Geliebte Rebe, seliger Durst

TRABEN-TRARBACH. Weinfreunde gibt es viele an der Mosel. Besonders leidenschaftliche Liebhaber dieses edelsten aller Getränke sind die Mitglieder der Weinbruderschaft. 1967 wurde diese Vereinigung gegründet. Dr. Dieter Schnitzius aus Traben-Trarbach ist seit fünf Jahren Bruderschaftsmeister.

Was gibt es Angenehmeres als beim Wein über den Wein zu sprechen, zu fachsimpeln, vielleicht auch ein bisschen zu träumen? Mit besonders großer Leidenschaft betreiben das die 350 Mitglieder der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer. Seit 1967 besteht diese Vereinigung, die sich zum Ziel setzt, "das Wissen um den Wein und seine Qualität zu fördern und die Liebe zum Wein, insbesondere zum Moselwein, zu vertiefen". Seit fünf Jahren ist Dr. Dieter Schnitzius aus Traben-Trarbach, der kürzlich - natürlich bei zahlreichen guten Flaschen Moselwein - seinen 70. Geburtstag feierte, Bruderschaftsmeister, sprich Vorsitzender. Allein die Titel der Präsidiumsmitglieder deuten bereits darauf hin, dass man es hier nicht mit einem gewöhnlichen Verein zu tun hat, sondern mit einer Organisation, die auf Tradition Wert legt und ein wenig der modernen Welt und schnelllebigen Zeit trotzen will. Der stellvertretende Vorsitzende ist der Bruderschaftskanzler, der Geschäftsführer nennt sich Secretarius und die zwei Zeremonienmeister sorgen dafür, dass die stets weinbezogenen Veranstaltungen das notwendige Niveau haben. Dieter Schnitzius war dabei, als vor 38 Jahren die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer aus der Taufe gehoben wurde. Bekannte Namen der Mosel-Weinwirtschaft, wie Dr. Karl Christoffel aus Ürzig, Professor Wilhelm Gärtel von der Biologischen Bundesanstalt Bernkastel-Kues oder Dr. Karl-Heinz Faas, langjähriger Leiter der Landeslehranstalt Trier, gehörten zu den Männern der ersten Stunde. Über 40 Weinbruderschaften gibt es in Deutschland, in fast jedem Anbaugebiet findet man sie, aber auch nicht wenige in den Verbrauchergebieten. Ob in Köln, Hannover, Berlin, Bremen oder Hamburg: Überall finden sich Menschen, die die Weinkultur pflegen wollen und ihr Wissen über den Rebensaft stets erweitern und weitergeben wollen - gemäß ihrem Wahlspruch "Amata vitis, beata sitis" (geliebte Rebe, glückseliger Durst). Die Weinbrüder und -schwestern von der Mosel, darunter sind auch Männer und Frauen aus Belgien, Holland und Frankreich, halten seit vielen Jahren an einem festen Jahresprogramm fest. Im März wird ein Colloquium abgehalten, im Monat Mai eine weinkulturelle Exkursion in ein deutsches oder benachbartes Weinbaugebiet gestartet, im Juni eine musische Weinstunde mit Beiträgen aus Literatur, Kunst und Musik zelebriert und im Juli eine Weinwanderung unternommen. Im September werden Gutsführungen mit Wein- und Sektproben angeboten, und im November findet der Bruderschaftstag in Kloster Machern statt. In den vergangenen 37 Jahren, seitdem die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer besteht, hat sich der Weinbau an der Mosel grundlegend gewandelt. Die Rebfläche ist zurückgegangen und wird noch weiter zurückgehen. Mosel als Weltkulturerbe anerkennen

Mit Sorge betrachtet Schnitzius diese Entwicklung, sieht aber auch viel positive Veränderungen. "Die Weinqualität hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm gesteigert. Nie zuvor gab es so viele gute Weine an der Mosel", meint der Bruderschaftsmeister. Weinbaupolitik ist für die Weinbruderschaft kein Thema. Und doch betreibt die Vereinigung seit mehreren Jahren mit viel Engagement ein Projekt, dass besonders ihrem Bruderschaftsmeister am Herzen liegt: Die Anerkennung des Moseltals als Weltkulturerbe. Der Mittelrhein hat diesen werbeträchtigen Status bereits erhalten, warum sollte es nicht auch der Mosel gelingen?, meint Schnitzius. Er weiß, dass es nicht einfach wird und vielleicht noch viele Jahre dauern kann, bis diese Idee Früchte trägt. Doch er will nicht locker lassen und sich mit Hilfe von Mitstreitern Gehör verschaffen. Schnitzius: "Die Mosel mit ihren einmaligen Steillagen und seinen Kulturdenkmälern - das muss international gewürdigt werden."

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