Gefährliches Flickwerk

Wintrich · Die K 85, die von Wintrich über Kasholz in den Hunsrück führt, ist wieder für den Verkehr freigegeben. Wie berichtet, war sie fünf Monate gesperrt. Doch wie schon zuvor ist dort Vorsicht geboten. Denn es wurden lediglich die größten Löcher verfüllt. Drumherum bröselt die Fahrbahn weiter vor sich hin.

Wintrich. Fünf Monate lang sind Anwohner der K 85 sowie Berufstätige geduldig Umwege - pro Weg mindestens fünf Kilometer - gefahren. Nun ist die Trasse von Wintrich über Kasholz in den Hunsrück wieder befahrbar. Allerdings sollte das Tempolimit von 50 oder 30 Stundenkilometern eingehalten werden, wie Anwohner empfehlen. "Man kann wieder fahren, aber nach wie vor vorsichtig", sagt Alexa Fischer.
Dabei verbinde diese Route Mosel und Hunsrück, wie sich am Wochenende nach der Freigabe gezeigt habe, als "Himmel und Menschen unterwegs" gewesen seien. Durch die Flickerei sei alles nur schlimmer geworden, bedauert Stefan Beringhoff. Für Zweiräder sei diese ausgewiesene Motorradstrecke viel zu gefährlich. Dass die Strecke für das "Zukippen von einigen Löchern" fünf Monate gesperrt worden sei, sei ein Skandal. Wie er hatte auch Irmgard Thul auf eine Fahrbahnerneuerung gehofft. Stattdessen sei die Strecke so schlecht wie seit vielen Jahren. Dabei passierten sie nicht nur Anwohner und Berufstätige, sondern auch Gäste und Kunden, die zu Ferienwohnungen, Pferdepensionen oder zum Gut Kasholz mit Hofladen und Grüngutannahmestelle wollten. Für Betriebe, die darauf angewiesen seien, sei das heftig. Zumal die "Flickschusterei" an den Fahrzeugen zwangsläufig Spuren hinterlasse.
Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM), kann den Unmut verstehen: "Der Fahrbahnzustand dieser Kreisstraße könnte sicherlich eine grundlegende Sanierung vertragen." Für 2011 stellt er aber lediglich "Ergänzungen in kleinerem Stil" in Aussicht. Das Flickwerk sieht er aber als Übergangslösung für die Straße, die seit Jahren in "keinem wünschenswerten Zustand" sei. Die Reihenfolge solcher Sanierungen liege jedoch im Verantwortungsbereich der Kreisverwaltung.
In deren Prioritätenliste taucht die K 85 laut Pressesprecher Alfons Kuhnen aber bisher nicht auf. Die neue Liste für das Haushaltsjahr 2012 werde Ende des Jahres erstellt. Welche Strecken saniert werden, entscheide der Kreistag aufgrund der Empfehlungen des Verkehrsausschusses. Eine Begutachtung der Strecke im Rahmen einer Kreisbereisung ist laut Kuhnen nicht erforderlich. In der Straßenzustandkarte sei die K 85 durchgängig rot. Daher sei es "unstrittig, dass sie kaputt ist" und Handlungsbedarf bestehe. Eine vorherige Verkehrszählung sei nicht geplant, verweist er auf 2005 gezählte 170 Fahrzeuge täglich.
Für Ortsbürgermeister Dirk Kessler ist das Flickwerk sehr unbefriedigend - nicht zuletzt mit Blick auf den Tourismus. "Man kann sich auch kaputtsparen", kritisiert er das allzu lange Hin ausschieben der Fahrbahnerneuerung. Der Unterbau sei total kaputt. Selbst Traktoren könnten dort nur im Kriechgang fahren und eine Fahrradtour hält er für lebensgefährlich. Auf seinem Schreibtisch liege das Thema obenauf, weil er in der nächsten Gemeinderatssitzung eine Resolution herbeiführen wolle, den Kreis auf die Dringlichkeit hinzuweisen.
Seiner Überzeugung nach muss die Praxis auf den Prüfstand, die Einnahmen aus der LKW-Straßenmaut ausschließlich für Bundesstraßen zu verwenden. Die gleichen Lastwagen, die dort unterwegs seien, seien auch auf Landes- und Kreisstraßen unterwegs. urs

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