes Jahr Schweinsköpfe und machen Sülze daraus." Auch Maike Hoffmann, eine Elfjährige aus Klausen hat "schon ein bisschen mitgesteigert" und findet die Veranstaltung "cool".Zum Mittagessen konnte man die von Pater Karl-Josef eigenhändig gekochte russische Wurstsuppe, Soljanka genannt, genießen. Das Rezept hält er streng geheim. Das Gericht wurde aus zwei Töpfen ausgeschenkt: einen für Kinder und Schwangere und einen für Erwachsene. Vorsichtshalber hatte er noch ein Mittel zum Nachwürzen mitgebracht, aber das war dem Vernehmen nach kaum nötig. Nicht nur der Versteigerungserlös fließt der Filialkirche Krames zu, auch der Großteil des Gewinns aus der Bewirtung wird vom Männergesangverein für die gute Sache gespendet.

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