Geld, das in der eigenen Heimat ankommt

Bernkastel-Kues · Viele Menschen wollen Geld so spenden oder stiften, dass es in der Region bleibt und nicht an anonyme große Organisationen geleitet wird. Die Sparkasse Mittelmosel-Eifel Mosel Hunsrück hat für diesen Zweck eine Stiftergemeinschaft gegründet.

 Mit dieser Urkunde wurde die Stiftergesellschaft der Sparkasse offiziell anerkannt. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Mit dieser Urkunde wurde die Stiftergesellschaft der Sparkasse offiziell anerkannt. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Bernkastel-Kues. Was tun, wenn man keine Erben, aber viel Geld auf der hohen Kante hat, und sich für die Region einsetzen will? Mit diesem Problem beschäftigen sich manche ältere Menschen. Sie würden sich freuen, wenn das Vermögen, das sie in ihrem Leben erwirtschaftet haben, einem konkreten Zweck in ihrer Umgebung zukommen könnte, wenn schon keine Erben da sind. Andere Menschen möchten gerne zu Lebzeiten schon etwas spenden, um Projekte in ihrer Nachbarschaft zu unterstützten.
Und manch einer hat ein beträchtliches Vermögen, das er gerne in eine Stiftung überführen möchte, um langfristig und nachhaltig mit den jährlichen Zinsen dieses Vermögens gemeinnützige Projekte zu unterstützten - und das auch steuerlich geltend zu machen.Nachhaltiges bewirken


"Viele Bürger wollen in der Region etwas Nachhaltiges bewirken und uns haben auch viele Bürger angesprochen, weil sie wissen wollen, wie sie mit ihrem Geld Gutes tun können", sagt auch Edmund Schermann vom Vorstand der Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück. Aus diesem Grund hat die Bank nun eine Stiftergemeinschaft gegründet.
Die Stiftergemeinschaft übernimmt die juristischen Formalitäten, die zum Beispiel für die Gründung einer einzelnen Stiftung notwendig sind. "Das ist eine Plattform für alle Bürger", sagt Schermann. Spenden könne man schon ab einem Euro. Ab 25 000 Euro könne man einen eigenen Stiftungsfonds einrichten, der dann auch den eigenen Namen tragen kann. Der Stifter kann verfügen, dass das Geld an einen bestimmten Zweck gebunden wird, er kann das Geld aber auch der Stiftergemeinschaft überlassen.
Deren Verwendungszwecke sind klar definiert, so Schermann: Mildtätigkeit, Wissenschaft und Forschung, Jugend- und Seniorenhilfe, Kunst und Kultur, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Erziehung, Volks- und Berufsbildung, Naturschutz und Landschaftspflege und der Tierschutz. Um das Projekt anzuschieben, habe die Sparkasse ein Gründungskapital von 50 000 Euro zur Verfügung gestellt.
Eine erste Stifterin gibt es bereits, wie Edmund Schermann erklärt. Dabei handelt es sich um Lieselotte Treiber aus Treis-Karden, der daran gelegen ist, dass ihr Geld in der eigenen Heimat ankomme. Die Höhe des Betrages will die Stifterin aus Gründen der Diskretion allerdings nicht nennen. Zu einer ersten Ausschüttung der Stiftergemeinschaft soll es bereits im nächsten Jahr kommen, so Schermann. Die Jugendfeuerwehren in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell sollen dann mit insgesamt 1000 Euro unterstützt werden.Meinung

Kräfte in der Region konzentrieren
Mit einer Stiftergemeinschaft, die Geld aus der Region für die Region bündelt, um damit gemeinnützige Initiativen zu unterstützen, geht die Sparkasse Mittelmosel-Eifel Mosel Hunsrück einen Weg, der in die richtige Richtung weist. Angesichts einer zunehmend globalisierten Welt ist es sinnvoll, denjenigen Bürgern, die ihr Engagement und ihre Kraft in der Region halten wollen, dafür eine Grundlage zu schaffen. Das ist ein Mosaikstein eines Trends, der immer stärker wird und die Kräfte in der Region konzentriert. Ein weiteres Beispiel ist die Gründung der Cusanus Hochschule in Bernkastel-Kues, deren Genehmigungsverfahren derzeit noch läuft. An dieser Schule sollen in naher Zukunft Studiengänge der Wirtschaftswissenschaften angeboten werden, bei denen der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Umwelt liegt. Die Schule richtet ihr Angebot erklärtermaßen auch an den Nachwuchs der hiesigen Wirtschaft. Ein drittes Beispiel ganz anderer Art ist das Projekt "Zu Hause alt werden". Dabei geht es um ehrenamtliches Engagement, das es älteren Menschen ermöglichen soll, möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung, in ihrer Heimat, leben zu können. Die Grundlage all dieser durchaus unterschiedlichen Projekte ist ein gehöriges Maß an Mut zur Selbsthilfe. Es ist die Freude, den Menschen zu helfen die einem nahe sind, die in der Region leben. Denn nur so sind auch die Folgen dieses Engagements unmittelbar erlebbar. Das macht Freude und das ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Wer die Probleme vor der Haustür selbst anpackt, kriegt sie nämlich eher in den Griff, als wenn er nur herumjammert. hp.linz@volksfreund.deExtra

Ab einem Euro können Bürger in die Bürgerstiftung spenden. Das Geld kommt unmittelbar dem Stiftungszweck zugute. Ab 5000 Euro ist eine Zustiftung möglich. Diese erhöht das Stiftungsvermögen. Mit dessen Erträgen werden einzelne Fördermaßnahmen bezahlt. Ab 25 000 Euro kann jeder einen eigenen Stiftungsfonds errichten. Das Vermögen bleibt dann langfristig erhalten. Die Erträge werden nach den Vorgaben des Stifters ausgeschüttet. Der Stifter kann also den Zweck genau festlegen, zum Beispiel ein Tierheim oder ein Sportverein. Stiften können Menschen sowohl zu Lebzeiten als auch testamentarisch. Dabei sind auch Steuervergünstigungen möglich. hpl

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