Geld oder Leben! – Von Romantik keine Spur

FRANKFURT. (red) Auch mit den Hunsrücker Räubern des 18. und 19. Jahrhunderts befasste sich die Ausstellung "Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub" in Frankfurt.

Mit der Fehlvorstellung vom "guten" Räuber, der den Reichen nimmt und den Armen gibt beziehungsweise den Besatzern schadet und den Unterdrückten hilft, räumt eine Ausstellung auf, die von Februar bis September 2006 im Museum für Kommunikation in Frankfurt zu sehen war und in den nächsten Jahren noch in Hamburg und Nürnberg zu besichtigen sein wird. Besondere Beachtung finden in ihr auch die Hunsrücker Räuber um den "Schwarzen Peter", das "Raubtier von Hüttgeswasen" und den "Schinderhannes" (Johannes Bückler alias "Johannes durch den Wald") - beide keine gebürtigen Hunsrücker. Räuberromantik ade: Einbrüche, Schuldgelderpressungen, Straßenraub, Mord und Totschlag aus Geldgier und anderen niederen Motiven markieren den Weg der Gesetzlosen. In der durch politische Instabilität gekennzeichneten Zeit zwischen Französischer Revolution und Wiener Kongress konnten Banden alten Stils wie die Moselbande (Johann Jakob Krämer, genannt "Iltis Jakob") die Birkenfelder Bande (Philipp Gilcher) oder die Bande des "Hölzerlips", dem wandernden Holzhändler Georg Philipp Lang aus dem Odenwald, auf deren Konto unzählige Gewaltdelikte gehen, ein letztes Mal wachsen und sich entfalten. Die Räuber fanden Unterstützung durch Hausierer, Krämer, Wirte, Müller und andere, die als Kundschafter und Hehler dienten und für Unterschlupf sorgten. Eine gehörige Portion Antisemitismus war bei Überfällen auf jüdische Kaufleute immer mit im Spiel. Oft starben die Opfer an den Spätfolgen ihrer Misshandlung. Das territorial zersplitterte alte Reich ermöglichte die rasche Flucht über Landesgrenzen, um sich den Strafverfolgungsbehörden zu entziehen. Die Bande um Johannes Bückler wechselte zum Beispiel regelmäßig über den Rhein. Eher zufällig wurde der "Schinderhannes" - im Vergleich zum Niederländer Abraham Picard, einem der meistgesuchten Verbrecher seiner Zeit, war er nicht mehr als eine lokale Größe und musste zum Beispiel bei dem Überfall auf die Thurn- und Taxissche Posthalterei in Würges am 10. Januar 1801 für diesen Schmiere stehen - am 31. Mai 1802 in der Nähe Weilburgs bei einer Kontrolle aufgegriffen und am 21. November 1803 vor den Toren von Mainz hingerichtet. Ausstellungstermine: Museum für Kommunikation Hamburg (15. Februar bis 16. September 2007); Museum für Kommunikation Nürnberg (31. Januar bis 14. September 2008). Ausstellungskatalog: Klaus Beyrer (Hrsg.), Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub. Eine Publikation der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Edition Braus im Wachter Verlag, Heidelberg. ISBN 3-89904-210-7.

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