Gelber Engel für 5,4 Millionen Euro

Wittlich · 50 Hubschrauber an 34 Orten hat der ADAC als größte zivile Luftrettungsorganisation in Deutschland. Eine Station gibt es seit 1975 am Wittlicher Krankenhaus. Seither steht der Name Christoph 10 in der Region für die schnelle Hilfe aus der Luft. Der allerneueste Christoph 10 ist ein besonderer: Es ist der 1000. Eurocopter. Mit Ausstattung ist er 5,4 Millionen Euro wert.

Wittlich. Geht es um die Luftrettung, ist er ist die Marke der Region: der gelbe Engel, Christoph 10. Unter diesem Namen sind von Wittlich aus seit 1975 Rettungshubschrauber unterwegs, mehr als 30 000-mal bislang. Zu tun gibt\'s immer mehr: Im ersten Jahr flog die Wittlicher Maschine bereits 397-mal, 2010 waren es 1832 Einsätze (siehe Extra).
Die neueste Maschinen-Generation heißt nach der deutsch-französischen Firma Eurocopter, ein Tochterunternehmen des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS. Hergestellt werden die Eurocopter, kurz EC 135, in Donauwörth, Bayern. Der Jubiläumshubschrauber, der 1000. dieser Serie -, kommt Anfang September nach Wittlich.
Dabei hat "der Alte" noch längst nicht ausgedient. Diese Maschine ist seit 1996 im Einsatz und hat 6233 Flugstunden und 39 190 Starts und Landungen hinter sich. Sie soll verkauft werden. "Aufgrund der gründlichen Wartung und der ständigen Erneuerung aller wichtigen Komponenten altert ein Luftfahrzeug nicht so schnell wie ein PKW", erklärt dazu Jens Richter, Pressesprecher und Leiter der ADAC-Rettungsstation in Wittlich.
Dort arbeitet er auch als Pilot und freut sich mit seinen zwei weiteren Kollegen auf das neueste Modell: "Genauso wie es schön ist, ein neues Auto zu fahren, ist es natürlich toll, einen neuen Hubschrauber zur Verfügung zu haben.
Neben dem modernen Cockpit, in dem die Rundinstrumente durch Bildschirme ersetzt sind, und der Leistungssteigerung kommen natürlich auch viele kleine Details zum Tragen, die die Arbeit angenehmer gestalten. Und natürlich ist auch die medizinische Ausrüstung auf dem aktuellen Stand der Technik."
Die neue EC135 kostet fertig ausgestattet 5,4 Millionen Euro. "Die Maschine wurde von der ADAC Luftrettung GmbH gekauft und in der Werft der ADAC Luftfahrt Technik GmbH in Sankt Augustin für den Einsatz als Rettungshubschrauber ausgerüstet", sagt Jens Richter.
Naturgemäß kennt er die technischen Daten seines künftigen Arbeitsplatzes: "Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 155 Knoten, das entspricht 287 Stundenkilometern. Die Reisegeschwindigkeit liegt mit mit 242 Stundenkilometern etwas niedriger. So legen wir pro Minute vier Kilometer Luftlinie zurück." Die maximale Flughöhe beträgt 3048 Meter, und mit 450 Litern Kerosin im Tank wird ein Radius von 50 bis 70 Kilometern um Wittlich abgedeckt.
Und was ist das Besondere am Eurocopter, auf den der ADAC seit Jahren setzt? Richter nennt Zuverlässigkeit, geringe Wartungskosten, hohe Reisegeschwindigkeit, hervorragende Steuerfolgsamkeit und eine kompakte Größe, die Landungen auch auf kleinstem Raum zulässt. Den Dienst mit dem Christoph 10 versehen insgesamt drei Piloten, sechs Rettungsassistenten und 16 Notärzte. Und wenn sie in die Luft gehen, ist es leiser, als man gemeinhin vermutet. "Die EC 135 liegt mit 88,4 Dezibel 6,2 Dezibel unterhalb der gesetzlichen Grenze von 94,6", sagt Jens Richter. Zum Vergleich: Im Wittlicher Hallenbad wurden vo r dem Anbringen der Akustiksegel Spitzenwerte von bis zu 90 Dezibel gemessen.
Im Jahr 2010 startete der Christoph 10 zu 1832 Einsätzen. Davon entfielen 52 Prozent auf internist ische Notfälle, 15 Prozent auf neurologische Notfälle und 28 Prozent auf Notfälle wie Arbeitsunfälle, Verkehrsunfälle, Kindernotfälle. Dazu, dass sich die Zahl der Einsätze seit dem Anfangsjahr mehr als vervierfacht hat, sagt Jens Richter: "Die stetig steigende Einsatzfrequenz ergibt sich sicherlich aus mehreren Faktoren. Angefangen mit dem steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung bis hin zu Problemen bei der notärztlichen Versorgung im ländlichen Bereich. Hier kann der Hubschrauber Versorgungslücken überbrücken. Darüber hinaus stellt es sich in der Region aufgrund der Geografie für den bodengebundenen Rettungsdienst oftmals als schwierig dar, den Patienten innerhalb der goldenen Stunde ab dem Eintreten des Notfalls in der Klinik zu übergeben." Zur Erläuterung: Als goldene Stunde bezeichnet man laut Jens Richter die erste Stunde nach dem Eintritt eines Unfalls/Ereignisses, in der der Patient zur weiteren Versorgung in einem geeigneten Krankenhaus eingeliefert sein sollte. Jede Verzögerung über diese Stunde hinaus erhöht die Wahrscheinlichkeit von Spätfolgen bis hin zum Tod. sos

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