Gegenwind für Reform und Rotoren

Manderscheid · Hoteliers und Gastronomen aus der Region Manderscheid machen mobil gegen die Windkraft. Sie fordern Mindestabstände von bis zu 4000 Metern zwischen Anlagen und touristisch wichtigen Punkten in der Verbandsgemeinde. Zudem befürchten sie, dass der Fremdenverkehr nach der Kommunalreform nicht mehr so wie bisher gefördert wird.

Manderscheid. Die unberührte Natur ist ihr Kapital. Hoteliers und Gastronomen aus der Region Manderscheid fürchten, dass das Landschaftsbild durch bis zu 200 Meter hohe Windräder zerstört wird. Mehrere solcher Anlagen sind in der Verbandsgemeinde geplant.
Die Ortsgruppe Manderscheid des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) möchte mit einer Unterschriftenaktion erreichen, dass bei der Fortschreibung des Landschafts- und Flächennutzungsplans touristische Schutzzonen eingerichtet werden, in denen keine Windräder gebaut werden können.
Kommunal reform


Bei einer Versammlung mit rund 20 Teilnehmern stellten Ortsverbandsvorsitzender Frank Weiler und Michael Molitor ein Schreiben vor, das dem Verbandsgemeinderat Manderscheid vorgelegt werden soll.
Wunsch der Dehoga ist, dass möglichst viele Bürger sich mit ihrer Unterschrift an der Aktion beteiligen.
Entsprechende Listen sollen ausgelegt werden. Die Hoteliers und Gastronomen fordern den Verbandsgemeinderat auf, durch entsprechende Abstände die Beeinträchtigung der Landschaft zu verhindern:
4000 Meter Abstand zwischen Windrad und besonderen Aussichtspunkten wie dem Mosenberg oder dem Burgberg.
3000 Meter Abstand zu landschaftsprägenden Orten wie dem Meerfelder Maar und dem Windsborn-Krater.
2000 Meter Abstand zu Kulturdenkmälern wie den Manderscheider Burgen oder Kloster Himmerod sowie Naturschutzgebieten und -denkmalen.
1500 Meter Abstand zu Orten mit viel Fremdenverkehr wie Meerfeld oder Manderscheid.
1000 Meter Abstand zu Lieser-, Salm-, Sametbach- und Kleines Kylltal. Mit ihren Forderungen liegen die Hoteliers und Gastronomen weit über dem, was bisher im Land Rheinland-Pfalz üblich ist.
Einigung bis 30. Juni


Normalerweise liegen die Abstände bei 1000 Metern bei geschlossenen Ortschaften und 400 Metern bei Einzelgehöften. Es ist jedoch nicht nur die von einigen Teilnehmern an der Dehoga-Veranstaltung befürchtete Verspargelung der Landschaft, die für Unmut sorgt.
Weitere Gespräche folgen


Auch fürchten viele Gastronomen und Hoteliers, dass nach einer Fusion der Verbandsgemeinden Manderscheid und Wittlich-Land die Förderung des Tourismus nicht mehr den aktuellen Stellenwert genießt. "In einem Gespräch hat mir Bürgermeister Christoph Holkenbrink gesagt, dass es für den Tourismus nicht mehr Geld als das Mindestmaß gibt", sagt Tobias Stadtfeld.
Wolfgang Schmitz sagt, dass es in der kommenden Woche erneut Gespräche geben werde. Er geht davon aus, dass es zu einer Einigung vor dem 30. Juni kommt. Denn nach diesem Datum will das Land keine Hochzeitsprämie zahlen. Schmitz sagt: "Wir müssen aufpassen, dass im touristischen Bereich nicht das kaputt gemacht wird, was wir uns in vielen Jahren aufgebaut haben."
Meinung

Den Frieden wahren
Alle wollen die Energiewende. Doch bitte nicht vor der eigenen Haustüre. Ein Paradebeispiel für diese Haltung liefern Gastronomen und Hoteliers im Manderscheider Land ab. Dort möchten Windkraftbetreiber Rotoren aufstellen. Die Touristiker fürchten nun um Landschaftsbild und ihre Zukunft. Das ist verständlich. Mit ihrer rigorosen Haltung und den geforderten Mindestabständen werden sie jedoch Schiffbruch erleiden. Es könnte der Eindruck entstehen, dass die in den Raum geworfenen Zahlen nur dazu dienen, den Bau von Windrädern im Manderscheider Land unmöglich zu machen. Das werden weder Windradbetreiber mitmachen noch Gemeinden, die sich von den Rotoren Geld für die kommunalen Kassen erhoffen. Auch das sind berechtigte Interessen. Nur wenn es gelingt, all diese Bedürfnisse mit einem angemessenen Schutz des Landschaftsbilds in Übereinstimmung zu bringen, kann der Friede gewahrt bleiben. Ansonsten droht ein Kleinkrieg wie beim ersten Windkraftboom vor mehr als zehn Jahren, als sich in anderen Teilen der Eifel ganze Dorfgemeinschaften untereinander bekriegten. h.jansen@volksfreund.de

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