Geburtshilfe ist Geschichte

BERNKASTEL-KUES. Zum 1. Januar hat sich die Geburtshilfe des Cusanus-Krankenhauses nach Wittlich verabschiedet. Was bleibt, sind die Betten der Gynäkologie, die Fachärzte-Praxis im Haus sowie Stillcafé und Zwergennest. Für die Mitarbeiter ein wehmütiges Ende.

Mit der Schließung der Geburtshilfe im Cusanus-Krankenhaus endet ein langer Kampf der Beschäftigten. Bis zum Schluss hatten sie gehofft und sich für den Erhalt der Betten in Bernkastel-Kues eingesetzt. Doch vergeblich. Seit dem ersten Januar ist die Abteilung nach Wittlich, dem zweiten Standort des jungen Verbundkrankenhauses Bernkastel-Wittlich verlegt.Lediglich die Betten der Frauenheilkunde bleiben mit zehn statt zuvor 15 Betten für beide Bereiche an der Mosel. Daneben gibt es weiterhin im Haus die Fachärzte-Praxis Haas-Schommer-Eber, die Schwangere bis zur 20. Woche betreut, sowie die Vorzeige-Angebote "Stillcafé" und "Zwergennest". Seine Anstellung hat keiner der Mitarbeiter verloren, da alle hausintern oder nach Wittlich versetzt wurden.Bitteres Gefühl

Dennoch bleibt die Angst. Die weitere Entwicklung ist nicht vorherzusehen. Was vor allem aber bleibt, ist das bittere Gefühl, einen von Anfang an aussichtslosen Kampf geführt zu haben. Was einerseits mit der nachlassenden Akzeptanz nach den Säuglingsmisshandlungen zusammen hängt. Andererseits aber mit den Wirren des Hausherrn, der Caritas Trägergesellschaft Trier (ctt), und den Änderungen im Gesundheitswesen.Der Auslagerung liegt nach Ansicht von Frauenarzt Janos Eber "die Entwicklung der modernen Medizin" zugrunde. Eber bleibt wie seine Kollegen in Bernkastel, weil er sonst seinen Wohnort hätte wechseln müssen. Seit Ende der 60er Jahre seien Standards und Erwartungen kontinuierlich gestiegen. Um diese zu erhalten, habe in der Medizin eine Zentralisation eingesetzt.Jüngstes Beispiel: Der Landeskrankenhausplan, der für das Verbundkrankenhaus bis 2007 eine Bettenreduzierung um 43 vorgibt oder vom Ministerium zu genehmigende Klinik-Schwerpunkte. Die Geburtshilfe in Wittlich zusammenzuführen lag nahe, da es dort künftig neben der Kinderheilkunde einen Frühgeborenen-Schwerpunkt geben wird, den es bisher nur im Trierer Mutterhaus gab.Doch was kommt für den Abzug an der Mosel nach? "Kommt die Psychosomatik, und wenn ja, wann und in welchem Umfang?", fragt Mitarbeitervertreter Jörg Zimmer. Von Sorgen ist der Anästhesist trotz des in Kues geplanten Ambulanz-Schwerpunktes selbst auch nicht frei. Denn er und seine fünf Kollegen - zuständig für Kaiserschnitt, Schmerztherapie unter der Geburt sowie Neugeborenen-Erstuntersuchung - fürchten, "dass das operative Aufkommen sinken wird".Kinderkrankenschwester Christa Lotz ist nicht die Einzige, die sich wundert, dass leer stehende Betten ungenutzt bleiben sollen: "Das ist doch nicht wirtschaftlich." Die Stillbeauftragte, die weiter das Cusanus-Stillcafé betreuen wird, wechselt nach Wittlich, wo sie ein entsprechendes Angebot aufbauen soll.Von oben verordnetes Schweigen

Krankenschwester Christel Alt bleibt dagegen in der Bernkasteler Gynäkologie. Die Chance der Veränderungen sieht sie zwar, aber sie denkt auch an das Freizeit-Engagement für Zwergennest und Stillcafé: "Wir haben hier schon so viel Kraft eingesetzt". Trotz allem "Strampeln und Machen" hatten sie laut der Stillbeauftragten Christa Lotz für dieses Angebot nicht einmal werben dürfen. Das Schweigen war von oben verordnet, weil Publicity nach Rechtfertigung hätte aussehen können. Christa Lotz ist überzeugt: "Wenn die Öffentlichkeitsarbeit gelaufen wäre, dann wär hier nicht zu."Am schmerzlichsten für die Kolleginnen ist, "dass das Team zusammenfällt", wie Ina Heinemann feststellt. Die junge Frau ist eine von drei Hebammen, die nach Wittlich gehen. Die mit ihr wechselnde Kinderkrankenschwester Jutta Harings findet die Schließung der Geburtshilfe vor allem für den Hunsrück bedauerlich: "Sie ziehen den Kürzeren."Eine von ihnen, Anja Moseler-Ertz, wird in die Annalen des Krankenhauses eingehen. Die Morbacherin brachte am 29. Dezember in Kues Marie-Claire zur Welt, mit der die Liste der im Cusanus-Krankenhaus geborenen Kinder, darunter auch Bruder Jan-Hendrik (5), wohl endet. "Ich war zufrieden hier", meint die Wöchnerin. Einen Wechsel nach Wittlich kann sie sich nicht vorstellen: "Eher würde ich nach Hermeskeil gehen."

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